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MK Boeckelberg

MK Boeckelberg

Titel: MK Boeckelberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnold Kuesters
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ansehen im Vergleich zu der früheren liebevollen Beschäftigung mit der Puppe. Als Erklärung für das Gewalt-Phänomen wurde angeführt, dass sich die Mädchen mit dem Älterwerden von einem „babyhaften" Symbol ihrer früheren Kindheit abwenden. Aus der Puppe mit eigener Persönlichkeit werde schließlich ein bloßer Gegenstand, den man zerstören könne, wie eine Getränkebüchse.
    Die Forscher sind davon überzeugt: „Während auf Erwachsene die Freude am Zerbrechen, Verstümmeln und Foltern der Puppe stark irritierend wirkt, ist sie aus der Perspektive des Kindes einfach eine fantasievolle Art, mit etwas nutzlos gewordenem umzugehen". Nach Angaben der Forschergruppe waren insgesamt 100 Mädchen und Jungen an der Studie beteiligt. Jungen hätten anders als die Mädchen zu ihren Spielzeugfiguren wie zum Beispiel dem „Action Man" kein derartiges Hass-Verhältnis entwickelt. Sie würden ihren einstigen Action-Helden gegenüber eher ein positives Nostalgie-Gefühl entwickeln.

    »Hm.« Langsam legte Ecki den Zeitungsartikel auf den Schreibtisch und sah Schrievers fragend an. »Was sagt uns das jetzt?«
    »Na ja, das musst du doch entscheiden.«
    »Warum hast du ihn denn dann mitgebracht?«
    Schrievers räusperte sich. »Es ist doch so, wenn ich das hier lese, von Folter und so, und sehe mir dann die Tatortfotos an, dann könnte ich doch zu dem Schluss kommen, dass die Opfer auch gefoltert wurden!? Immerhin hatte doch jede Leiche ein Loch im Kopf.«
    »Du meinst, der Mörder hat seine Opfer, sein Spielzeug, gefoltert, weil er selbst nicht mehr länger Kind sein wollte? Als perverses Ritual, erwachsen zu werden? Absurder Gedanke.«
    »Was ist schon normal?«
    »Wie passt denn dann Sabrina Genenger in deine Theorie?«
    Schrievers zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Vielleicht handelt es sich um einen Trittbrettfahrer, um jemanden, der von seinem echten Motiv ablenken wollte.«
    »Könnte Hünner der Täter sein?«
    »Warum nicht? Andererseits steht für ihn zuviel auf dem Spiel, der begeht keinen Mord. Der will Oberbürgermeister werden. Aber das ist ja auch eine Art, erwachsen zu werden.«
    Ecki überlegte. »Du meinst, damit löst sich Hünner endlich aus dem Schatten seines Vaters?«
    Schrievers nickte und musste grinsen. »Politiker ticken wohl so. Sicher nicht alle, aber viele.«
    Ecki blieb ernst. »Mal angenommen, das stimmt, was die Engländer herausgefunden haben, müssten wir es, rein logisch betrachtet, mit einem weiblichen Täter zu tun haben. Jungen tun das nicht, steht hier.«
    Schrievers lehnte sich auf Franks Stuhl zurück.
    »Also, ich finde, den Punkt könnten wir vernachlässigen. Ich glaube nicht, dass Frauen wirklich zu solch grausamen Dingen fähig sind.« Schrievers setzte wie zur Bestätigung seiner Theorie seine Brille auf, die bislang an einer Kordel auf seinem mächtigen Bauch geruht hatte.
    »Na, na, na, nur weil deine Gertrud eine Seele von Mensch ist, bedeutet das nicht, dass alle Frauen Engel sind.« Ecki wollte nicht ausschließen, dass sie auch nach einem weiblichen Täter suchen mussten. Er fand, das war eine Option, die Frank bisher zu sehr vernachlässigt hatte.
    »Ich glaub trotzdem nicht so recht daran. Und was Gertrud betrifft: Sie ist die beste Ehefrau von allen.«
    Das Telefon klingelte. Es war Colonel Digby. Er hatte Neuigkeiten. Soso, dachte Ecki, Neuigkeiten. Da war er aber gespannt. Bisher hatte der Engländer mit seiner steifen Oberlippe eher wie ein wandelnder Tresor der Bank von England gewirkt als wie ein Kollege, der wirklich kollegial mitarbeiten wollte.
    »Darf ich den Lautsprecher des Telefons einschalten? Dann kann mein Kollege Schrievers mithören.«
    Digby hatte keine Bedenken.
    »Sie haben Neuigkeiten?«
    »Jawohl, Herr Eckers. Und ich denke, es ist meine Pflicht, Sie mit Ihnen zu teilen. Ich freue mich, dass Sie Zeit für mich haben.«
    Mein Gott, diese Engländer, dachte Ecki. Eines Tages ersticken die noch an ihrer Höflichkeit. »Keine Ursache, Colonel. Dafür bin ich doch da. Ich bin ganz Ohr. Was kann ich für Sie tun?«
    »Wir haben die Kleidung des Jungen analysieren lassen. Dabei sind wir auf interessante Details gestoßen. Auf sehr interessante Details.«
    »Nämlich?« Ecki war gespannt, was die Briten ans Tageslicht befördert hatten. Vermutlich waren die Klamotten bei Harrods gekauft worden.
    »Die Turnschuhe des Jungen sind Fälschungen der Marke Nike. Gute Fälschungen, zugegeben. Aber Fälschungen, immerhin.«
    »Ja, und?«, dachte Ecki.

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