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Monika B - Ich bin nicht mehr eure Tochter

Monika B - Ich bin nicht mehr eure Tochter

Titel: Monika B - Ich bin nicht mehr eure Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Jaeckel
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lieb. Und sie hatte mich auch ganz gern. Ob sie mich wohl auch dann noch gern hätte, wenn sie mein Geheimnis wüsste? Ich hatte nicht die geringste Lust, es auszuprobieren.
    »Stefan hat Kuchen für dich gebacken«, sagte meine Mutter auf dem Weg nach Hause. »Und Papa kommt früher von der Arbeit, extra für dich. Er kann es gar nicht mehr erwarten, seine Beste wiederzusehen.«
    »Bin nicht seine Beste«, murmelte ich.
    »Stimmt!«, grinste meine Mutter und sah alles andere als glücklich aus. »Seine Allerbeste.«
    Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück. Die alte Angst hatte mich wieder. Was gab es da zu sagen?
    Stefan hatte tatsächlich Kuchen gebacken. Ananastorte mit Sahne nach Tante Inges Rezept. »Hallo!«, grüßte er, als wir eintraten. So viele Worte machte er selten.
    Boris und Georg rannten mir mit vorgehaltener Pistole entgegen und führten mich in Handschellen ins Kinderzimmer ab. Ich war wieder zu Hause.
    Auch mein Vater bewies mir gleich in der ersten Nacht, wie glücklich er war, mich wiederzuhaben. Sein Pimmel stand schon, als er zu mir unter die Decke schlüpfte.
    »Ich hatte solche Sehnsucht nach dir«, flüsterte er, während er an meinem Schlafanzug zerrte. »Ich bin verrückt nach dir.«
    Georg und Boris sahen ihm aus weit aufgerissenen Augen zu. Er kümmerte sich nicht darum. Nur einmal, als Georgs unterdrücktes Schluchzen nicht zu überhören war, zischte er: »Schnauze!« In dem Bett über uns wurde es totenstill.
    Für diese erste Nacht nach meiner Rückkehr hatte mein Vater sich etwas ganz Besonderes ausgedacht.
    Wenn ich eine Chronologie meines Missbrauchs durch meinen Vater anfertigen würde, könnte jeder deutlich erkennen, dass es eine sich stetig beschleunigende Entwicklung zu immer härteren sexuellen Praktiken gab. Wenn sich der Missbrauch eine längere Zeit auf einer bestimmten Ebene bewegt hatte oder sogar einmal eine kurze Pause eingetreten war, schlug das Pendel danach unweigerlich umso heftiger nach oben aus.
    Als ganz kleines Mädchen empfand ich die Zärtlichkeiten meines Vaters einfach nur als schön. Ich liebte es, mich an ihn zu kuscheln und von ihm gestreichelt zu werden. Sein Pimmel war damals ein Körperteil wie ein Arm oder ein Bein. Es machte mir nichts aus, ihn zu berühren, an ihm herumzuspielen oder daran herumzunuckeln. Ich nuckelte ja auch an Papas Nasenspitze und fand es nur lustig. Ich hatte kein Bewusstsein davon, dass ich missbraucht wurde. Unsere Spiele im Bett unterschieden sich für mich nicht qualitativ von allen anderen Spielen. Wäre da nicht meine Abscheu vor dem widerlichen weißen Zeug in meinem Mund oder auf meinem Bauch gewesen und wäre da nicht Papas grausames Stöhnen gewesen, dann wäre mir zu dieser Zeit nichts merkwürdig vorgekommen. Ein deutliches Nein setzte ich meinem Vater zu diesem Zeitpunkt nicht entgegen. Den Widerstand und den Ekel vor seinem Sperma hatte er rasch gebrochen. Ein Kind gewöhnt sich schnell an Alltägliches, auch wenn es unangenehm ist.
    Später sagte mein Vater einmal zu mir: »Du warst von Anfang an voll bei der Sache. Du hattest es gern. Es war schön für dich. Du fingst doch schon an, an mir rumzufummeln, kaum dass du zu mir ins Bett kamst.«
    Welch brutale Missinterpretation meiner unschuldigen Freude an einem Spiel, das für mich zunächst denselben Stellenwert hatte wie etwa Bausteine zu Türmen zu stapeln! Kinder lieben es, Spiele zu wiederholen. Und am liebsten wiederholen sie Spiele, die gern mit ihnen gespielt werden. In mir gab es keine Lust auf Sex. In mir gab es nichts als unschuldige Liebe. Doch ich brauchte Jahre, bis ich begriff, auf welch böswillige Weise mein Vater mein kindliches Verhalten missverstand.
    Je älter ich wurde, desto gezielter teilte mein Vater seine Zärtlichkeiten aus. Anstatt mich unterschiedslos am ganzen Körper zu liebkosen, ging er dazu über, sich auf bestimmte Stellen zu konzentrieren. Immer zielgerichteter wandte er sich meiner Brust, meinem Po, meiner Scheide zu.
    Der nächste Schritt war, dass das, was als Zärtlichkeit begonnen hatte – und ich in dieser Phase durchaus noch gern hatte –, bald immer häufiger durchsetzt war mit Praktiken, die mir Schmerzen bereiteten oder die mich ekelten. Was als liebevolles Spiel begonnen hatte, wurde Gewalt. Ich begann, die Liebe, nach der ich mich sehnte, zugleich zu fürchten. Erstmals fing ich an zu ahnen, dass etwas Böses in der Art Liebe war, die mein Vater mir gab. Doch über diese Zweifel konnte ich mit niemandem

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