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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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Zeitungen Pferdebilder ausschnitten. Ihre Leidenschaft ging sogar soweit, dass Ecki im Augenblick kaum noch seine Tageszeitung lesen konnte, ohne auf ein Loch zu stoßen. Ecki musste schmunzeln.
    Er seufzte und drehte sich auf seinem Stuhl hin und her. Er hatte Hunger. Den ganzen Tag über hatte er schon nichts Vernünftiges gegessen. Und vernünftig hieß bei Ecki auch jede Form von Teilchen. Allein bei dem Gedanken begann sein Magen zu knurren. Ecki sah auf seine Armbanduhr. Hm, wenn er sich beeilte, konnte er in spätestens einer halben Stunde wieder mit einer Tüte Teilchen zurück sein.
    Mit einem entschlossenen Ruck stand Ecki auf und nahm seine Jacke vom Haken.
    Auf dem Gang, kurz vor dem Ausgang, wäre er fast mit Horst Laumen zusammengeprallt. Laumen sah ihn durch seine großen Brillengläser missbilligend an.
    »Tut mir leid, Laumen, hab dich trotz deiner Signalfarbe übersehen. War keine böse Absicht. Wird nicht wieder vorkommen.« Freundlich nickend wollte Ecki an Laumen vorbei.
    Der Verwaltungsangestellte streckte seinen Rücken durch und stellte sich Ecki in den Weg. »Das ist keine Signalfarbe. Das ist ein gelber Pullunder. Gestrickt von meiner Frau. Das zum ersten. Zweitens läuft das Verfahren wegen des CD-Players. Ich werde dafür sorgen, dass ihr euch an die Vorschriften haltet. Ich habe schon gehört, dass ihr den Mondeo zurückhaben wollt. Mit dem illegal eingebauten Abspielgerät für eure Musik. Auch ich habe meine Quellen.« Aus Laumens Stimme klang Triumph. »Aber ihr habt euch getäuscht. Ihr werdet schön bis auf weiteres auf euren Mondeo verzichten. Erst wird der Wagen umgerüstet. Ich werde dafür sorgen, dass ihr künftig nur noch den Funk hören könnt, wie alle anderen Kollegen im übrigen auch. Es gibt keine Extrawürste mehr für die Herren Borsch und Eckers.«
    Laumen machte keine Anstalten, Ecki Platz zu machen.
    »Mach Platz, Laumen, oder ich vergess mich.«
    Ecki wollte sich an Laumen vorbeidrücken, aber der dachte offenbar nicht daran, seinen Triumph nicht bis zum Ende auszukosten.
    »Mach Platz!«
    »Du drohst mir? Mir? Einem Kollegen?« Laumens Stimme zitterte vor unterdrückter Wut..
    »Geh aus dem Weg, du aufgeblasener Kanarienvogel.« Ecki nahm keine Rücksicht mehr und schob Laumen einfach zur Seite.
    »Du hast mich angefasst, Eckers. Du hast mich verletzt. Das hat ein Nachspiel. Das schwöre ich dir.«
    Ecki beachtete das aufgebrachte Zetern des Kollegen nicht länger und verließ das Gebäude.

XV.
    Alexander Rauh nahm seine Puppe in die Hand. Er betrachtete sie lange. Jede einzelne Linie, jede Unebenheit des Körpers kannte er auswendig. Jedes einzelne Haar hatte er schon tausendmal berührt. Er und Pascal. Pascal! Sie hatten sich geliebt und die Puppe war das Zeugnis ihrer Liebe.
    Aber der lockende Blick der Puppe war bloß die hübsche Larve des Teufels. Die Puppe hatte ihn in den Abgrund gerissen. Pascal war weg. Hatte ihn verlassen wegen dieses billigen italienischen Unterhosenmodels. Hätte er ihm doch nie das Wochenende in Mailand geschenkt. Sie waren im Stadion gewesen und dann auf dieser Party. Er hatte gleich die Blicke zwischen den beiden bemerkt. Pascal hatte alles abgestritten. Später hatte er dann diese Telefonnummer gefunden. Er hätte es besser wissen müssen. Von Anfang an war Pascal regelmäßig alleine unterwegs gewesen. Angeblich brauchte er seine Zeit für sich. Alexander verfluchte den Tag, an dem er seinen Freund das erste Mal getroffen hatte. Wenn er nur könnte, er würde die Erinnerung an das Sponsorentreffen vor jenem Länderspiel aus seinem Gedächtnis brennen. Und die Erinnerung an den jungen Repräsentanten dieser Eventagentur, der ihn so aufreizend mit seinen dunklen Augen angelächelt hatte.
    Alexander ekelte sich jetzt vor diesem Stück Plastik, das sein Leben längst beherrschte. Zu lange hatte er gehofft, dass sie ihn auf ewig an die schönen Stunden mit Pascal erinnern würde, seine erste und einzige Liebe. Dabei hatte er nicht gemerkt, dass sie gnadenlos die Kraft aus seinem Körper und aus seiner Seele saugte. Nicht nur das, sie hatte sich auch auf die Fotos gedrängt, um ihn endgültig zu zerstören.
    Angewidert warf er die Puppe von sich. Er war ein erwachsener Mann. So einer wie er spielte nicht mehr mit Puppen. Durfte nicht mehr spielen, denn fast war alles verraten. Und die Puppe war schuld.
    Die Puppe muss weg, dachte Rauh. Für immer. Er hatte sie nicht mehr lieb. Tränen füllten seine Augen. Sie war einmal das Wichtigste

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