Malloreon 1 - Herrn des Westens
Prolog
Dies ist eine Niederschrift jener Begebnisse, die zu Belgarions Besteigung des Thrones von Riva führten, und sie erzählt, wie er den Verfluchten Gott Torak besiegte. – Aus der Einleitung, Sagen von Alorien.
Als die sieben Götter die Welt erschaffen hatten, so erzählt man, lebten sie und die von ihnen auserwählten menschlichen Rassen zusammen in Frieden und Einklang. Doch Göttervater UL blieb weltfern, bis Gorim, Führer jener ohne einen Gott, einen hohen Berg erklomm und ihn inbrünstig beschwor. Da schmolz ULs Herz. Er hob Gorim zu sich und verhieß ihm, sein Gott zu sein und der Gott seines Stammes, der Ulgoner.
Gott Aldur hielt sich weiterhin fern von seinen Brüdern. Er lehrte Belgarath und andere Jünger die Macht des Willens und des Wortes. Und es kam die Zeit, da hob Aldur einen kugelrunden Stein, nicht größer als das Herz eines Kindes, auf. Die Menschen nannten diesen Stein das Auge Aldurs. Er war mit ungeheurer Macht gefüllt, da er die Verkörperung einer Notwendigkeit war, die seit Anbeginn der Zeit existierte.
Torak, den Gott des Volkes der Angarakaner, verlangte es nach der Oberherrschaft, nach der Macht über alle und alles, denn ihm war eine gegensätzliche Notwendigkeit zu eigen geworden. Als er von diesem sogenannten Auge Aldurs erfuhr, erschrak er sehr; denn er befürchtete, es würde seiner Bestimmung im Wege sein. Deshalb begab er sich zu Aldur und bat ihn, sich des Steines zu entledigen. Als Aldur seinem Wunsche nicht willfuhr, streckte Torak ihn nieder und floh mit dem Stein.
Da rief Aldur seine anderen Brüder. Sie sammelten eine gewaltige Heerschar von Anhängern um sich und machten sich auf, Torak zur Rechenschaft zu ziehen. Doch Torak, der sah, daß seine Angarakaner vernichtet würden, hob den Stein und bediente sich seiner Kräfte, die Welt zu spalten, damit das Ostmeer ihn von seinen Feinden trenne.
Der Stein aber erzürnte darüber, solcherart benutzt zu werden, und peitschte Torak mit einem Feuer, das immerwährende Qualen bewirkte.
Toraks Hand verbrannte, seine linke Wange versengte und verkohlte, und sein linkes Auge ging in Flammen auf und leuchtete für alle Zeit vom Zorn des Feuers, mit dem der Stein es erfüllt hatte. Von unstillbaren Schmerzen gequält, führte Torak sein Volk in Malloreas Ödlande, und es erbaute für ihn eine Stadt in Cthol Mishrak, welche die Stadt der Nacht genannt wurde, da Torak sie unter einer immerwährenden Wolke verbarg. Dort, in einem Turm aus Eisen, kämpfte Torak gegen den Stein und bemühte sich vergebens, seinen Haß auf ihn zu entkräften.
So vergingen zweitausend Jahre. Da stieg Cherek Bärenschulter, der König der Alorner, hinab ins Aldurtal, um dem Zauberer Belgarath zu verkünden, daß der Weg nach Norden frei sei. Zusammen verließen sie das Tal mit Chereks drei kräftigen Söhnen: Dras Stiernacken, Algar Flinkfuß und Riva Eisenfaust. Sie schlichen durch die Sümpfe, wobei Belgarath die Gestalt eines Wolfes annahm, um sie zu führen, und gelangten so nach Mallorea. Des Nachts stahlen sie sich in Toraks Eisenturm. Und während der verstümmelte Gott sich schmerzgepeinigt im Schlafe von Seite zu Seite wälzte, schlichen sie zu der Kammer, in der er den Stein in einer eisernen Truhe aufbewahrte. Riva Eisenfaust, dessen Herz ohne Arg war, nahm das Auge Aldurs, und sie machten sich auf den Weg in den Westen.
Als Torak erwachte und bemerkte, daß der Stein verschwunden war, verfolgte er sie. Doch Riva hob ihn empor, und seine zürnende Flamme erfüllte Torak mit Furcht. Alsdann verließ der kleine Trupp Mallorea und kehrte in seine eigenen Lande zurück.
Belgarath teilte Alorien in vier Reiche auf. Die Herrschaft von dreien legte er in die Hände von Cherek Bärenschulter, Dras Stiernacken und Algar Flinkfuß. Riva Eisenfaust und seinem Geschlecht vertraute er das Auge Aldurs an und schickte ihn zur Insel der Stürme.
Belar, Gott der Alorner, sandte zwei Sterne hinab. Aus ihnen schmiedete Riva ein mächtiges Schwert, und als Knauf setzte er ihm das Auge Aldurs auf. Alsdann hängte er dieses Schwert an die Wand des Thronsaals in der Zitadelle, wo es für alle Zeit zum Schutz des Westens dienen sollte.
Als Belgarath nach Hause zurückkehrte, hatte sein Weib Poledra ihm Zwillingstöchter geschenkt, war jedoch im Kindbett dahingeschieden. In seinem unendlichen Leid gab er seinen Töchtern die Namen Polgara und Beldaran. Sobald sie mannbar waren, schickte er Beldaran zu Riva Eisenfaust, als dessen Gemahlin und Stammutter
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