Mithgar 17 - Drachenbund
sofort in den friedlichsten Schlummer, da der Ilnahr Taht und der Wasserfall ihn in den Schlaf sangen.
Am nächsten Morgen öffnete Aravan seine Kartenrolle und zog mehrere Landkarten heraus. Eine legte er vor Bair aus. »Wir sind hier, dar, im Sandra-Gehölz.« Dann durchsuchte Aravan die anderen Karten, wählte zwei weitere aus, die er neben die erste legte. Er deutete auf eine Stelle der dritten Karte, die am weitesten von der mit dem Kandra-Ge hölz entfernt lag. »Hier ist Jangdi, ein kleines Bergkönigreich, nördlich von Bharaq.«
Bair runzelte die Stirn, während er über die drei Karten blickte. »Das sieht aus, als wäre es sehr weit von hier entfernt.«
Aravan maß die Entfernung mit der Spanne seiner Hand. »Etwa eintausendsechshundert bis eintausendsiebenhundert Werst, wie der Vogel fliegt«, Aravan maß eine weitere Route über Land und dann eine über das Meer. »Aber zweitausend und zweihundert Werst Entfernung über die Route, die wir nehmen werden.«
»Sechstausendsechshundert Meilen?«
Aravan nickte. »Das meiste davon führt uns jedoch über Wasser.« Sein Finger beschrieb die Strecke. »Östlich von hier und etwas weiter südlich verläuft ein Karawanenweg, der uns nach Khem bringt, zur Stadt Dirra am Ufer des Nahr Sharki, des Östlichen Flusses. Insgesamt sind es dreihundert Werst. Dann fahren wir mit dem Boot zur Ahmar Jün, der Roten Bucht. Dort segeln wir an den nördlichen Küsten der Sindhu-See entlang, bis wir die Hafenstadt Adras in Bharaq erreichen. Dann sind es noch dreihundert Werst über Land nach Jangdi. Wenn wir dieses Land erreicht haben, fragen wir nach dem Tempel des Himmels.«
Bair musterte die Karte und verfolgte eine andere Strecke. »Warum nehmen wir nicht diese Route, kelan? Nach Sabra und dann über die Avagon-See bis zur Küste von, sagen wir, Sarain, und dann über Land nach Jangdi. Das kommt mir kürzer vor.«
Aravan schüttelte verneinend den Kopf. »Kürzer an Werst, aber länger an Tagen.« Bair runzelte die Stirn. »Wie das?«
»Wir müssen dort zu viel über Land und über Berge reisen, was uns nur aufhält. So schaffen wir höchstens drei bis vier Werst am Tag. Auf der Route jedoch, die ich vorschlage …«
»Ah, ich verstehe«, unterbrach ihn Bair und grinste. »Eure Strecke führt zumeist über Wasser, und Boote ermüden nie, solange der Fluss fließt und der Wind weht.«
Aravan erwiderte sein Grinsen.
Dann seufzte Bair und deutete auf die Karten. »Himmel, Aravan, wie lange wird das dauern?«
Aravan runzelte die Stirn. »Etwa dreißig Tage durch die Wüste nach Dirra, weitere fünf Tage über den Fluss zur Roten Bucht, und von dort vielleicht vierzig Tage nach Adras, vorausgesetzt, wir erwischen ein gutes Schiff und günstige Winde; dann noch einmal vierzig Tage über Land mit dem Pferd in die Berge von Jangdi. Und danach noch einige Tage bis zum Tempel. Aber wie viele genau, das weiß ich nicht.«
»Einhundertzehn Tage bis Jandi also«, meinte Bair. »Knapp unter vier Monaten. Wir sollten Mitte bis Ende Mai dort eintreffen.«
»Wenn alles gut geht«, meinte Aravan, rollte die Karten zusammen und schob sie in das wasserdichte Etui zurück.
»Ich frage mich, ob die Zeit reicht«, sagte Bair.
Aravan zuckte die Achseln. »Die Zeit muss reichen, Bair, sonst hätte uns Dodona auf eine vergebliche Mission geschickt.«
»Ai, Aravan, aber ich erinnere mich, dass er uns praktisch gesagt hat, dass unsere Chancen selbst im besten Fall dünn sind. Außerdem wissen wir nicht einmal, worin unsere Mission besteht, außer dass Ihr diesen Kristall beherrschen müsst.«
Aravan stand auf. »Unsere Chancen mögen nur dünn sein, doch mehr haben wir nicht, sie und einen Kristall, den ich begreifen muss. Trotzdem, ich habe mich schon auf Missionen begeben, wo ich noch weniger wusste; einige scheiterten, andere nicht. Aber hör mich an, dar. Sobald wir unterwegs sind, werde ich mein Schweigegelöbnis brechen und dir von zwei Reden berichten, die beide dich betreffen, zwei Reden, die sich möglicherweise auch auf diese Mission auswirken.«
Bairs Augen leuchteten, er sprang auf. »Ihr baut das Lager ab und ich treibe die Kamele zusammen.«
Innerhalb von zwei Kerzenstrichen waren die beiden unterwegs. Die Kamele protestierten heftig, da sie diese Narren erneut durch den schmalen Spalt tragen mussten, und dann auch noch bergauf und fort von der Schlucht, wo so saftiges Gras wuchs. Als sie aus dem Spalt auftauchten, ritten sie um den nördlichen Rand der
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