Mittagessen Nebensache
sich
aufschwingen können!«
Ich
weiß nicht mehr genau, wer auf den unseligen Einfall kam, ein Picknick an der
Bucht zu veranstalten. Allein dieser Vorschlag schon ließ Paul in die Luft
gehen. Picknicks sollte man gesetzlich verbieten, schimpfte er. Er habe keine
Lust, den ganzen Tag in der Sonne zu braten, nur um vielleicht ein paar
lächerliche Sprotten zu angeln. Nun, wir wußten nicht erst seit gestern, daß
wir keine besonders vergnügungssüchtigen Männer geheiratet hatten.
Es
war einer jener herrlichen Tage, die man hier in den Vorbergen Mitte März
erleben kann. Mit einem tiefblauen, wolkenlosen Himmel, der große Hitze
verspricht. Bis zur letzten Minute hatte Paul inbrünstig um Regen gebetet, aber
als der Morgen graute, mußte er sich geschlagen geben. Der Colonel war
geschäftlich in der Stadt, aber die anderen Teilnehmer unserer Party — in
letzter Zeit gehörten auch die drei Junggesellen ständig zu unserem Kreis — trafen
sich zu einer für einen Sonntag ungewöhnlich frühen Stunde, weil die beste Zeit
zum Angeln infolge der Flut schon um neun Uhr war.
Als
wir an den Pier kamen, erlebten wir die erste Panne. Die einzelnen Motorteile
der Barkasse lagen in einem wüsten Durcheinander, der Bootsmann war von oben
bis unten voll Öl gespritzt und schäumte vor Zorn. Die Maschine war am Abend
vorher zu Bruch gegangen, und es gab keine Möglichkeit, noch rechtzeitig zum
Fischen zu kommen, da die anderen beiden Boote längst abgelegt hatten.
Offensichtlich war der gute Mann nicht auf die Idee gekommen, uns telefonisch
von dieser Katastrophe in Kenntnis zu setzen.
Sams
Lippen zuckten verdächtig, und er schien gerade sagen zu wollen: >Dann
fahren wir also wieder nach Hause<, aber Larry kam ihm schleunigst zuvor.
»Na schön, darum werden wir uns den Tag noch lange nicht verderben lassen. Dann
suchen wir uns eben auf dieser Seite der Bucht ein nettes Plätzchen.«
»Wozu
eigentlich?« fragte Paul trotzig.
Sam
eilte ihm unverzüglich zu Hilfe. »Was glaubst du eigentlich, was wir hier in diesem
Loch tun sollen?«
»Was
wir tun sollen? Das, wozu wir hergekommen sind — wir halten ein Picknick ab«,
erwiderte ich fest.
Wir
brachten das Wasser im Kessel zum Kochen und bereiteten Tee. Die allgemeine
Stimmung besserte sich. Nach dem Tee verzogen sich die drei Ehemänner auf die
Klippen, um dort doch noch ihr Anglerglück zu versuchen. Sie versprachen uns
für den Lunch ein paar erstklassige Fische, die wir über dem Kohlenfeuer braten
wollten. Da inzwischen die Ebbe eingesetzt hatte, dehnte sich die Schlickfläche
bis weit hinaus. Mit Baden war es also nichts. Wir faulenzten im Schatten eines
knorrigen alten Puriri und verwünschten insgeheim, so
zeitig aufgestanden zu sein. Ruth war zusammen mit Anne gekommen, Larry hatte
allerdings darauf bestanden, daß sie bei ihr übernachten müsse. Ruth schien
übrigens die einzige, der die feucht-schwüle Hitze nichts ausmachte. Sie wirkte
kühl und trotz des marineblauen Matrosenkleids anziehend. Ihr Haar war zu einer
strengen Rolle frisiert. Sie sei eine leidenschaftliche Strandläuferin,
verkündete sie fröhlich, und darum wolle sie jetzt losziehen, um im Schlick
nach Muscheln zu suchen.
Wir
drei Ehefrauen gaben uns ganz dem wohligen Gefühl des Nichtstuns hin, als
urplötzlich die nächste Katastrophe eintrat. Wie aus dem Nichts heraus — hier
an der Küste ist das keine Seltenheit — erhob sich ein scharfer Wind. Er wehte
direkt von den Dünen her. In Sekundenschnelle waren wir in eine Sandwolke
gehüllt. Mit einem Satz waren wir bei den Picknickkörben, um noch zu retten,
was zu retten war. »Das fehlte uns gerade noch«, murmelte Larry erbittert,
während Christina auch schon mit sandverklebten Augen und laut schreiend
angelaufen kam. Dawn blickte sich voller Abscheu um. »Einen besonders
glücklichen Platz hast du gerade nicht ausgesucht, Susan. Ich bin ganz voll
Sand.« Damit band sie sich ein farbenfrohes Tuch um den Kopf und schickte einen
vorwurfsvollen Blick in meine Richtung.
In
diesem Augenblick wurden wir durch Jim und Ruth abgelenkt, die schwerbeladen
herangekeucht kamen. Wir waren uns sofort darin einig, daß die Muscheln viel
besser schmecken würden als die kärgliche Angelbeute unserer Männer, und jemand
setzte den Kessel aufs Feuer. Ruth kauerte sich lachend und völlig aufgelöst
neben Larry auf den Boden. Nichts war übriggeblieben von ihrer adretten Kühle —
ihr vom Wind gerötetes Gesicht strahlte, ihre Beine waren bis zu den
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