Mithgar 15 - Drachenbann
vorgezeichnet ist… und das schon vor tausend Jahren. Und ein Weg, den nur ich gehen kann.«
Sie nahm das Tagebuch. »Lacey, dieses Buch erzählt die jahrhundertelange Jagd auf ein Monster, auf Baron Stoke, und zwar durch vier Gefährten: Riatha, eine Elfe aus Ardental; Urus, einen Baeron aus dem Herzen des Großwaldes, und durch meine Vorfahren Tomlin und Petal, Wurrlinge aus dem Weitimholz.
Dreimal stellten sie Stoke, und beim letzten Mal brachten sie ihn zu Fall, obwohl auch Urus, der Mensch, sein Leben dabei verlor. Er stürzte sich zu Tode, um das Monster mit sich zu reißen, um Stoke zu vernichten.«
»Weiß ich«, erwiderte Lacey. »Urus war sehr tapfer, sehr edel, und sein Tod war sehr traurig. Aber das ist eine uralte Legende, eine uralte Geschichte, und jetzt haben wir … heute.«
»Uralt, Lacey, ja, das stimmt schon. Aber etwas aus dieser Vergangenheit, aus dieser Zeit vor zehnhundert Jahren ragt unheilvoll bis in dieses Jetzt hinein, oder vielmehr, in die Zukunft, in unsere nahe Zukunft, und zwar, wie es scheint, eine Prophezeiung des Untergangs.«
Lacey riss bei diesen Worten erstaunt die Augen auf. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, sprach Faeril weiter. »Dieses Tagebuch erwähnt einen Sermon, der sich bald erfüllen wird, einen, der auf irgendeine Weise etwas mit Baron Stoke zu tun hat, obwohl … wie jemand, der vor Jahrhunderten sein Leben verwirkt hat, seine Klauen ausstrecken und die Gegenwart packen kann, das geht über meinen Verstand.«
Faeril blätterte das Buch durch, bis sie den gesuchten Eintrag gefunden hatte. »Und sieh selbst: Vor einem Millenium, so steht es hier, kam Lady Riatha zum Weitimholz und erzählte Tomlin und Petal von einer Prophezeiung, die von Rael, der Elfenkönigin von Ardental, gemacht worden war.«
29.-31. Mai, 4E1980
Tage der Freude und Verzweiflung,
denn Riatha ist gekommen.
Und dies hier ist das, was sie sagte…
Tomlin hörte das Pferd bereits den Pfad entlangkommen, bevor er es sehen konnte. Er stand auf der kleinen Veranda und legte zum Schutz gegen die tief stehende Nachmittagssonne die Hand über die Augen. Er lächelte strahlend, als er die goldhaarige Elfe erkannte, die in graues Leder gekleidet war und ihr Schwert auf dem Rücken trug. Sie ritt unter dem Baldachin des Waldes hervor auf die Lichtung.
Er drehte sich herum. »Petal!«, rief er in die Kate, »es ist Riatha!«
Rasche Schritte ertönten, und dann stürmten drei Dämmen auf die Veranda hinaus, Klein-Riatha, Silberauge und Petal, alle mit Schürzen angetan. Auf Silberauges Wangen war eine Spur Mehl zu sehen, und Klein-Riathas Finger waren vom Beerensaft ganz blau.
Petal trat neben Tomlin. »Sollte es etwa …?«
Tomlin legte seiner Dammia einen Arm um die Schultern. »Stoke? Das glaube ich nicht, Petal. Wir beide haben gesehen, wie er in den tiefen Schlund des Eises stürzte.«
Petal lächelte ihren Gemahl furchtsam an, und sie warteten Seite an Seite umschlungen auf Riatha, die langsam über die Lichtung ritt.
Tomlins und Petals Dammseis, Silberauge und Klein-Riatha, oder wie sie zärtlich genannt wurden, Silberle und Atha, standen neben ihren Eltern und beobachteten, wie die Elfe näher kam. Ihre Augen funkelten erwartungsvoll. Sie waren Riatha bisher nicht begegnet, obwohl sie ihr Leben lang von ihr gehört hatten.
Die mit ihrem legendären Schwert bewaffnete Elfe ritt auf ihrem mondgetupften Grauen zu der winzigen Kate und stieg ab.
Petal trat vor, und Riatha kniete sich hin, um zunächst sie und dann Tomlin zu umarmen. Nach kurzem Zögern traten auch Silberle und Atha vor und wurden der Elfe vorgestellt.
Tomlin wollte die Zügel von Riathas Pferd nehmen, um den Hengst in den Stall zu führen, aber die Elfe hielt ihn auf und verwendete dabei seinen alten Spitznamen. »Ich versorge Strahl, Kiesel. Sammelt Ihr den Rest Eurer Familie, denn ich habe Kunde, die Euch alle angeht.«
Tomlins Herz tat einen schnellen Schlag, und ein Seitenblick auf Petal sagte ihm, dass auch ihr Herz heftig hämmerte.
Er sattelte sein Pony und ritt auf die Felder. Als er zurückkehrte, kroch die Dämmerung bereits über das Land. Seine beiden Bokker, Klein-Urus und Bärchen, begleiteten ihn. Laternen beleuchteten die Veranda, auf der sie das Abendessen einnehmen würden, denn die Decke der Kate war viel zu niedrig für die Elfe, und die Wurrlinge wollten ihr keinesfalls zumuten, sich ständig bücken zu müssen.
Also versammelten sich alle an diesem Maiabend, speisten, plauderten von
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