Monkeewrench - 02 - Der Köder
es in Arizona etwas für uns zu tun.»
«Um Himmels willen, Grace, niemand fährt im Sommer von Minnesota nach Arizona. Das ist die falsche Richtung.»
«Fünf Frauen sind im Laufe der letzten drei Jahre aus einer Kleinstadt verschwunden, und man hat nichts als einen Berg Papierkram. Es ist eine ideale Situation für unsere neue Software.»
Magozzi spürte, wie plötzlich und unerwartet Ärger in ihm aufstieg und sein Gesicht rötete. Er wandte den Kopf ab, damit sie es nicht sah. Grace MacBride hatte die Hälfte ihres noch kurzen Lebens damit verbracht, vor Mördern davonzulaufen, und was tat sie, als sie endlich in Sicherheit war? Diese verdammte Närrin suchte verbissen nach einem neuen Mörder und rannte ihm auch noch entgegen. Sie hatte die bizarre Vorstellung, dass es von therapeutischem Nutzen war, sich den eigenen Dämonen zu stellen, was auch einleuchtete, wenn es beispielsweise um Flugangst ging. Wenn die Dämonen aber bewaffnet, gefährlich und wahrscheinlich auch noch geisteskrank waren, erschien es hingegen nicht ratsam.
«Dein Nacken ist richtig rot geworden, Magozzi.»
Er drehte sich um und sah sie an. Er hatte große Mühe, mit fester Stimme zu sprechen. «Es gibt für dich absolut keinen Grund, dorthin zu reisen. Dein Programm kann all die Informationen von hier aus verarbeiten.»
«Magozzi. Die fünf Ermittlungen haben Tausende Seiten Papier hervorgebracht, und es sind Hunderte von Hinweisen eingegangen. Jeden Tag kommen neue Informationen dazu, und nichts davon ist im Computer. Allein die Übertragung würde einen Monat dauern.»
«Dann nimm dir einen Monat.»
Sie verneinte mit einer Bewegung ihres Kopfes, sodass ihr schwarzes Haar in einer Welle über die Schultern schwang. Damit wollte sie ihn bewusst ablenken, dachte er. Er hätte ihr nicht sagen sollen, dass er oberflächlich war. «So viel Zeit haben wir nicht. Dieser Kerl schnappt sich exakt alle sieben Monate eine Frau. Und seit dem letzten Mal sind sechs Monate vergangen.»
Magozzi erwog kurz, mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. Es wäre eine typische Geste für einen Italiener gewesen, aber er sah sich selbst nicht in dieser Pose. Anscheinend hatte das fürs Gestikulieren zuständige Gen ihn auf seiner Vererbungsreise übersprungen. «Kannst du mir vielleicht sagen, wie es dir gelungen ist, in diesem Land eine Polizeidienststelle zu finden, die nicht auf Computer umgestellt hat?»
Grace stützte das Kinn auf die Hand und sah ihn an. «Du hast keine Vorstellung, wie viele es davon gibt. Dies ist ein Revier mit vier Leuten, und einer davon ist der Chief, der wie die anderen in Doppelschichten Streife fährt.»
Verdammt, er hasste es, wenn sie auf jede Frage eine passende Antwort bereit hatte. «Okay, und wo sind denn die Jungs von der Staatspolizei? Das FBI? Die Texas Rangers? Wer springt denn sonst da unten ein, wenn sie es mit einem Serientäter zu tun haben?»
Grace schnitt eine Grimasse. «Das FBI und die Staatspolizei haben sich anfangs schwer reingehängt, aber offiziell gelten alle fünf Frauen nur als vermisst und nicht als ermordet. Keine Leichen, keine Tatorte und kein großes Interesse bei der Presse, nachdem sich herausgestellt hatte, dass viele der Opfer nicht gerade Musterbürgerinnen waren. Die meisten hatten eine kriminelle Vorgeschichte – Ausreißerinnen, Drogenabhängige, Prostituierte –, und daher stiegen sie auf der Prioritätenliste sehr schnell nach unten ab.»
Magozzi sah einen ersten Hoffnungsschimmer. «Wenn es keine Leichen gibt, wieso ist man überhaupt so sicher, dass es sich um eine Mordserie handelt? Ausreißer reißen aus, das ist ihre Natur. Vielleicht treiben sie sich allesamt irgendwo da draußen rum.»
Grace wurde ungeduldig. «Genau gegen diese Mauer aus Argumenten muss der Polizeichef ständig ankämpfen. Wenn solche Frauen verschwinden und niemand gleich eine Leiche findet, machen Staatspolizei und FBI schnell einen Rückzieher, weil alle denken, was soll's denn, die Frauen sind sicherlich irgendwohin abgehauen. Aber der Chief glaubt, dass in seiner Stadt ein Serientäter sein Unwesen treibt, und er hat uns überzeugt. Das letzte Opfer war weder eine Drogensüchtige noch eine Prostituierte oder eine Ausreißerin, obwohl die Jungs von der Staatspolizei den Fall so klassifizierten und zu den Akten legten. Sie war achtzehn Jahre alt und fuhr weniger als zwei Meilen zu einem Lebensmittelladen, um für ihren Vater Eiskrem zu kaufen. Sie war die Tochter des Chiefs, Magozzi. Der Mann
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