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Mittsommerzauber

Mittsommerzauber

Titel: Mittsommerzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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dieser Stelle nicht nur unübersichtlich, sondern einfach zu eng, um anzuhalten und damit einen Teil der Fahrbahn zu blockieren. Robert sah schockiert, wie der kleine Wagen wegrutschte und dann seitlich ausbrach. Einen Schwindel erregenden Moment schien es, als würde das Cabrio das Brückengeländer durchbrechen und in die Tiefe stürzen, doch dann gelang es dem Fahrer, das Steuer herumzureißen und den Wagen in die Böschung zu lenken. Dort blieb das Cabrio wie ein verunglückter Käfer stecken, die Kühlerhaube in Ginsterbüschen vergraben und ein Hinterrad frei in der Luft drehend wie eine ausgeleierte Schallplatte.
    Robert hatte sich bereits in Bewegung gesetzt und rannte hinüber zu der Böschung, die an dieser Stelle ziemlich steil war.
    Er wartete darauf, dass der Fahrer ausstieg, doch zu seiner Überraschung röhrte im nächsten Moment der Motor des Wagens auf, und die Vorderräder schleuderten Kies und Erde hoch. Der Fahrer versuchte allen Ernstes, den Wagen zurückzusetzen!
    Robert wusste nicht, ob er vor Erleichterung lachen oder über so viel Unverständnis den Kopf schütteln sollte. Schließlich siegte die Erleichterung, doch das Lachen blieb ihm im Hals stecken, denn nur eine Sekunde später klappte die Tür auf der linken Seite des Cabrio auf, und der wütende Fahrer kam unter Verrenkungen herausgekrabbelt und kletterte die Böschung hoch.
    Es war eine junge Frau. Wie eine Furie kam sie auf ihn losgestürmt, die Miene starr vor Schreck und Wut. Ein Windstoß wehte ihr ärmelloses weißes Seidenkleid hoch und entblößte schlanke, braun gebrannte Beine mit schmalen Füßen, die in unpraktischen hochhackigen Schuhen steckten. Ihr Haar, das sich soeben aus einer dezenten Hochsteckfrisur zu lösen begann, wallte wie ein zerzauster Heiligenschein um und über ihr Gesicht. Sie sah aus wie ein empörter Engel.
    Bevor Robert weitere interessante Details ihres Äußeren begutachten konnte, hatte sie ihn erreicht.
    »Ist das Ihr Auto?«, fauchte sie. »Sie sind ja wohl verrückt geworden! Wieso lassen Sie den Wagen einfach mitten auf der Straße stehen?« Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn an, während Robert nur stumm dastehen und sie anstarren konnte wie das achte Weltwunder.
     
    *
     
    Anna platzte fast vor Zorn. Das Adrenalin rauschte immer noch wie ein aggressives Gift durch ihre Adern, und am liebsten hätte sie laut geschrien, um ihrer Empörung Ausdruck zu verleihen. Sicher, sie hatte Glück gehabt, weil sie es geschafft hatte, den Wagen noch in die Böschung zu steuern. Genauso gut hätte sie gegen das Brückengeländer knallen und mindestens zehn Meter tief abstürzen können, und zwar nicht ins Wasser, sondern auf Berge von Geröll, das an dieser Stelle das Flussufer unterhalb der Brücke bedeckte.
    Na schön, sie lebte noch. Aber ihr Wagen steckte im Graben! Und das war ganz allein die Schuld dieses Blödmanns!
    Anstatt etwas zu sagen, stand er nur da und glotzte sie an. Wenn irgend möglich, wurde Anna noch wütender.
    »So ein Mist«, entfuhr es ihr. »Ausgerechnet heute!«
    Der Mann schien endlich seine Sprache wieder gefunden zu haben. »Ihnen ist doch hoffentlich nichts passiert, oder? Tut mir Leid, es war wirklich idiotisch von mir, meinen Wagen da abzustellen. Ich wollte nur eben...«
    »Ihretwegen verpasse ich meinen Termin!«, unterbrach Anna ihn mit zornbebender Stimme. Sie hätte heulen können vor Frustration. Der Tag hatte so gut angefangen, und jetzt ging alles schief!
    »Vielleicht kriegen wir Ihren Wagen ja irgendwie wieder auf die Straße«, sagte der Mann.
    Anna lachte, eher ungläubig als erheitert. Der Typ hatte Nerven! »Haben Sie einen Traktor dabei?«, fragte sie spöttisch.
    »Leider nein. Der Traktor ist gerade in der Werkstatt. Aber ich habe ein Handy, mit dem ich einen Abschleppdienst anrufen kann.« Er grinste sie entwaffnend an, und im selben Augenblick spürte Anna, wie ihre Wut verrauchte. Eben noch hätte sie ihm eine kleben können, und einen Moment später hatte sich ihr ganzer Arger aufgelöst, als hätte er nie existiert.
    Sie stellte fest, dass er vielleicht doch nicht so ein Idiot war, wie sie gedacht hatte. Zumindest sein Lachen hatte etwas. Und auch sonst sah er gar nicht übel aus. Im Gegenteil, je länger sie ihn betrachtete, umso attraktiver kam er ihr vor. Nicht, dass sie unbedingt auf diese Sorte Mann stand, denn solche Typen bildeten sich immer ziemlich viel auf ihr Aussehen ein. Sie hielten sich für Gottes Geschenk an die Frauen,

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