MK Boeckelberg
ich dir sage. Mehr nicht. Alles andere muss dich nicht interessieren.«
Alexander Rauh versagte es fast die Stimme. »Das können Sie nicht von mir verlangen. Das nicht.«
»Ich sehe, wir verstehen uns. Gut, gut.« Hünner strahlte Rauh an.
»Niemals. Ich verrate doch nicht meine Mannschaft.«
»Wer spricht denn von Verrat, Alexander? Sagen wir lieber, du gibst dem Spiel eine bestimmte Richtung. Und das tust du mit deinem Einsatz doch sowieso in jedem Spiel. Nur, dass diesmal die Richtung vorbestimmt ist.« Hünner sah Rauh aufmunternd an.
»Niemals.« Wie gelähmt hockte der Abwehrspieler vor der Spinne.
»Was ist denn schon dabei? Ein Fehlpass hier, ein verpasster Ball da, eine Unaufmerksamkeit, wie sie immer wieder vorkommt. So einfach ist das. Niemand wird etwas merken. Du hast einfach Pech an dem Tag, deine Mannschaft hat Pech. Man kann nicht jedes Spiel gewinnen. Das wird jeder Fan verstehen. Nach dem Spiel wirst du öffentlich bekennen, dass du das Spiel für deinen Verein verloren hast, und dass du dich entschuldigst. Du hast einen guten Ruf bei den Fans. Schließlich bist du so etwas wie das Urgestein dieser Mannschaft. Kein Mensch wird auf die Idee kommen, dass das Ergebnis schon vor dem Anpfiff feststand.«
»Das ist illegal. Da mache ich nicht mit.« Er war empört.
»Ach, lieber Alexander, das ist ja richtig rührend. Alexander Rauh, der letzte Aufrechte im Bundesligageschäft! Sieh dich doch um, wer ist denn noch sauber? Selbst Schiedsrichter verschieben Spiele. Da macht die ein oder andere Absprache doch auch nichts mehr.« Hünners Stimme hatte einen väterlichen Klang. Dabei lauerte dahinter kaum wahrnehmbar die Aggressivität eines Mannes, der keinen Widerspruch duldete.
Alexander Rauh wurde blass vor Wut. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Er würde Hünner anzeigen. Er würde den Plan auffliegen lassen. Wer weiß, vielleicht betrieb Hünner sein schmutziges Geschäft schon längst auch mit anderen Vereinen. Hinter der netten Fassade eines honorigen Geschäftsmanns lauerte ein Betrüger, ein Verbrecher.
»Dein Schweigen zeigt mir, dass du einverstanden bist. Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann.« Hünner sah zufrieden aus.
»Niemals. Ich zeige Sie an.« Rauh fand nur mit Mühe Worte.
Hünner lachte laut. Es klang wie eine Drohung. »Das ist nicht dein Ernst. Was willst du der Polizei sagen? Dass du 25.000 Euro bekommen hast, es dir aber im letzten Augenblick anders überlegt hast? Das ich nicht lache, Alexander. Aber so leicht ist das nicht. Einen Daniel C. Hünner zeigt man nicht einfach an. Das wirst du schon sehen.«
Alexander hatte einen trockenen Hals. Seine Augen brannten. »Die 25.000?« Seine Stimme versagte.
»Was denkst du denn? Dass ich Geld zu verschenken habe? Wie naiv bist du eigentlich?« Hünner schüttelte amüsiert den Kopf. »Das Geld war ein, sagen wir, Vorschuss, eine erste Abschlagszahlung für deine Leistung, die ich von dir erwarte.«
Rauh hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden. »Nein.«
Hünners Gesicht war jetzt ganz nahe an Alexanders. Seine Stimme war immer noch ganz leise. »Und du lieferst. Gleich Samstag schon. Das Spiel geht verloren. Haben wir uns verstanden?«
Alexander konnte dem Blick nicht standhalten und sah zur Seite.
Hünner lehnte sich zurück. »Na, siehst du. Geht doch. Ich zähle auf dich.« Er machte eine Pause, bevor er weitersprach. »Wir zählen auf dich, Alexander Rauh. Du sorgst dafür, dass das Spiel verloren geht.«
Der Abwehrspieler blieb stumm. Er wollte nur noch weg. Weg aus diesem Büro und weg von dieser Spinne, die ihn zu ersticken drohte.
»Sieh es doch einfach so: Du sorgst dafür, dass unsere Interessen gewahrt werden, und wir sorgen dafür, dass du dein Auskommen hast. Wir zahlen für jedes abgesprochene Spiel 60.000 Euro an dich. Dieses Angebot wirst du nicht ablehnen, Alexander. Du wirst es nicht ablehnen können. Dafür werden wir sorgen. Du weißt schon.«
»Wer ist ›wir‹?« Rauh presste die Worte nur mühsam hervor.
»Ich sehe, du interessierst dich für uns. Das ist schön. Aber es ist noch zu früh für eine Begegnung unter Freunden. Später vielleicht. Bis dahin ist aber noch eine Menge zu tun.«
Hörte dieser Albtraum denn nie auf? Stumm schütteltet er den Kopf.
»Damit du siehst, dass wir es ernst meinen, wirst du in den nächsten Tagen einen kleinen Hinweis finden. Spätestens dann wirst du überzeugt sein, dass eine Zusammenarbeit mit uns zu deinem Vorteil ist.« Hünner sah Rauh
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