Menschliche Kommunikation
verstand sich mit ihm ausgezeichnet. Wie oft kam er nach Hause und sagte
(die Mutter imitiert einen erschöpften Seufzer): Minute länger aushalten>» [135, S. 3 f.]
Ein ähnliches Beispiel, das aus einem unserer eigenen Forschungsprojekte stammt, ist das einer Mutter, deren schizophrener Sohn eines Tages mit
seinem Kleinkalibergewehr Löcher in Möbel, Wände und Fenster der Wohnung zu schießen begann. Auf die Frage, was sie in dieser gefährlichen Situation getan habe, antwortete die Mutter ärgerlich: «Ich sagte ihm zum hundertsten Male, dass er nicht in der Wohnung spielen soll.»
16 Teile dieses Abschnitts wurde zuerst [153] veröffentlicht.
" Eine Übersicht über einige der früheren Artikel und eine ausführliche
Darstellung dieser Paradoxie findet sich bei Nerlich [108]; vgl. auch Gardners [50] ausgezeichnetes Resümee, das die meisten der Einkleidungen enthält, in denen diese Paradoxie dargestellt worden ist.
19 Bekanntlich ist das Gefangenendilemma (der Name stammt von einer
bestimmten Einkleidung des Spielmodells) ein Nicht-Nullsummenspiel im
Sinne der mathematischen Spieltheorie. Das heißt, dass der Gewinn des einen
Spielers nicht dem Verlust des (oder der) anderen entspricht und die Summe
von Gewinn und Verlust daher nicht Null ist, wie z. B. beim Würfeln, Wetten
usw. Bei Nicht-Nullsummenspielen ist Koalition und Zusammenarbeit nicht
nur nicht unmöglich (wie in Nullsummenspielen), sondern kann sogar die
beste Spielstrategie für alle Spieler sein, auch wenn sie ausschließlich auf
ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Um diesen wichtigen Unterschied näher
zu umreißen, sei Folgendes bemerkt: Bis zur Erfindung der Kernwaffen
waren Kriege (wenigstens theoretisch) Nullsummenspiele, aus denen ein Sieger und ein Besiegter hervorging. Seit 1945 ist die Lage zumindest zwischen
den Supermächten ein Nicht-Nullsummenspiel, da beide bei einem Atomkrieg verlieren würden und für beide daher wenigstens begrenzte Zusammenarbeit im eigenen Interesse und zum Vorteil beider ist.
18 As Vertrauen wird selbstverständlich durch etwaige frühere Erfahrungen mit B bestimmt, und die Erfahrung, die er mit B im vorliegenden Fall
macht, wird den Grad seines Vertrauens in B in Zukunft mitbestimmen. Für
unsere augenblicklichen Überlegungen darf dies jedoch beiseite gelassen
werden.
20 Ausführliche Beschreibungen dieses Spiels finden sich in Rapoport
[118] und Schelling [133].
' Man vergleiche dies mit dem berühmten Zen Koan (einem paradoxen
Meditationsthema), den Tai-hui mittels eines Bambusstockes gab: «Wenn ihr
dies einen Stock nennt, so bejaht ihr; wenn ihr es nicht einen Stock nennt,
verneint ihr. Jenseits von Bejahung und Verneinung, was wollt ihr es
nennen?»
2 Dies ist, wie bereits in Abschnitt 6.434 erwähnt, der grundlegende
Unterschied zwischen einer Doppelbindung und einer Kontradiktion.
4 Klinische Erfahrung lehrt allerdings, dass man für eine erfolgreiche
psychotherapeutische Intervention nur eine begrenzte Zeitspanne zur Verfügung hat. Es scheint in der Natur menschlicher Beziehungen zu liegen, dass
sich das neue System verhältnismäßig bald so weit verfestigt, dass der Therapeut selbst mehr oder weniger in ihm verstrickt sein kann und daher viel von
seiner Nützlichkeit einbüßt. Dies trifft besonders für Familien mit einem
schizophrenen Mitglied zu, deren Fähigkeit, alles zu absorbieren, das ihre
Stabilität (ungeachtet der chaotischen Oberflächenmanifestationen) zu
beeinträchtigen droht, wirklich erstaunlich ist. Dem Therapeuten steht dann
nur die Möglichkeit offen, einen anderen Therapeuten zu konsultieren. Nur
dadurch, dass er sich über dieses Problem mit einem anderen auseinandersetzt, kann er aus der Situation heraustreten, in der er gefangen ist.
' Auf internationaler Ebene liegen die Dinge ganz analog. Osgood
beschreibt die identische Beziehungsstruktur mit folgenden Worten:
... Unsere politischen und militärischen Führer sind praktisch einstimmig in ihren öffentlichen Erklärungen, dass wir im Rüstungswettlauf führend werden und führend bleiben müssen; ebenso einstimmig schweigen sie
sich aber darüber aus, was dann geschehen soll. Angenommen, wir erreichen
den Zustand der idealen gegenseitigen Abschreckung - der Fähigkeit zur
vollkommenen Vernichtung von atomsicheren Festlandbasen oder schwer zu
treffenden Unterseebooten aus - was dann? Kein vernünftiger Mensch kann
sich unseren Planeten auf
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