Metropolis brennt
Lizenz?“
Das Gesicht des Verkäufers nimmt die gleiche Farbe wie sein Overall an. Hastig verneint er. „Was man so von den Kunden hört, Sie verstehen. Und was so in der Werbung dazu steht.“
Norman grinst in sich hinein. Welcher von diesen Verkäufern wäre schon so dumm, das Zeug nicht selbst auszuprobieren. Kostenlos und ohne Lizenz. Wer interessierte sich schon dafür, außer der StaPo – und wie sollte die das schon kontrollieren bei einem Verkäufer?
Er entscheidet sich schließlich für „Orgie mit Meika“ und zwei andere vielversprechende Titel. Das würde ihn wieder auf andere Gedanken bringen heute abend.
Norman ließ die Maluspunkte von seiner Kreditkarte abbuchen und stapfte dann, wieder in sein Cape gehüllt, zur nächsten R-Bahn-Station. Schüsselkorb leuchteten die blauen Neonbuchstaben unter dem großen R durch die Smogschwaden, die von der hereinbrechenden Nacht in ihrer verfinsternden Wirkung unterstützt wurden. Zusammen mit etwa einem Dutzend blau-, gelb- und graugekleideter Menschen, die ihm vorsichtig Platz machten, sank er in die Tiefe.
Als er auf sein Chronometer sah, fiel ihm ein, daß um diese Zeit immer ein Rohrzug direkt in seine Richtung abfuhr. Sobald die Liftplattform unten aufgesetzt hatte, hastete er daher schnell zu dem Bahnsteig, auf dem schon sein Zug stand, dessen Wartelichter gerade von Grün auf Gelb sprangen und damit anzeigten, daß er in dreißig Sekunden abfahren würde.
Er lief zu einem der mit je einem von oben nach unten verlaufenden grünen und orangefarbenen Balken versehenen Abteile und konnte den Entriegelungsgriff gerade noch rechtzeitig umlegen, bevor die Wartelichter auf Rot sprangen und alles sich verriegelte. Die automatische Tür rollte hinter ihm zurück und schlug mit einem leisen, metallischen Klacken zu.
Norman ließ sich schweratmend in einen der beiden weich gepolsterten Elastositze fallen. Er war allein in dem geräumigen Zweier-Kompartment. Um diese Uhrzeit, kurz nach 18.00 Uhr, kein Wunder. Eine Stunde früher hätte er kaum einen Platz gefunden, da hätten sich hier grüngekleidete Beamte und die Wissenschaftler und Ingenieure in ihren orangefarbenen Coveralls gedrängt, und womöglich hätte er mit einem Platz in einem der Gemeinschaftswagen vorliebnehmen und sich zwischen fünfzig Blau- und Gelblingen einen Platz suchen oder auf den nächsten Zug warten müssen. In seiner Stellung konnte er zwar auch einen der anderen Beamten zum Aussteigen zwingen, aber das lag ihm nicht. Zweifellos war er für seine Position etwas zu sentimental.
Er unterbrach diesen Gedankengang mit einem kurzen Seufzer und schaute auf das Fahrtdisplay, dessen kleine Leuchtbalken anzeigten, wo der Zug sich inzwischen befand: Walle 2 – Hansestraße. Er tippte sein Fahrtziel in die an der Wand hängende Tastatur, und auf dem Kontrolldisplay erschienen Buchstaben: Blumenthal 3 – ZK Nord. Der Zug würde nun automatisch in dieser Station halten, falls nicht ein anderer Fahrgast ohnehin ebenfalls dort aussteigen wollte.
Noch fünfzehn Minuten, dann knapp fünf Minuten zu Fuß, und er war in seinem Apartment. Befriedigt lehnte er sich zurück und lauschte dem monotonen Singsang der von dem dahinrasenden Rohrzug komprimierten Luft, die durch den nur millimeterbreiten Spalt zwischen der Tunnelwandung und dem mit fast zweihundert Kilometern in der Stunde dahinschnellenden Metallpfeil des Zuges hindurchpfiff. Diese Geschwindigkeit war jetzt möglich, weil nur wenige Zwischenstopps einzulegen waren. Zwar wäre dies auch bei vielen Stopps technisch möglich gewesen, da die Rohrbahn magnetodynamisch betrieben wurde und die
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