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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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Stunden später einen Espresso als Abschluss eines sehr guten Abendmahles. Der Koch hatte sich wieder mal selber übertroffen. Mutter und ich hatten eines unserer Lieblingsgerichte gegessen: Tortelli mit Kürbisfüllung in Butter-Salbei-Soße. Dazu hatte es einen frischen Salat gegeben und als Nachtisch Tiramisu, wie jedes Mal, wenn wir hier essengingen. Das war eine fast zehnjährige Tradition für uns, hier abschließend Tiramisu zu essen. Der Kellner wusste das, und fragte erst gar nicht mehr, welchen Nachtisch wir wollten.
    „Ich werde es kurz machen, Mama. Hardy hat mit mir Schluss gemacht und ich muss auch die Wohnung verlassen. Er kommt nicht mehr aus den USA zurück und hat wirklich den Mietvertrag gekündigt. Allerdings wollte er wohl, dass ich da weiterhin wohnen kann und den Vertrag übernehme, aber den Vermieter interessierte das nicht.“
    „Melli, ich bin schockiert! Wieso verlässt er dich? Und vor allem so plötzlich, gab es denn einen Streit zwischen euch?“
    „Nein. Ich glaube, er hat einfach was „Besseres“ als mich gefunden.“
    „Och, etwas Besseres als dich kann er gar nicht haben. Du bist viel zu gut für ihn! Was fällt ihm ein?“
    „Mama, lass gut sein. Ich verstehe es auch nicht wirklich, vielleicht habe ich mir was vorgemacht, was unsere Beziehung angeht. Er hatte mich, bevor er in die USA ging, gar nicht gefragt, ob ich mit möchte. Das war schon etwas seltsam. Aber andererseits, ich wäre nicht mitgegangen, nein. Ich mag meine Arbeit hier. Meine Heimat ist hier und du bist hier! Und Vatis Grab auch.“
    Mutter legte bewegt ihre warme, zarte Hand auf meine. „Das ist rührend von dir, meine Kleine. Ich weiß, dass du es mit mir nicht immer leicht hast. Aber deine Gefühle für deine Eltern dürfen dir nicht im Wege stehen, wenn dein eigenes Leben weitere Kreise ziehen möchte. Du sollst frei sein, hörst du?“
    Ich legte meine andere Hand auf ihre, drückte sie sanft und sagte: „Ich danke dir. Aber vorerst werde ich ganz kleine Kreise ziehen. Im Moment kreisen meine Gedanken mehr um mein Bett, ich fühle mich gar nicht wohl. Und Hardy ist von nun an außerhalb meines Lebenskreises, das schwöre ich. Ich bin so wütend auf ihn, dass er für mich ein toter Mann ist.“
    Mutter machte ein erschrockenes Gesicht. „Sag so was nie!“
    Da fing ich leise an zu weinen: „Mama, er hat wirklich eine andere! Das hat er mir einfach so am Telefon an den Kopf geknallt. Er liebt mich nicht mehr und war wohl auch nie wirklich glücklich mit mir. Ich will nie wieder über ihn reden!“
    Meine Stimme wurde immer rauer und mir war unnatürlich warm.
    „Kind, es tut mir alles so Leid für dich. Am besten bleibe ich in deiner Nähe und fahre nicht zu Tante Ursula.“
    „Tante Ursula? Hat sie dich in ihre Ferienwohnung auf Sylt eingeladen?“ Mutter nickte. „Natürlich fährst du zu ihr! Ich bin doch ein großes Mädchen. Du wirst sehen, mir geht es bald wieder gut. Unkraut vergeht nicht.“ Ich brachte immerhin ein schiefes Lächeln zustande.
    Lorenzo, unser Kellner, kam mit der erbetenen Rechnung an unseren Tisch und schaute mich betroffen an: „Aber Signorina Melissa, so traurig? Kann ich Ihnen etwas Gutes tun? Vielleicht noch einen Cappuccino mit Zimt oder Schokostreusel auf Kosten des Hauses?“
    „Das ist wirklich lieb, aber nein danke. Ich will jetzt nach Hause.“
    Ich zahlte, nahm mein Geschenk in die Hand (ein wunderbarer Amethyst für meine kleine Sammlung), fuhr Mutter nach Hause, die sich mit einer festen Umarmung von mir verabschiedete, und dann ging es auf kürzestem Wege in meine Wohnung, die im Grunde nie meine Wohnung gewesen war.
    Ich hatte das Gefühl, mein Leben liegt in Trümmern.
     
     
     
    Mira Mertens saß etwa zur selben Zeit wie Melissa und ihre Mutter, an einem Tisch. Ihr Tag neigte sich dem Ende zu, vor ihr lag ein geöffneter Brief auf dem Küchentisch. Doch es war weniger der Inhalt dieses unerwarteten Briefes, der sie innerlich beschäftigte, es war mehr der gestrige Tag, über den sie nachdachte.
    Wieder einmal war ein ratsuchender Mensch zu ihr gekommen und hatte sich die Karten legen lassen. Irgendwie hatte es sich weit herumgesprochen, dass sie gewisse „nichtalltägliche“ Fähigkeiten hatte. Sie hatte nie damit Werbung gemacht, es ging wohl von Mund zu Mund und zog so seine Kreise. Einerseits war sie es leid geworden, tief ins Leben anderer Menschen zu blicken, andererseits war es ihr aber auch ein inneres Bedürfnis, ihnen zu helfen, soweit dies

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