Mister Traumprinz (Doppelband)
fragt meine Mutter, die ihren Kopf durch die Tür steckt.
»Karo geht mit mir auf die Party«, sagt Lisa. »Und in zehn Minuten ist das Bad für alle anderen gesperrt!«
Lisa gibt sich alle erdenkliche Mühe, und auch wenn ich es anfangs nicht wahrhaben will: Meine Stimmung wird von Minute zu Minute besser.
»Zieh doch mal diese gestreifte Weste über das Hemd.« Lisa reicht mir ein Teil aus ihrem Kleiderschrank. »Das peppt die Sache noch richtig auf!«
»Zu groß«, sage ich enttäuscht und schaue in den Spiegel.
»Haben wir gleich.« Sie verstellt etwas am Rücken und schon passt die Sache. Dann wühlt sie in einer Schachtel und reicht mir eine bunte Kette. »Die leihe ich dir für heute Abend«, sagt sie. »Fehlt jetzt nur noch etwas Schminke.«
»Aber bitte keine Wimperntusche«, sage ich. »So wie ich drauf bin, muss ich bestimmt noch mal heulen und dann sehe ich aus wie Frankensteins Braut.«
»Wirst du nicht«, sagt Lisa gelassen. »Ich habe eine, die ist wasserfest. Damit kannst du dich sogar zum Heulen in den Swimmingpool legen. Abgesehen davon hatten wir ausgemacht, dass wir uns amüsieren.« Sie grinst mich an und knufft mich auf den Arm. »Los, lass mich mal ran, sonst kommen wir zu spät!«
Manchmal ist es doch ganz schön, eine ältere Schwester zu haben!Ich fühle mich großartig, als wir gegen sieben auf die Fahrräder steigen. Sollen sich die Hellenburger Jungs in Zukunft lieber mal fest anschnallen. Mich verarschen sie jedenfalls nicht mehr so schnell!
Aber pünktlich bei Daniel vor der Tür meldet sich meine Unsicherheit wieder. Wahrscheinlich sind die anderen viel älter als ich und ich bin für die nur Lisas kleine blöde Schwester.
»Jetzt zieh mal nicht so’n Gesicht!« Lisa schaut mir tief in die Augen. »Du wirst sehen, alles nette Leute und außerdem …«, sie macht eine kleine Pause, »siehst du super aus. Auf in den Kampf!«
Sie hat recht. Keiner schaut mich blöd an, und bevor ich bis drei zähle, bin ich wie die anderen im Vorbereitungsstress und dekoriere in der Küche Baguetteschnittchen mit Käse, Schinken, Paprika und Gurke. Als Nächstes steht das Füllen von Paprikaschiffchen auf meinem Arbeitsplan. Dafür hat Lisa mir eine Spritztüte mit Frischkäse hingelegt. Das erleichtert die Sache zwar, aber man muss höllisch aufpassen, dass man die Teile auch trifft und nicht alles danebenspritzt.
»Hallo! Ich wollten nur sagen, dass es gleich losgeht«, ruft eine fröhliche Stimme plötzlich hinter mir. Ich schaue, wer das sagt, und spritze vor Überraschung einen großen Klecks auf die Arbeitsplatte. Es ist diese Rothaarige aus dem Ludwigspark! Silvia, wenn ich mich richtig erinnere.
»O entschuldige, habe ich dich erschreckt?«, fragt sie und wischt mit einem Tuch das Danebengekleckerte weg. »Damuss man sich ganz schön konzentrieren!« Allerdings. Und wenn einen Geister aus der Vergangenheit dabei einholen, erst recht!
Ich nicke und tue so, als hätte ich sie noch nie gesehen. Ganz ruhig, Karo. Es gibt nun mal blöde Zufälle, oder? Hellenburg ist klein und übersichtlich, da kann so was schon mal vorkommen.
»Sieht aber richtig toll aus, was du da machst«, sagt Silvia freundlich. »Also, damit du Bescheid weißt: Daniel müsste jeden Augenblick eintrudeln!«, und schon verschwindet sie wieder.
Ich habe gerade die Spritztüte wieder in die Hand genommen und peile das nächste Stück Paprika an, als ein großer Hund in die Küche stürmt und sich bellend vor mich hinstellt.
Moment Karo, ganz ruhig bleiben. Auch wenn dich das dumpfe Gefühl beschleicht, wieder in diese Zeitschleife geraten zu sein: Vielleicht ist es ein ganz anderer Hund.
»Yogi! Komm sofort hierher!«, brüllt im nächsten Moment eine mir sehr bekannte Stimme und das Herz rutscht mir in die Hose. Nix anderer Hund, Karo. Und auch kein anderer Hundebesitzer.
In meinem Kopf erklingt eine reißerische Kommentatorenstimme: »Herzlich willkommen in unserem neuesten Albtraum, heute mit dem Titel Die Überraschungsparty !«, ruft dieser. »In der Hauptrolle sehen Sie Paul, den ich Ihnen wohl nicht weiter vorstellen muss. Und in den Nebenrollen glänzen wie immer Yogi, der Hund, und die schöne Silvia,die Geliebte unseres Hauptdarstellers. Als Überraschungsgast steht Karo heute auf der Bühne, in der ihr bereits vertrauten Rolle als Oberloser. Wir wünschen Ihnen viel Spaß und gute Unterhaltung!«
»Jetzt hau endlich ab!«, rufe ich dem Hund zu, in der Hoffnung, dass ich mich einfach verhört habe und
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