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Messertänzerin

Messertänzerin

Titel: Messertänzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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festkrallten.
    Verzweifelt begriff Divya, dass sie nicht mehr die Kraft hatte, sich gegen den letzten Befehl zu wehren – als plötzlichdie Tür zum Turm aufgerissen wurde. Mit unendlicher Überwindung schaffte sie es, noch einmal über den Fensterrand zu spähen. Gerade im richtigen Moment, um Tajan mit zwei Wachen hereinstürmen zu sehen – die wesentlich zögerlicher als er den Raum betraten und das verbrannte Gesicht des alten Mannes entsetzt anstarrten.
    Tajans Anblick durchfuhr Divya wie ein Blitz, und der Gedanke, dass er sie sogar kurz angesehen hatte, verscheuchte für einen Augenblick Sanneans Willen aus ihrem Kopf. Aber vielleicht war es auch eine Täuschung gewesen, denn er wandte sich gleich wieder ab und verneigte sich vor dem Magier.
    »Ihr habt uns gerufen?«, fragte er.
    »Da habt Ihr Euch wohl verhört«, knurrte Sannean. »Abgesehen davon, dass niemand diesen Turm betreten darf.«
    »Außer in einem Notfall«, widersprach Tajan und schob den alten Mann unsanft beiseite. »Erlaubt Ihr, dass wir uns kurz umsehen?«
    »Nein!«, fauchte Sannean und wies den Eindringlingen deutlich die Tür.
    »Vielen Dank«, erwiderte Tajan und ignorierte die Geste des Magiers und die leisen Proteste der beiden Wachen. Langsam ging er durch den Raum. Divya konnte an seiner Haltung erkennen, dass er nach der wahren Gefahr suchte, während er den entstellten alten Mann wohl für wunderlich und harmlos hielt. Deshalb entging es auch seiner Aufmerksamkeit, dass der Magier sich seinen Silberplatten näherte und sie berührte.
    Divya spürte ihre Finger kaum noch. Ein Wunder, dass sie sich so lange gehalten hatte!
    »Die Lichter «, keuchte Divya, vermutlich viel zu leise fürTajan. Kaum merklich wandte er den Kopf in ihre Richtung. Hatte er sie gehört?
    »Schnell! Er kann ihnen befehlen«, fuhr sie atemlos fort. »Gleich lähmt er auch deinen Willen!«
    Für einen Moment bemerkte Divya ein Flackern in seinen Augen. Diesmal hatte er sie verstanden! Aber war er schon unter Sanneans Einfluss? Oder … Divyas Lebenswillen sank. Tajan glaubte ihr kein Wort!
    Als ihre Finger schlaffer wurden, fuhr Tajan völlig überraschend mit erhobener Lanze herum und durchbohrte den Magier. Der alte Mann, der gerade mit seinem Singsang begonnen hatte, ging langsam in die Knie und fiel schließlich vornüber auf den dicken Teppich. Eine Welle der Erleichterung durchströmte Divya und gleichzeitig kam die Erschöpfung. Tajan hatte ihr wirklich geglaubt! Tajan, der erste Wächter der Palastwache! Aber sie wusste auch, dass ihre Kraft nicht mehr ausreichte, um sich hochzuziehen. Sie würde loslassen müssen. Gleich. Jetzt!
    Im selben Moment spürte sie Tajans Finger an ihren Handgelenken. Mit kräftigem Schwung zog er sie hoch, über den Sims und in das Turmzimmer hinein. Divya wäre gern, schwach vor Schreck, in seine Arme gesunken. Aber sein Gesicht war so abweisend, dass sie nicht wusste, was in ihm vorging.
    Plötzlich wandte er sich um und Divya wurde schlagartig ihre Lage klar. Die beiden anderen Wächter kamen ihnen mit erhobenen Waffen entgegen. Aber auf wessen Seite stand Tajan?
    Er hob besänftigend die Hände. »Tut nichts, was euch eure Stellung kosten könnte«, sagte er mit sanftem Tadel. »Darf ich euch Tana Iluna vorstellen? Sie ist die … ähm …«Er wirkte peinlich berührt. »… besondere Freundin Fürst Warkans. Sie wohnt in diesem Turm.«
    Divya bemühte sich um einen überheblichen Blick. »Ihr könnt gehen, vielen Dank.« Sie nickte in Richtung des toten Magiers. »Den Eindringling lasst aber bitte nicht bei mir.«
    Der eine Wächter, ein großer Mann mit einer schiefen Nase, sah Divya zweifelnd an. »Eine Tana in einer grauen Vesséla?«
    Der andere Wächter senkte ebenso wenig die Lanze. »Ich verstehe vielleicht nicht, was hier vorgeht, aber irgendwas ist hier faul! Tajan, wer war der Mann, den du getötet hast? Und halte uns nicht für dumm! Im Palast redet jeder über eine Frau mit entstellten Gesichtszügen. Nun haben wir einen alten Mann, auf den die Beschreibung passt – und eine Frau, die sicher nicht mal annähernd seit zwanzig Jahren hier oben leben kann.«
    Tajan schnaubte wütend. »Habt ihr nicht gesehen, dass der alte Mann weiße Kleidung trägt? Glaubt ihr im Ernst, dass Warkan einen Magier als Gast in seinem Palast wohnen lässt?«
    Die Wächter rührten sich nicht.
    »Müssen wir das hier vor Tana Iluna besprechen?«, fuhr Tajan ungeduldig fort. »Natürlich bleibt jede Tana nur ein paar Jahre hier

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