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Miss Pettigrews grosser Tag

Titel: Miss Pettigrews grosser Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Winifred Watson
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resigniert. »In meinem Alter ist … ist der Teint nicht mehr weiter wichtig.«
    »Nicht mehr wichtig?«, rief Miss LaFosse bestürzt. »Der Teint ist immer wichtig.«
    Phil kam ins Wohnzimmer, nunmehr vollständig bekleidet; zudem trug er eine ganze Anzahl von Ringen mit auffällig glitzernden Steinen, was Miss Pettigrew innerlich mit Kopfschütteln kommentierte.
    »Kein guter Geschmack«, dachte sie. »Ein echter Gentleman trägt niemals so viele Ringe von dieser Sorte.«
    »Ha!«, rief Phil. »Meine Nase riecht Frühstück, und mein Magen sagt mir, er ist mehr als bereit. Tüchtiges Frauenzimmer.«
    Miss Pettigrew lächelte beglückt.
    »Ich hoffe sehr, es ist zu Ihrer Zufriedenheit geraten.«
    »Ist es gewiss. Meine Gastgeberin ist ein liederlicher kleiner Nichtsnutz. Zum Glück hat sie brauchbare Freunde.«
    Er lächelte gewinnend – woraufhin Miss Pettigrew sich schlankweg kühn eingestand, dass sie ihn mochte.
    »Jawohl«, verkündete sie resolut der anderen, schockierten Miss Pettigrew. »Sei’s drum. So ist es. Er ist zwar nicht gerade … fein. Aber er ist nett. Es ist ihm gleichgültig, dass ich schäbig und arm bin. Ich bin eine Dame, und darum ist er auf seine Weise höflich zu mir.«

    Vielleicht lag es daran, dass er anders war als alle Männer, die sie je kennengelernt hatte. Er war kein Gentleman, doch seine vergnügten Komplimente machten sie mit einem Schlag glücklicher und selbstgewisser als all die reservierten Höflichkeiten, an denen sie ihr Leben lang die Männer gemessen hatte. Nun richtete Miss LaFosse das Wort an sie.
    »Ich habe für Sie mitgedeckt. Auch wenn Sie schon gefrühstückt haben, eine gute Tasse Kaffee kann um die Zeit nie schaden.«
    »Oh!«, sagte Miss Pettigrew gerührt. »Wie … wie überaus freundlich von Ihnen.«
    Mit einem Mal war ihr nach Weinen zumute. Doch zu ihrer eigenen Überraschung hob sie energisch den Kopf und sagte bestimmt:
    »Nun setzen Sie beide sich schön hin, und ich serviere das Frühstück. Es ist alles fertig.«
    Phil verzehrte genüsslich und in aller Ruhe eine Pampelmuse, gefolgt von Schinken mit Spiegelei, Toast und Marmelade und weiterem Obst. Dann lehnte er sich gemütlich zurück und entnahm seiner Tasche ein Päckchen vermutlich schauderhaft stinkender Stumpen.
    »Ach verflixt, tut mir leid«, entschuldigte er sich bei Miss Pettigrew. »Hab keine Zigaretten dabei, sonst würde ich Ihnen eine anbieten. Nehme mir immer vor, welche mitzunehmen, und vergesse es dann immer.«
    Miss Pettigrew rutschte auf ihrem Stuhl herum; auf ihren Wangen zeigte sich ein rosiger Schimmer. Wenn ein Mann annahm, dass sie rauchte, konnte sie wohl doch noch nicht ganz so steinalt aussehen, wie sie immer gedacht hatte.
    »Ich wünschte, du würdest nicht ständig diese schrecklichen Dinger rauchen«, murrte Miss LaFosse. »Sie riechen einfach grauenhaft.«

    »Macht der Gewohnheit«, sagte Phil entschuldigend. »Hab damit angefangen, als ich mir keine Zigarren mehr leisten konnte, und jetzt mag ich keine Zigarren mehr.«
    »Ja, ja. Jeder nach seinem Geschmack«, gab Miss LaFosse gelassen zurück.
    Während des Frühstücks war es Miss Pettigrews weiblichem Scharfsinn nicht entgangen, dass ihre Gastgeberin sich trotz ihres tapfer zur Schau getragenen Lächelns in höchster Erregung befand. Plötzlich sprang Miss LaFosse auf und ging zur Küche.
    »Ich brauche noch einen Kaffee.«
    Miss Pettigrew sah ihr nach und bemerkte, dass sie auf der Schwelle stehen blieb und fieberhaft winkte. Miss Pettigrew hatte nie in ihrem Leben auf einer Bühne gestanden, doch nun legte sie eine glänzende Vorstellung hin. Sie erhob sich und sagte mit exakt dem richtigen Maß an gutmütigem Amüsement in der Stimme:
    »Ich sehe wohl lieber selbst nach. Am Ende schüttet sie sich ihn noch über ihr schönes Kleid.«
    In der Küche packte Miss LaFosse sie verzweifelt beim Arm.
    »Sie müssen ihn hinausschaffen. Mein Gott! Was soll ich bloß tun! Sie müssen ihn auf der Stelle hinausschaffen. Ihnen gelingt das, ohne dass er Verdacht schöpft. Ihnen gelingt alles, das weiß ich. Bitte, bitte, schaffen Sie ihn für mich hinaus.«
    Sie rang die Hände und war vor Aufregung kalkweiß im Gesicht. Die Küche brodelte förmlich vor Dramatik. Niemand hätte Miss LaFosses Flehen widerstehen können, schon gar nicht Miss Pettigrew mit ihrem weichen Herzen, das schier überfloss vor Anteilnahme und Mitleid, auch wenn sie nicht die leiseste Ahnung hatte, worum es eigentlich ging. Und doch, bei aller

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