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Metro 2034

Metro 2034

Titel: Metro 2034 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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an einem Kabel und verstreute sein hartes Licht über die Szenerie vor den Befestigungsanlagen: Mal griff er sich gebückte Gestalten anschleichender Mutanten heraus, mal verbarg er sie wieder in der Dunkelheit, mal blendete sein grelles Licht die Wachen. Verräterische Schatten rasten umher, zogen sich zusammen und dehnten sich wieder aus, verzerrten sich zu hässlichen Fratzen, so dass man nicht mehr zwischen Mensch und Bestie unterscheiden konnte.
    Der Posten lag günstig, denn an dieser Stelle liefen zwei Tunnel zusammen. Kurz vor der Apokalypse hatte die Metrostroi hier mit Reparaturarbeiten begonnen, die jedoch nie vollendet wurden. Die Sewastopoler hatten an diesem Knotenpunkt eine Festung errichtet: zwei MG-Stellungen, eineinhalb Meter dicke Schutzwälle aus Sandsäcken, Panzersperren und Schranken auf den Gleisen, Hochspannungsfallen in näherer und weiterer Entfernung sowie ein sorgfältig durchdachtes Warnsystem. Doch wenn die Mutanten in Wellen kamen, wie an diesem Tag, schien selbst diese Verteidigungsanlage zu wanken.
    Der MG-Schütze lallte monoton vor sich hin. Blutige Blasen schlugen aus seinen Nasenlöchern, und er betrachtete verwundert seine feuchten, glänzend roten Handflächen.
    Die Luft rund um seinen Petscheneg flimmerte vor Hitze, doch jetzt klemmte das verfluchte Ding. Der Schütze gab ein kurzes Grunzen von sich, lehnte sich gegen die Schulter seines Nachbarn, eines hünenhaften Kämpfers mit geschlossenem Titanhelm, und verstummte. In der nächsten Sekunde ertönte ein markerschütterndes Kreischen: Die Bestie griff an.
    Der Mann im Helm schob den blutverschmierten MG-Schützen zur Seite, stand auf, riss seine Kalaschnikow hoch und gab einen kurzen Feuerstoß ab. Das widerliche, sehnige, von mattgrauer Haut umspannte Tier war bereits losgesprungen, hatte die knotigen Vorderklauen ausgebreitet und segelte auf seinen Flughäuten von oben herab. Der Bleihagel setzte dem Kreischen ein Ende, doch das tote Tier flog noch ein Stück weiter. Dann rammte der 150-Kilo Rumpf gegen die Sandsäcke, so dass eine dichte Staubwolke hochwirbelte. »Das war's wohl.«
    Der scheinbar endlose Ansturm der Kreaturen, der vor ein paar Minuten aus den riesigen abgesägten Rohren an der Tunneldecke losgebrochen war, schien tatsächlich versiegt.
    Vorsichtig verließen die Wachleute ihre Deckung. »Eine Trage hierher!Einen Arzt!Schnell, bringt ihn zur Station!«
    Der Hüne, der das letzte Tier getötet hatte, befestigte ein Bajonett auf seinem Sturmgewehr und näherte sich ohne Hast all den toten und verletzten Kreaturen, die in der Kampfzone herumlagen. Er drückte mit dem Stiefel das zähnestarrende Maul des jeweiligen Tiers zu Boden und stieß mit dem Bajonett kurz und gezielt in dessen Auge.
    Schließlich lehnte er sich erschöpft gegen die Sandsäcke, blickte in den Tunnel, hob endlich das Visier seines Helms und nahm einen Schluck aus seiner Feldflasche. Die Verstärkung von der Station traf ein, als alles bereits entschieden war. Auch der Kommandeur der Außenposten kam schließlich angehumpelt, schwer atmend und seine diversen Gebrechen verfluchend, die Tarnjacke aufgeknöpft.
    »Wo bekomme ich jetzt drei Mann her? Soll ich sie mir vielleicht aus dem Fleisch schneiden?« »Was meinen Sie damit, Denis Michailowitsch?«, fragte einer der Wachleute.
    »Istomin will, dass wir sofort einen Aufklärungstrupp zur Serpuchowskaja schicken. Er hat Schiss wegen der Karawane. Nur wo krieg ich drei Leute her?
    Ausgerechnet jetzt .« »Noch immer nichts Neues?«, fragte der Mann mit der Feldflasche, ohne sich umzudrehen. »Nichts«, bestätigte der Alte. »Aber viel Zeit ist ja auch nicht vergangen. Was bitte ist gefährlicher? Wenn wir jetzt unsere Stellungen im Süden schwächen, ist in einer Woche vielleicht keiner mehr da, um die Karawane zu empfangen!« Der andere schüttelte den Kopf und schwieg. Er rührte sich auch nicht, als der Kommandeur endlich aufhörte zu murren und die Wachleute fragte, ob jemand sich für einen Drei-Mann-Trupp melden wolle. Freiwillige gab es genug. Die meisten Wachen hatten genug vom Herumsitzen an der Station und vermochten sich einfach nicht vorzustellen, dass etwas gefährlicher sein könnte als die Verteidigung des Südtunnels. Von den sechs Leuten, die sich bereit erklärten, wählte der Oberst diejenigen aus, auf die er am besten glaubte verzichten zu können. Ein vernünftiger Gedanke: Keiner der drei sollte jemals wieder zur Station zurückkehren.
    Drei Tage waren vergangen, seit

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