Mitch
herum zur Hintertür, die direkt in die Küche führte. Nachdem er ein paarmal leise geklopft hatte, betrat er das Café, in dem es ganz still war. Als er das Licht anknipste, sah er als Erstes Scherben auf dem Fußboden.
„Ben!“ rief er laut, während er weiter in den Raum ging.
Niemand antwortete.
Die Tür zu der Treppe, die zu Bens Wohnung hinaufführte, stand offen, und Mitch ging mit klopfendem Herzen nach oben. Auf halber Höhe blieb er kurz stehen, weil er Angst vor dem hatte, was ihn möglicherweise erwartete. Falls Ben tot war, so war es nicht das erste Mal, dass er eine Leiche fand. Das letzte Mal war für Mitch gewesen, als er Lori gefunden hatte.
Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn, und sein Atem wurde flacher. „Ben“, rief Mitch wieder, diesmal leiser, und hielt wieder einen Moment inne, bevor er weiterging.
Die Wohnung war nichts Besonderes. Im Wohnzimmer standen eine Couch und ein Fernseher, und außer dem Bad gab es noch ein kleines Schlafzimmer. Alle Türen waren angelehnt.
„Ben?“ versuchte Mitch es erneut.
Aus dem Schlafzimmer kam ein leises Stöhnen.
Über alle Maßen erleichtert, eilte er in den Raum, wo Ben auf dem gemachten Bett lag. Er brauchte eine Weile, um sich aufzusetzen, und blinzelte gequält.
„Ist alles in Ordnung?“ erkundigte sich Mitch.
Ben fuhr sich übers Gesicht und schien über die Frage nachzudenken. „Nein“, erwiderte er schließlich.
„Soll ich Dotty rufen oder dich in die Klinik bringen?“
„Bloß nicht. Bei einem Kater kann sie auch nichts machen.“
„Du hast einen Kater?“ Soweit Mitch wusste, trank Ben nur sehr selten.
Ben hielt sich den Kopf. „Musst du so schreien?“ Selbst seine eigene Stimme schien ihm in den Ohren zu dröhnen.
„Tut mir Leid“, meinte Mitch leise.
„Kannst du dich irgendwie nützlich machen? Ich brauche einen starken Kaffee. In zehn Minuten bin ich unten.“
Der Kaffee lief bereits durch die Maschine, und Mitch hatte die Scherben zusammengefegt, als Ben im Café erschien. Er sah immer noch ziemlich mitgenommen aus und warf Mitch einen kurzen Blick zu, bevor er sich auf einen Barhocker setzte.
Sobald der Kaffee durchgelaufen war, brachte Mitch ihm einen Becher und setzte sich neben Ben.
„Danke“, murmelte Ben.
„Ich hätte nie gedacht, dass du dich betrinkst“, erklärte Mitch im Plauderton. Natürlich interessierte es ihn, was Ben dazu bewogen hatte.
„Das habe ich seit mindestens zehn Jahren nicht mehr getan. Verdammt, ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte! Es war niemand in der Nähe, an dem ich meine Aggressionen auslassen konnte – zum Glück, denn es ist alles meine Schuld. Verdammt, ich habe alles kaputtgemacht!“
„Kann ich dir irgendwie helfen?“ Mitch hatte Ben schon oft um Rat gefragt, auch wegen Bethany, und meistens unter dem Vorwand, nur einen Kaffee trinken zu wollen. Jetzt allerdings waren die Rollen vertauscht, und wenn er ihm helfen konnte, umso besser.
„Mir helfen? Nein.“ Ben schüttelte den Kopf, was er sofort zu bereuen schien, denn er schloss die Augen und öffnete sie erst nach einer Weile wieder.
„Soll ich dir Frühstück machen?“ fragte Mitch. „Ich bin kein schlechter Koch.“
Ben beugte sich vor und murmelte etwas, das er nicht verstehen konnte.
„Hast du was gesagt?“
„Hast … hast du Bethany heute schon gesehen?“
„Nein.“ Eigentlich war Mitch gekommen, um Ben zu erzählen, was am letzten Abend passiert war, und ihn um Rat zu fragen.
„Hast du versucht, sie anzurufen?“
„Nein.“
Ben deutete mit einem Nicken auf das Telefon. „Dann tu es jetzt, ja?“
Mitch warf einen Blick auf seine Armbanduhr. „Findest du nicht, dass es noch ein bisschen zu früh ist?“
„Vielleicht, aber versuch es wenigstens.“
„Soll ich sie etwas fragen?“
Ben stützte die Ellbogen auf den Tresen und barg das Gesicht in den Händen. Dann rieb er sich die Augen, und als er Mitch wieder ansah, schimmerten sie verdächtig. „Ich wusste es nicht“, brachte er hervor. „Ich habe es nie erfahren.“
„Was wusstest du nicht?“ erkundigte Mitch sich sanft.
„Dass Marilyn schwanger war.“
Mitch hatte keine Ahnung, wovon sein Freund redete. „Und wer ist Marilyn?“
Nun ließ Ben die Hände sinken. „Bethanys Mutter.“ Er machte eine Pause, bevor er fortfuhr: „Bethany ist meine Tochter. Sie ist meinetwegen nach Hard Luck gekommen. Als sie es mir erzählt hat … habe ich gesagt, dass ich keine Marilyn kenne.“
„Soll das heißen
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