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Monkeewrench - 02 - Der Köder

Monkeewrench - 02 - Der Köder

Titel: Monkeewrench - 02 - Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Tracy
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Moment lang fürchtete Magozzi, der Chief könnte tatsächlich einmal schmunzeln. «Kurz gesagt, Sie haben also die Integrität ihres verstorbenen Mannes in Frage gestellt, und ihre Reaktion war weniger freundlich, als Sie glaubten, es verdient zu haben.»
    Gino lief rot an, und sein Kopf schien langsam zwischen den Schultern zu versinken. «Sie hätten dabei sein müssen.»
    «Es tut mir sehr leid, dass eine alte Dame Ihre Gefühle verletzt hat, Detective Rolseth.»
    Magozzi wischte mit der Hand über sein Grinsen, was Gino nicht entging.
    «Ach, komm schon, Leo, es war doch sehr viel mehr als das, und das weißt du auch. Irgendwas ist los mit dieser alten Schachtel. Vergiss, dass sie keine Träne vergossen hat und ihre scharfe Zunge zu benutzen weiß. Ist sie zusammengebrochen, als sie ihren toten Mann gefunden hat? Nein. Stattdessen lädt sie ihn auf eine Schubkarre – eine Schubkarre, verdammt noch mal –, schiebt ihn durch die Gegend, hievt ihn auf einen dieser Gärtnereitische, spritzt ihn mit einem Gartenschlauch ab, wäscht ihn und zieht ihn dann gesellschaftsfähig an. Das ist doch keine normal trauernde Witwe, und wenn wir uns von ihrem Auftritt einlullen lassen, verschließen wir die Augen vor der Möglichkeit, dass sie durchaus eine Mörderin sein könnte, die ihr verdammt Möglichstes getan hat, Beweise zu vernichten.»
    Malcherson lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und seufzte. «Sie haben die Dame befragt, Detective Magozzi, und in Ihrem Bericht als nicht verdächtig aufgeführt.»
    «Dazu stehe ich auch, wenigstens im Moment», sagte er und dachte dabei über Ginos Interpretation der Ereignisse nach – Lily Gilbert, die ihren Mann durch die Gegend schleifte wie einen Sack Getreide – und dagegen seine eigene Vorstellung von einer verwirrten älteren Frau, die sich abmühte, ihren Mann aus dem Regen zu schleifen, damit sie ihn «herrichten» konnte. Beide Theorien ergaben Sinn. Er war sich nur nicht hundertprozentig sicher, welche stimmte. «Aber wie Gino schon sagte, bin ich ebenfalls der Meinung, dass da noch irgendwas anderes ist. Sie ist eine ziemlich hartgesottene Dame und verschlossen dazu. Könnte sein, dass sie mehr weiß, als sie rauslassen will. Könnte sein, dass sie jemanden deckt. Ich weiß es einfach noch nicht.»
    Ginos Miene erhellte sich augenblicklich. «He, das gefällt mir. Vielleicht deckt sie ja ihren Fiesling von Sohn. Klar, sie hasst ihn wie die Pest, aber sie hat eben doch diese mütterliche Ader. Also stellen wir uns vor: Jack Gilbert ist in seinem Club und zieht sich den Scotch rein wie mit einem Saugrüssel. Es dauert nicht lange, da fängt er an, über sein Leben zu grübeln und über den erschreckenden Zustand seiner familiären Bindungen. Er wird rührselig. Der alte Herr wird nicht jünger, und Jack denkt sich, endlich sei die Zeit gekommen, den Streit beizulegen. Als die Bar schließt und er rausgeschmissen wird, nimmt er sich vor, seinem Vater einen Besuch abzustatten und das Kriegsbeil zu begraben. Aber die Sache läuft nicht gut, und ehe er sich's versieht, ist sein Vater tot, und er steht da, die rauchende Waffe in der Hand.»
    Malcherson war an die Theorien gewöhnt, die Gino aus dem Ärmel zu schütteln pflegte. «Ich nehme nicht an, dass Sie über konkrete Beweise verfügen, um diese Schlussfolgerungen zu untermauern.»
    «Auch nicht die geringsten», erwiderte Gino fröhlich. «Ist mir ja alles erst in dieser Minute eingefallen.»
    «Hat Jack Gilbert ein Strafregister?»
    Gino schüttelte den Kopf. «Hat er nicht. Nur zwei Anzeigen wegen Trunkenheit am Steuer und etliche Strafzettel wegen Geschwindigkeitsübertretung. Weder unter seinem Namen noch unter dem seiner Frau ist eine Waffe registriert. Aber das hat ja nichts zu bedeuten. Und er ist Schadenersatzanwalt», fügte er wie aus heiterem Himmel hinzu.
    «Geben Sie mir bitte eine Kurzdarstellung des zeitlichen Ablaufs.»
    Magozzi blätterte im Gewusel der von Eselsohren gezierten Seiten seines Notizbuchs. «Nach Aussagen von Mrs. Gilbert verlief alles gewohnheitsmäßig – sie ging gleich nach den Nachrichten zu Bett, und Morey blieb auf, um Papierkram und ein paar zusätzliche Dinge im Gewächshaus zu erledigen. Sie sagte, dass er in der Regel gegen Mitternacht schlafen ging, aber für die Nacht seines Todes kann sie das nicht bestätigen.»
    Malcherson runzelte fragend die Stirn.
    «Sie hatten getrennte Schlafzimmer, Sir. Sie sagte, sie habe durchgeschlafen und sei wie immer gegen sechs Uhr dreißig

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