Die 39 Zeichen 04 - Der Schatz des Pharao
Prolog
Nach dem Tode Grace Cahills gibt es bei der Testamentseröffnung eine Überraschung: Grace hat ihre Erben vor die Wahl gestellt, entweder eine Million Dollar aus ihrem umfangreichen Vermögen anzunehmen oder auf das Geld zu verzichten und dafür bei einer Art »Wettbewerb« mitzumachen, in dem 39 Zeichen die Teilnehmer am Ende zu einem Geheimnis führen sollen, das dem Gewinner unvergleichliche Macht verspricht.
Der elfjährige Dan und die 14-jährige Amy Cahill, Grace’ geliebte Enkelkinder, beschließen, die Herausforderung anzunehmen. Die beiden Waisen verzichten auf das Geld und entscheiden sich stattdessen für die ungewöhnliche Rätseljagd, die sie schließlich nicht nur um die ganze Welt führen soll, sondern sie auch mit der Geschichte ihrer berühmten Familie konfrontiert.
Mit dieser Entscheidung begeben sie sich in größere Gefahr, als sie zunächst ahnen, denn ihre konkurrierenden Verwandten scheinen in jeder Hinsicht skrupellos zu sein: die Geschwister Kabra – Ian und Natalie – sind im selben Alter wie Dan und Amy und gehören dem Familienzweig der Lucians an, den strategisch und politisch begabten Cahills; auch Irina Spasky, ehemalige und hochgefährliche KGB-Agentin ist eine Lucian; der Film- und Musikstar Jonah Wizard dagegen ist ein Janus, der künstlerische Zweig der Familie; die fünfköpfige Familie Holt ist Teil des Tomas-Clans, der physisch und militärisch ausgerichtet ist; und schließlich gibt es da noch Alistair Oh, einen verarmten Industriemagnaten, der zu den Ekaterina gehört, die vor allem auf technisch-erfinderischem Gebiet hervorstechen.
Welchem Zweig Amy und Dan angehören, hat ihnen ihre Großmutter nie verraten.
In Tokyo entschließen sich die beiden, die Hilfe von ihrem Onkel Alistair anzunehmen. Gemeinsam stoßen sie auf eine Spur, die sie weiter nach Korea zum Schatz des legendären japanischen Feldherrn Hideyoshi führt. Die Lösung des nächsten Rätsels scheint auf der Hand zu liegen:
GOLD.
Doch Hideyoshis Schatz birgt noch ein anderes Geheimnis: einen Spiegel, in Form einer ägyptischen Pyramide …
Erstes Kapitel
Wenn man Amy Cahill gefragt hätte, was sie blöd an elfjährigen Brüdern fand, wäre der erste Punkt auf ihrer Liste ganz sicher »ihre Angewohnheit plötzlich zu verschwinden« gewesen.
Oder vielleicht doch die Tatsache, dass sie überhaupt existierten.
Und dann gab es da natürlich auch noch ihre Vorliebe für das Alphabetrülpsen …
Amy stand mitten auf dem Khan el-Khalili- Basar in Kairo, drehte hektisch den Kopf hin und her und hielt Ausschau nach ihrem Bruder Dan. Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren – der Jetlag machte ihr immer noch zu schaffen. Einen Augenblick zuvor war Dan noch neben ihr gestanden. Dann hatte sie sich für zwei Sekunden abgewandt, um einen Nofretete-Bleistift zu kaufen, und als sie sich wieder umdrehte, war er verschwunden.
Die Luft war schwer von Hitze, Musik und den lauten Rufen der Händler. Bunte Fahnen wehten über ihrem Kopf. Touristen schlängelten sich durch die Straßen, trugen ihre Rucksäcke auf dem Bauch, um sich vor Taschendieben zu schützen, und stoppten alle paar Minuten, um ein Foto zu machen. Eine Frau mit einem Kopftuch wich einer Reihe türkisfarbener Stühle aus, während sie ihre beiden Jungs verfolgte. Ein Mann balancierte mit einer Hand eine Schale voller Orangen auf dem Kopf. Eine Touristin mit einer Baseballkappe und einem T-Shirt mit der Aufschrift I WANT MY MUMMY schritt an Amy vorüber und hielt sich die Kamera vor das Gesicht.
Amy fühlte die heiße Luft in Wellen über ihre Haut streifen. Sie hoffte inständig, dass sie nicht ohnmächtig werden würde. Farben flimmerten, Gesichter lösten sich auf, fremde Geräusche drangen an ihr Ohr. Sie hatte Menschenmengen noch nie leiden können, und Kairo schien die Stadt zu sein, in der sie erfunden worden waren. Sie wandte sich um und behielt dabei die Hand an ihrer Gürteltasche. Ihr Au-pair-Mädchen Nellie Gomez stand nur ein paar Schritte von ihr entfernt und feilschte um Gewürze. Amy konnte ihre halb blond, halb schwarz gefärbten Haare kurz aufblitzen sehen.
Vor weniger als einer Stunde waren sie in einem Taxi vom Flughafen in die Innenstadt von Kairo gefahren. Als der Taxifahrer ganz nebenbei aus dem Fenster deutete und sagte: »Hier fängt der Khan- Basar an, sehr guter Platz«, hatte Nellie plötzlich »Stopp!« geschrien. Noch bevor sie wussten, was mit ihnen geschah, waren sie mitsamt Gepäck und Katzenbox auf dem
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