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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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mir nicht die Finger wund für so ein affiges Frauenmagazin. Und damit du es weißt: Es ist nicht nur die Karriere! Ich liebe eine andere! So, jetzt weißt du es!“
    Mein Schluckauf verschwand von einem Moment zum anderen.
    „Lass mich raten: die Tochter vom Boss?“ Meine Stimme klang bitter. Nein, eher bitterböse.
    „Woher…?“ stammelte Hardy.
    „Oh, das war jetzt nicht schwer zu erraten. Es passt irgendwie zu dir. Mistkerl, elender! Ich will nie wieder ein Wort von dir hören. Ich hasse dich auf ewig, hörst du, Herr Nickel? Fahr zur Hölle! Und außerdem heißt das Magazin FRiZ, du Idiot!“
    Vor Wut und Enttäuschung heulend warf ich mein Handy aus dem Fenster. Ich hätte es ihm gern ins Gesicht geworfen! Aber ich traf nur die blöde, wiederkäuende Kuh hinterm Zaun. Zum Glück war das Fenster runter gekurbelt gewesen.
    Die Kopfschmerzen waren wieder da. Sie klopften von innen an meine Stirn und begehrten Einlass.
    Ach nein, sie waren ja schon in meinem Kopf. Was begehrten sie dann? Wollten sie raus? Meinetwegen.
    Ich saß eine ganze Zeit lang aufs Äußerste angespannt im Auto, starrte vor mich hin und erging mich in Mordfantasien, in deren Mittelpunkt Hardy stand, und als Nebenfigur kam eine dralle Blondine vor. Naja, vielleicht war die Tochter vom Boss auch brünett und mager. Keine Ahnung.
    Schließlich rief ich mich zur Ordnung und brachte meine Aggressionen unter Kontrolle, wie meine Therapeutin es mich gelehrt hatte. Dann stieg ich aus, um mein Handy zurückzuholen. Ich ging rüber zur Kuhweide, beugte mich leicht über den Zaun und suchte mein Handy, das überaus wichtige Kunden- und Geschäftsdaten in seinem Inneren barg. Mehrere Minuten suchte ich es, dann konnte ich es sehen. Und ich begann, hysterisch zu kichern.
    Mein Handy lag in einem Haufen Kuhscheiße!
    „Alles in Ordnung mit Ihnen?“
    Ich erschrak und drehte mich um. Da stand aber nur eine junge Frau, die mit ihrem Hund spazieren ging. Anstatt ihr Antwort zu geben, deutete ich nur auf mein Handy, das gerade vollständig in stinkender, grüner Biomasse absoff. Die Hundefrau grinste und zog wortlos ein schwarzes Beutelchen aus ihrer Hosentasche, das für die Beseitigung hündischer Hinterlassenschaften konzipiert war, drückte es mir in die Hand und ging dann vor sich hin lachend weiter ihres Wegs.
    Leise fluchend ergab ich mich in mein Schicksal, kletterte über den Zaun, machte einen großen Bogen um die neugierige Kuh und griff dann, den Atem anhaltend, beherzt zu.
    Nicht nur mein Handy lag in der Scheiße, mein Liebesglück lag dicht daneben und verschwand blubbernd vor meinem inneren Auge auf Nimmerwiedersehen.
    Ich muss wohl nicht erwähnen, dass ich die Außerhaustermine, die noch vor mir lagen, mehr schlecht als recht bewältigte. Es war eine meiner Schwächen, dass ich mich von meinen Emotionen so überwältigen ließ, dass mein Befinden mich im beruflichen Alltag beeinträchtigte. Ich konnte das nicht abstellen. Während der ganzen Zeit sehnte ich den Feierabend herbei.
    Als ich wieder zuhause war, hatte ich das dringende Bedürfnis nach einem heißen Bad. Am liebsten mit einem Badeschaum, der „Oblivion“ hieße und das namentliche Versprechen des Vergessens einhielte! Doch ich hatte immerhin noch einen Rest rotes Badeöl namens „Harmonie“.
    Während das Badewasser einlief, legte ich noch die gewisse kleine schwarze Tüte auf den Balkon, und reservierte dann einen Tisch für zwei Personen beim Italiener. Wie gut, dass diese Wohnung auch einen Festnetzanschluss hatte! Ich rief meine Mutter an, um ihr zu sagen, dass ich sie gegen 19 Uhr abholen würde. Und dann ließ ich die Hüllen fallen, tauchte unter und versuchte zu vergessen.
     
     
    Trümmerfrauen
     
    Meine Mutter wartete schon unten vor ihrer Haustür, als ich mit meinem Wagen vorfuhr. Sie hatte ein sehr schön verpacktes Geschenk in der Hand und lächelte mich liebevoll, aber auch mit prüfendem Blick an.
    „Wie geht es dir heute, meine Liebe?“
    (Eine ehrliche Antwort wäre gewesen: Abgesehen davon, dass ich immer noch Kopfweh habe, mein Hals wund und meine Nase verschnupft ist und meine Beziehung nicht mehr existent – gut!)
    Doch ich sagte nur einsilbig: „Gut.“
    Meine Mutter schaute mich vielsagend an und meinte: „Ja, das sehe ich. Hast du Hardy erreicht? Was sagt er denn zu dem Brief?“
    Freudlos sagte ich: „Lass uns bitte erst nach dem Essen darüber sprechen“, setzte den Blinker und fuhr Richtung Innenstadt.
     
     
     
    Wir genossen zwei

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