Mitarbeiter sind so verletzlich
Kommunikationschips . In den zahlreichen Firmen, die dieses Schema unternehmensweit etabliert haben und pflegen, achtet man sehr darauf, dass der Chipstand offen kommuniziert wird.
Da Sie wahrscheinlich (leider) noch nicht mit Spontankommunikation zu tun haben, sagt Ihnen das alles wenig. Es heißt aber nichts anderes, als dass Sie Ihre schlechte Laune anderen kundtun müssen, damit diese damit vernünftig umgehen können. Jeder Mensch hat das Recht auf eine Krise und auch auf schlechte Laune. Weiß man, dass der Kommunikationspartner im Moment nicht gerade optimale Laune besitzt, einen dicken Kopf, Grippe, eine Scheidung oder sonst etwas negativ Wirkendes im Hinterkopf hat, so wird sein Verhalten schlagartig verständlicher und kalkulierbarer.
Bedauerlicherweise gilt es hierzulande oft als Schwäche, schlechte Laune oder seelische Tiefs zuzugeben. Genau dies aber ist wichtig, wenn man möchte, dass Menschen offen und freundlich miteinander umgehen. Sprechen wir zum Beispiel einen schlecht gelaunten Menschen an und erhalten von ihm eine barsche, negative Reaktion, so ruft dies bei uns Unverständnis und eine pauschale Verurteilung hervor. Je nach eigener Stimmungslage läuft bei uns ein Film ab, der sich zwischen „hoppla, was hat der denn?“ und „mit mir so nicht!“ bewegt. Es dauert dann meistens nur noch Sekunden bis zu einer Kettenreaktion von weiteren falschen Signalen. Findet der schlecht gelaunte Mensch jedoch einen Weg, seine schlechte Laune schon zu Beginn der Kommunikation dem anderen kurz und bündig mitzuteilen, so kann sich der Kollege innerlich darauf einstellen. In den meisten Fällen wird er das Thema auf den Grund der schlechten Laune lenken und so zu einer Stimmungsverbesserung beitragen.
Wir übergeben den Mitarbeitern unserer Kunden kleine Anzeigen aus Karton, die man entweder auf den Schreibtisch stellen oder im Raum aufhängen kann. Sie haben kleine Zeiger, die den „Kontostand“ der unterschiedlichen Chips (und somit die Gemütsverfassung des Betroffenen) aufzeigen. Erfahrungsgemäß werden die Blicke nach Betreten eines Büros dann sofort erst einmal auf dieses kleine Anzeigegerät gelenkt. Egal ob ein begrüßenswertes „Hoch“ oder ein erschreckendes „Tief“ angezeigt werden: Immer werden dadurch von beiden Kommunikationspartnern die ersten Sätze zur Abgleichung der Kommunikation benützt. Gespräche finden so ausgeglichener und konstruktiver statt. Zermotivierung wird eingeschränkt.
Wähle Deine Führungskraft selbst!
Dies ist eine mehr als ungewöhnliche Empfehlung. Vor etwas mehr als einem Jahr wagte ein Manager eines deutschen Konzerns einen interessanten Versuch. Viele erklärten ihn für verrückt, nur wenige standen hinter ihm. Und doch war dieser Versuch so erfolgreich, dass die Idee inzwischen Schule zu machen beginnt.
Die folgende Situation erforderte eine Entscheidung: In einem bestimmten Unternehmensbereich war abzusehen, dass der amtierende Leiter bald in den Ruhestand gehen würde. Dies brachte seinen Vorgesetzten zu einer interessanten Überlegung: Normalerweise wird eine derartige Position offiziell ausgeschrieben. Wochenlang hängt dann irgendeine mehr oder weniger zutreffende – oft auch schon vorab maßgeschneiderte – Arbeitsplatzbeschreibung an den Pinnwänden in der Kantine. Mitarbeiter, die sich eine Chance ausrechnen, bewerben sich mithilfe vorgefertigter Bewerbungsbogen. Die eingereichten Bewerbungen werden dann von einem – mehr oder weniger kundigen – Fachgremium so lange „zersortiert“, bis zwei oder drei Bewerber übrig bleiben. Dabei wird weitgehend nach Kriterien entschieden, die mit der angestrebten Position nur am Rande zu tun haben: Betriebszugehörigkeit, bisherige Karriere im Unternehmen, Alter, Image und Reputation. Eventuell werden die drei Bewerber noch in einen Kreislauf von Tests und Arbeitskreisen eingeladen, in denen sie in Planspielen beweisen sollen, dass sie imstande sind, die neue Aufgabe zu erfüllen. Ob die Bewerber hinsichtlich ihrer Führungskommunikation ausreichende Fähigkeiten besitzen, kann kaum überprüft werden. Denn diesbezügliche Mängel ließen sich nur im täglichen Arbeitsablauf feststellen.
Unser Topmanager hatte eine andere Idee: Was in einer Demokratie funktioniert (funktionieren sollte), müsste doch auch in einem Unternehmen möglich sein. Er forderte deshalb alle Mitarbeiter des betroffenen Bereiches auf, sich zu überlegen, ob sie nicht ihren neuen Chef selbst – aus ihren eigenen Reihen
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