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Metropolis brennt

Metropolis brennt

Titel: Metropolis brennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Li­zenz?“
    Das Ge­sicht des Ver­käu­fers nimmt die glei­che Far­be wie sein Over­all an. Has­tig ver­neint er. „Was man so von den Kun­den hört, Sie ver­ste­hen. Und was so in der Wer­bung da­zu steht.“
    Nor­man grinst in sich hin­ein. Wel­cher von die­sen Ver­käu­fern wä­re schon so dumm, das Zeug nicht selbst aus­zu­pro­bie­ren. Kos­ten­los und oh­ne Li­zenz. Wer in­ter­es­sier­te sich schon da­für, au­ßer der Sta­Po – und wie soll­te die das schon kon­trol­lie­ren bei ei­nem Ver­käu­fer?
    Er ent­schei­det sich schließ­lich für „Or­gie mit Mei­ka“ und zwei an­de­re viel­ver­spre­chen­de Ti­tel. Das wür­de ihn wie­der auf an­de­re Ge­dan­ken brin­gen heu­te abend.
     
    Nor­man ließ die Ma­lus­punk­te von sei­ner Kre­dit­kar­te ab­bu­chen und stapf­te dann, wie­der in sein Ca­pe gehüllt, zur nächs­ten R-Bahn-Sta­ti­on. Schüs­sel­korb leuch­te­ten die blau­en Neon­buch­sta­ben un­ter dem großen R durch die Smog­schwa­den, die von der her­ein­bre­chen­den Nacht in ih­rer ver­fins­tern­den Wir­kung un­ter­stützt wur­den. Zu­sam­men mit et­wa ei­nem Dut­zend blau-, gelb- und grau­ge­klei­de­ter Men­schen, die ihm vor­sich­tig Platz mach­ten, sank er in die Tie­fe.
    Als er auf sein Chro­no­me­ter sah, fiel ihm ein, daß um die­se Zeit im­mer ein Rohr­zug di­rekt in sei­ne Rich­tung ab­fuhr. So­bald die Lift­platt­form un­ten auf­ge­setzt hat­te, has­te­te er da­her schnell zu dem Bahn­steig, auf dem schon sein Zug stand, des­sen War­te­lich­ter ge­ra­de von Grün auf Gelb spran­gen und da­mit an­zeig­ten, daß er in drei­ßig Se­kun­den ab­fah­ren wür­de.
    Er lief zu ei­nem der mit je ei­nem von oben nach un­ten ver­lau­fen­den grü­nen und oran­ge­far­be­nen Bal­ken ver­se­he­nen Ab­tei­le und konn­te den Ent­rie­ge­lungs­griff ge­ra­de noch recht­zei­tig um­le­gen, be­vor die War­te­lich­ter auf Rot spran­gen und al­les sich ver­rie­gel­te. Die au­to­ma­ti­sche Tür roll­te hin­ter ihm zu­rück und schlug mit ei­nem lei­sen, me­tal­li­schen Kla­cken zu.
    Nor­man ließ sich schwerat­mend in einen der bei­den weich ge­pols­ter­ten Elas­to­sit­ze fal­len. Er war al­lein in dem ge­räu­mi­gen Zwei­er-Kom­part­ment. Um die­se Uhr­zeit, kurz nach 18.00 Uhr, kein Wun­der. Ei­ne Stun­de frü­her hät­te er kaum einen Platz ge­fun­den, da hät­ten sich hier grün­ge­klei­de­te Be­am­te und die Wis­sen­schaft­ler und In­ge­nieu­re in ih­ren oran­ge­far­be­nen Co­ver­alls ge­drängt, und wo­mög­lich hät­te er mit ei­nem Platz in ei­nem der Ge­mein­schafts­wa­gen vor­lieb­neh­men und sich zwi­schen fünf­zig Blau- und Gelb­lin­gen einen Platz su­chen oder auf den nächs­ten Zug war­ten müs­sen. In sei­ner Stel­lung konn­te er zwar auch einen der an­de­ren Be­am­ten zum Aus­stei­gen zwin­gen, aber das lag ihm nicht. Zwei­fel­los war er für sei­ne Po­si­ti­on et­was zu sen­ti­men­tal.
    Er un­ter­brach die­sen Ge­dan­ken­gang mit ei­nem kur­z­en Seuf­zer und schau­te auf das Fahrt­dis­play, des­sen klei­ne Leucht­bal­ken an­zeig­ten, wo der Zug sich in­zwi­schen be­fand: Wal­le 2 – Han­se­stra­ße. Er tipp­te sein Fahrt­ziel in die an der Wand hän­gen­de Tas­ta­tur, und auf dem Kon­troll­dis­play er­schie­nen Buch­sta­ben: Blu­men­thal 3 – ZK Nord. Der Zug wür­de nun au­to­ma­tisch in die­ser Sta­ti­on hal­ten, falls nicht ein an­de­rer Fahr­gast oh­ne­hin eben­falls dort aus­stei­gen woll­te.
    Noch fünf­zehn Mi­nu­ten, dann knapp fünf Mi­nu­ten zu Fuß, und er war in sei­nem Apart­ment. Be­frie­digt lehn­te er sich zu­rück und lausch­te dem mo­no­to­nen Sings­ang der von dem da­hin­ra­sen­den Rohr­zug kom­pri­mier­ten Luft, die durch den nur mil­li­me­ter­brei­ten Spalt zwi­schen der Tun­nel­wan­dung und dem mit fast zwei­hun­dert Ki­lo­me­tern in der Stun­de da­hin­schnel­len­den Me­tall­pfeil des Zu­ges hin­durch­p­fiff. Die­se Ge­schwin­dig­keit war jetzt mög­lich, weil nur we­ni­ge Zwi­schen­stopps ein­zu­le­gen wa­ren. Zwar wä­re dies auch bei vie­len Stopps tech­nisch mög­lich ge­we­sen, da die Rohr­bahn ma­gne­to­dy­na­misch be­trie­ben wur­de und die

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