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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Romantik, Burgfried, Wehrturm, Burggespenst,
alte Sagen, Gruselei und dicke Mauern. Wenn dann die Küche noch stimmt, der
Service, die Betten bequem sind und die Badezimmer komfortabel — dann kommen
die Gäste auch wieder. Und die Hoteliers können sich die Hände reiben und sind
ihren geharnischten Ahnen dankbar.
    „Hat der Mann nur Burghotel
gesagt“, fragte Gaby mit beklommener Stimme, „oder Burghotel Falkenhain?“
    „Nur Burghotel.“
    „Mhm.“
    „Im Umkreis der Stadt“, sagte
Karl, „gibt es nur ein Burghotel.“
    „Aber in der Zitronerie vom
Schloss Lustweh ist seit vorigem Jahr ein Café“, sagte Klößchen. „Kuchen und
Torte sollen allerdings unter aller Sau sein.“
    „Kaum anzunehmen“, sagte Karl,
„dass der Mörder diesen Kaffeegarten zum Tatort ernennt. Nee, Freunde! Wir
stehen vor einer irren Situation. Im Burghotel Falkenhain findet ein amüsantes
Mörderspiel statt — zum Mitmachen, Miträtseln, Interaktivieren. Aber
gleichzeitig ist im Verborgenen blutiger Ernst geplant — nämlich ein wirklicher
Rachemord.“
    „Richtig!“, bekräftigte Tim.
„Genauso sehe ich das auch.“
    „Häh?“, meinte der blaue Udo.
    „Ist nicht euer Ding“,
erwiderte Tim, „und jetzt haben wir keine Zeit für Erklärungen. Wir müssen
sofort ins Präsidium zu Gabys Vater. Danke, Herr Liebert, für die nützliche
Info. Aber jetzt glüht uns der Rennsattel unter dem Hintern.“
    Der Aufbruch erfolgte geradezu
überstürzt. Die beiden Obdachlosen blieben, reich beschenkt, zurück.
    Während TKKG und Oskar schon am
Ende der Uferstraße im Dunkeln verschwanden, packten Höhlensepp und blauer Udo
ihre Schätze zusammen und zogen um ins ‚andere Quartier’.
    Der schwarze Porsche stand
immer noch am Straßenrand vor der Kurve.

5. Der Versuchung erlegen
     
    Heiner Voss und Ludwig
Biegehart gehörten zur Kripo, waren im selben Alter — nämlich 33 — und hatten
es bis zum Kommissar gebracht. Umgangssprachlich ist das ein allgemeiner Titel,
aber auch eine Rangstufe. Denn darüber gibt es noch den Ober- und den
Hauptkommissar. Letzterer ist meistens ein leitender Beamter — wie auch Gabys
Vater Emil Glockner. Dem Range nach ein Hauptkommissar. Aber anreden lässt er
sich nur als ,Kommissar’.
    Voss und Biegehart mochten
einander nicht. Dafür gab es keinen besonderen Grund. Aber die Sympathien sind
nun mal unterschiedlich. Die Umstände verlangten allerdings, dass man sich
vertrug. Beide wohnten in derselben Straße und wenn der Dienstplan es zuließ,
nahm einer den andern im Wagen mit.
    Heute war Voss an der Reihe.
Abends hatten sie wegen einer Zeugenvernehmung im Stadtteil Bleichflecken zu
tun und weil wieder mal kein Dienstfahrzeug zur Verfügung stand, wurde Voss’
Wagen benutzt. Er war mit Sprechfunk ausgerüstet.
    Der Rückweg, der zu dieser
Stunde zugleich Heimweg war, führte über die Uferstraße.
    Dunkelheit. Die Straße zog
sich. Nur die grünen Auen zu beiden Seiten. Weit voraus der Lichterhelm über
der Millionenstadt. Das Schiebedach war etwas geöffnet. Laue Luft drang in den
Wagen.
    „Ist das nun eine
Auszeichnung“, sagte Voss, „dass wir am Wochenende ins Burghotel dürfen — als
amtliche Abordnung — oder hängt das mit unseren Personalakten zusammen?
Demzufolge gelten wir nicht gerade als Leistungsträger.“
    „Ich bin nicht Beamter
geworden“, knurrte Biegehart, „um mir den A... aufzureißen. Dann hätte ich ja
gleich in die freie Wirtschaft gehen können als freiberuflicher Workaholic, als
Arbeitstier.“
    „Stimmt. Sehe ich auch so. Aber
unsere Beurteiler sehen das anders. Und es geht wohl auch anders. Der Kollege
Glockner ist so was von tüchtig, dass man kaum hingucken kann. Der hört mit dem
Job erst auf, wenn alles erledigt ist.“
    „Trotzdem hat er genügend Zeit
für seine Familie.“
    „Scheint so.“
    „Seine Frau sieht toll aus. Und
zufrieden. Und die Kleine sowieso.“
    „Die Gaby hat ja auch ihren
TKKG-Club.“
    „Was’n das? Klingt wie
Fernsehen.“
    „Sie hat ihre Freunde. Zusammen
stellen die mehr auf die Beine als die meisten von uns — zumindest als die
Schreibtischtäter.“
    „Ist es nun ‘ne Auszeichnung?“,
wiederholte Voss seine Frage. „Immerhin dürfen wir zwei Tage und drei Nächte in
dieser schicken Umgebung mitfeiern. Und beim Mörderspiel nach dem Täter
fahnden, hahah.“
    „Ich glaube, die Wahl ist auf
uns gefallen, weil sonst niemand Zeit hat. Zufällig. Der Chef will nicht.
Glockner ist unabkömmlich, viele andere auch.

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