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Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 3 - Löwentod: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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Sache näherte.
„Unter den französischen Rittern befand sich ein Adeliger namens Robert de Marle, der sich besonders darin hervortat, den flüchtenden Armbrustschützen Einhalt zu gebieten. Wütend wie ein schnaubender Stier schwang er seinen Zweihänder, schlug gnadenlos auf die Unglücklichen ein, die in seinen Augen schmähliche Verräter waren. Robert de Marle begnügte sich nicht damit, ihre Flucht zu stoppen. Er schlug ihnen gleich die Köpfe ab!“
An dieser Stelle horchte Hartmann auf. Auch Heinrich beugte sich interessiert vor.
„Es gibt nicht viele Menschen, die mit Zweihändern umgehen können“, fuhr der Bärtige fort. „Selbst unter Söldnern und Soldaten genießt man hohes Ansehen, wenn man diese Form der Waffenkunst beherrscht. Robert de Marle beherrscht sie wie kaum ein zweiter.“
„Worauf wollt Ihr hinaus?“ Hartmann ertrug sein eigenes Schweigen nicht länger.
„Robert de Marle wütete bei Crécy wie ein Berserker. Zwar fand auch der eine oder andere Engländer unter seinen Schwertstreichen den Tod. Doch es waren vor allem Leute aus den eigenen Reihen, die er ins Jenseits beförderte. Durch sein Verhalten hat er sich nicht eben viele neue Freunde gemacht.“
„Das mag ja sein. Aber ...“
„Geduld, edler Herr, Geduld. Schon gleich sollt Ihr erfahren, was es damit auf sich hat.“ Er spitzte unschuldsvoll den Mund. „Vielleicht sind meine Auskünfte Euch ja ein paar weitere Münzen wert.“
Hartmanns Gesicht färbte sich dunkelrot. „Halunke! Gleich werd’ ich Euch ...“
Heinrichs beschwichtigende Geste hielt ihn zurück. „Lasst es nur gut sein, Hartmann. Wir sollten dem guten Mann geben, was ihm gebührt, nicht wahr?“
Widerwillig schob Hartmann zwei weitere Münzen über den Tisch. „Und jetzt heraus mit der Sprache“, polterte er.
Der Fremde steckte das Geld ein und entblößte erneut seine unvollständigen Zahnreihen. „Wie ich bereits sagte, Robert de Marle hat nicht viele Freunde seit dem Tag von Crécy. Es gibt eine Reihe einflussreicher Rachesüchtiger, die den Tod ihrer enthaupteten Freunde oder Verwandten rächen wollen. Seit fast vier Jahren befindet sich Robert ständig vor ihnen auf der Flucht. Und seit einigen Wochen“, er verfiel in ein Flüstern, „befindet er sich in Aachen.“
Hartmann rieb sich erregt sein Kinn. „Soll das etwa heißen, Ihr glaubt ...“
Der andere hob abwehrend beide Hände. „Ich glaube gar nichts. Ich gab Euch nur mein Wissen preis. Welche Schlussfolgerungen Ihr daraus zieht, geht mich nichts an.“
„Da habt Ihr völlig recht“, meinte Heinrich nachsinnend. „Die Schlussfolgerungen sind natürlich allein unsere Sache ...“

12. Kapitel
    Nur wenig vom grellen Tageslicht drang in das Häuschen der alten Hebamme Sibylle am Rand des Meroder Waldes. Sibylle freilich bedurfte des Lichtes nicht, die Sehkraft ihrer getrübten Augen war ohnehin miserabel und die Tätigkeit, die sie hinter einem Pult hockend verrichtete, war ihr im Laufe der Zeit in Fleisch und Blut übergegangen. Minze, Salbei, Hirtentäschel, Lungenkraut – all diese Kräuter, die dort getrocknet und in Häuflein gemengt vor ihr lagen, vermochte sie allein durch ihren sagenumwogenen Tastsinn zu bestimmen. Mit rituell anmutenden Handgriffen beförderte sie die Substanzen nacheinander in einen Mörser aus Stein, wo sie unter den stampfenden Bewegungen des Stößels zu einem feinen Pulver zerrieben wurden.
Sibylles Gedanken schweiften – wie immer, wenn sie in in ihrer Arbeit versank – in die Vergangenheit. In Zeiten, die besser gewesen waren als das Heute, übersichtlicher. In Zeiten, als es nur einen einzigen Herrn von Merode gegeben hatte – und der hatte nicht unter der Fuchtel eines fremden Grafen gestanden. Jülich? War einst ein Ort in einer anderen Welt gewesen. Die Meroder hatten ihr Schicksal noch selbst in der Hand gehabt. Doch diese Zeiten schienen Ewigkeiten zurückzuliegen. Damals war sie noch eine junge Frau gewesen. Und sie hatte geliebt. Den Jakob, Sohn eines Meroder Bauern. Ihre Liebe war ein Geheimnis gewesen, hätte doch Jakobs Vater niemals einer Hochzeit zugestimmt. Sibylles Vater war ein Köhler gewesen, der, wie alle Menschen, die einsam und abseits einer Gemeinschaft leben, mit dem zweifelhaften Ruf eines Außenseiters behaftet war. Jakob indessen hatte sich einen Dreck um das Gerede der Leute geschert. Er hatte Sibylle geliebt, bedingungslos, von ganzem Herzen. Ihre Liebe war stürmisch und leidenschaftlich gewesen. Der Gedanke an diese Liebe

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