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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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wollte.«
    »Sie meinen, dass wir nicht weiter mit den Briten arbeiten müssen? Dass es keine Verbindung zu den Streitkräften gibt?«
    Böllmann nickte. »Das ist in der Tat mein Ansatz.«
    »Das würde vieles erleichtern.« Frank sah durch die breite Fensterfront über den Parkplatz hin zu der über die Jahrzehnte fast schwarz gewordenen Fassade der Haftanstalt. In einigen Fensternischen standen Milchtüten. Andere waren mit Tüchern verhängt. Im Sommer konnte es sehr heiß in den engen Zellen werden.
    »Na ja. Wir werden sie auf jeden Fall über den Fortgang der Ermittlungen informieren. Das Recht haben sie.«
    »Meinetwegen.«
    »Was machen die Ermittlungen in Siegen? Brauchen Sie Hilfe?«
    »Uns liegt ein erster Bericht vor. Danach ist Braun sauber. Ich überlege allerdings, mir in Siegen ein eigenes Bild zu machen.«
    Böllmann lehnte sich erwartungsvoll in seinem Stuhl zurück.
    »Nach ihren Erkenntnissen ist Manfred Braun bisher nicht in Erscheinung getreten. Braun ist viel im Ausland unterwegs. Messebau.«
    »Und sein Groundhopping?«
    »Braun hat akribisch Buch geführt über seine Stadionbesuche. Rubriken für das jeweilige Spielfeld, das besuchte Spiel samt Ergebnis, sowie das Datum. Ein echter Hopper. Sein Hobby betreibt er seit gut zehn Jahren.« Ecki schlug sein Notizbuch auf, um nachzusehen. »Ich hab mir die Zahl extra notiert, weil sie so unglaublich ist. Er gibt an, dass er mehr als 570 Stadien in fast 30 Ländern gesehen hat. Ich möchte mal wissen, wie er das anstellt, wenn er die meiste Zeit zu irgendeiner Messe unterwegs ist. Stellen Sie sich das vor: 570 Stadien in rund 30 Ländern. In zehn Jahren. Das macht rein rechnerisch mehr als 50 Stadien pro Jahr. Unglaublich.«
    »So etwas habe ich noch nie gehört.« Böllmann hatte mit hochgezogenen Augenbrauen zugehört. Fußball hieß für ihn bislang nur 1. Bundesliga, maximal 2. Liga.
    »Dabei ist den Groundhoppern völlig egal, wie wichtig die Liga ist oder wie groß der Platz ist, welchen Erfolg die Heimmannschaft hat. Die sammeln tatsächlich nur die Besuche der Plätze. Die fahren 1.200 Kilometer und mehr, nur um an einem Freitagabend eine drittklassige Partie in einem nicht selten baufälligen Stadion gesehen zu haben! Und am nächsten Tag sind sie wieder zu einem anderen Platz unterwegs. Für jedes Stadion gibt es einen Punkt.«
    »Und? Was bedeutet das nun für unseren Fall?«
    »Es gibt zwar ganz zu Anfang seiner Aufzeichnungen Daten über seinen Besuch des Bökelbergstadions, sogar eine eingeklebte Eintrittskarte. Aber das besagt gar nichts. Denn wir wissen nicht, wann das Mädchen umgebracht wurde.« Ecki schlug das Notizbuch wieder zu.
    »Wir sollten diesen Braun trotzdem im Auge behalten. Wenn wir das Todesdatum des Mädchens eingrenzen können, wird er uns vielleicht noch von Nutzen sein können.«
    »Eine wirklich vage Spur. Aber wir werden sie im Auge behalten.«
    »Und sonst? Was macht Ihre Freundin? Sie muss doch bald entbinden.«
    Frank lächelte. »Oh, ja. Wir freuen uns auf das Baby.«
    »Alles Gute kann ich dann nur wünschen.« Böllmann stand auf. »Halten Sie mich bitte weiter auf dem Laufenden. Ich bin zwar in den nächsten Tagen unterwegs, ein kleiner Urlaub in der Schweiz, aber Sie haben ja meine Mobilnummer. Außerdem können Sie auch mit meinem Vertreter sprechen. Der Kollege Gathen hat Bereitschaft.«
    * * *
    Alexander Rauh taxierte den Umschlag. Er war leicht und dünn. Kein Absender, keine Adresse. Nichts.
    Bevor er den Umschlag öffnete, nahm er in seiner kleinen Küche eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank. Er mischte sich ein großes Glas Apfelschorle und ging ins Wohnzimmer zurück. Nachdenklich setzte er sich auf die Lehne seines Sofas und betrachtete den Umschlag. Hünners angekündigter Hinweis? Ein Brief? Ein Foto? Ein Zettel mit irgendwas? Er traute sich noch nicht nachzusehen.
    Alexander stand auf und wanderte unruhig in seiner Wohnung hin und her. Er räumte sein Schlafzimmer auf, trug seine schmutzige Wäsche ins Badezimmer, spülte das Frühstücksgeschirr. Anschließend saugte er die Wohnung. Jede Ablenkung war willkommen.
    Schließlich saß er wieder vor dem Umschlag. Er wollte ihn immer noch nicht öffnen. Hielt er erst einmal den Hinweis von Hünner in Händen, würde sein Leben nicht mehr sein wie vorher.
    Er nahm den Umschlag wieder in die Hand und wog ihn, so als könne er von seinem Gewicht auf seinen Inhalt schließen. Er ließ den Umschlag fallen, als habe er sich an dem braunen

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