Mit Arabella fing alles an
wir etwa einen Meter tief graben und in eisigem Schlick arbeiten mußten.
»Ich wette, du sehnst dich jetzt zurück in dein schönes Warmes Büro«, sagte Thomas und grunzte vor Anstrengung, als er mit Graben an der Reihe war.
»Überhaupt nicht! Ich find’ es prima hier«, log ich. Meine Hosenbeine waren bis zu den Knien hinauf voller Schlamm.
Er kletterte heraus und überreichte mir den Spaten. »Dann muß du vollkommen wahnsinnig sein. Wenn es möglich wäre, würde ich unseren Bauernhof den Winter über dichtmachen.«
Nach jeder Stelle, die wir an dem Abfluß repariert hatten, wurde es besser, aber die Hauptverstopfung war noch immer vorhanden. Sie mußte irgendwo in der Nähe des Teichs liegen. Wir machten eine nicht unüberlegte Mutmaßung und wählten einen Punkt wenig von dem Austritt entfernt aus. Das Glück war auf unserer Seite, und wir stießen genau auf das Rohrstück, das uns den ganzen Ärger bereitet hatte.
Im Laufe mehrerer Jahre hatte ein großer Holunderstrauch seine Wurzeln in die Fugen zwischen den einzelnen Teilen durchgezwängt; sie waren hier zu einem dichten, bartähnlichen Wurzelknäuel verwachsen. Im Abfluß mitgeführter Schlick hatte sich darin verfangen und sorgte zusätzlich für weitere Verstopfung. Mit einer Stange, die wir vom Teichende her einführten, konnten wir leicht durch den >Bart< hindurchstechen, aber als wir die Stange wieder herauszogen, schloß sich der Propfen wieder. Der ganze Holunderbusch mußte gerodet werden. Wir legten ein Zugseil um seinen Stamm und zerrten ihn mit Hilfe des Traktors heraus. Er leistete zunächst zwar Widerstand, knarrte und riß ein großes Stück Erde mit, aber er mußte nachgeben.
Meinem Nachbarn Willem hatte dies nicht gefallen. Holunderbüsche waren etwas Besonderes für ihn. »Wenn man ihnen wehtut, kann man sie stöhnen hören«, sagte er. »Das sind Friedhofsbäume. Wenn man sie stört, wird man später nicht ruhig in seinem Grab liegen können.«
Ich war bereit, das Risiko dafür einzugehen.
Als wir das Rohrstück neu eingesetzt hatten, zog Thomas die Planken wieder heraus, mit denen wir den Abfluß blockiert hatten. Zu unserer Zufriedenheit war der Erfolg dramatisch. Eine Menge Wasser hatte sich aufgestaut. Mit großer Geschwindigkeit schoß es jetzt durch das Rohr, alles mit sich reißend, und stürzte drei Felder tiefer in die Teiche mit gewaltigem Drang und einer anwachsenden Schlammspur. Unser oberer Teich drohte ganz den Abfluß hinunterzufließen! Um den Wasserstand kontrollieren zu können, mußten wir mit einigen Mauersteinen noch am oberen Abfluß einen Damm im Halbkreis bauen. Mit Abstand betrachtet, war die ganze Arbeit vielleicht unbedeutend; aber wahrscheinlich waren die Frösche die einzigen Kreaturen, die sich außer mir über das Geschaffte ausgiebig freuten: Als der Frühling wieder seinen Einzug hielt, nahmen sie ihren Wohnsitz hinter dem Damm.
Der Dezember zeigte sich von der allerschlechtesten Seite. Er schien nur aus Schnee, Eis und Regen zu bestehen. Es war bitterkalt, und ich wurde ständig naß. Mein Rücken machte sich bemerkbar, und Shirley wurde unangenehm und bestand darauf, daß ich zum Arzt ging. Bereits der Gedanke an diesen weiblichen Drachen verschlechterte meinen Zustand. Sollte sie sich etwas anderes einfallen lassen!
Wir schlossen einen Kompromiß. Ich holte eine Infrarotlampe ins Haus und montierte sie im Schlafzimmer. Mein Zustand verbesserte sich sehr, als ich mich regelmäßig darunter legte und die Hitze auf den schmerzenden Teil des Rückgrats einwirken ließ.
Die meisten der Einheimischen litten unter dieser Art von Schmerzen, so daß ich kaum Mitgefühl von ihnen erwarten konnte. Sie nannten diese Krankheit >Bauernrücken<. »Du und ich werden eines Tages Korsetts tragen müssen«, lachte Matthew, Old Jonathons arthritischer Bruder, als er mich in die >Schmiede< kommen sah.
Das kalte Wetter wirkte sich auch auf die Dieselmotoren aus, was unsere Nöte noch vergrößerte. An bestimmten Morgen weigerte sich der Traktor standhaft anzuspringen. Auch Old Lil war keineswegs in glücklicher Stimmung, aber meistens konnten wir sie mit einem Schluck Schnellstart-Flüssigkeit bestechen. Für zehn Pfund kaufte ich ein Aufladegerät für die Batterien, das ich jeden Abend an eines der Fahrzeuge anschloß — aber selbst das reichte nicht immer aus.
Der Traktor suchte sich einen besonders unfreundlichen Morgen aus, um zu versagen, als ich mit der Milch den Weg hinauffuhr. Glücklicherweise fuhr
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