Monkeewrench 06 - Todesnaehe
schlossen synchron die Augen.
Tommy nahm ein Blatt Papier vom Tisch und reichte es Magozzi. «Das ist eine Liste der Städte, die wir aus den bisherigen Posts rausgezogen haben. Wir machen noch weiter, bis das FBI kommt und den Rechner in Beschlag nimmt.»
«Du hast dir doch hoffentlich Kopien von der Festplatte gemacht?»
«Na klar.»
Gino und McLaren sahen Magozzi rechts und links über die Schulter und lasen die erschreckend lange Auflistung amerikanischer Städte.
«Verdammt», murmelte McLaren. «Minneapolis ist auch drauf.»
«Kannst du die Posts zu genauen Standorten zurückverfolgen, Tommy?», fragte Magozzi. «Dann könnten wir den Leuten vom FBI gleich etwas geben, womit sie arbeiten können.» Obwohl er das Gefühl hatte, auf Treibsand zu stehen, gab er sich alle Mühe, ruhig zu bleiben.
Frustriert warf Tommy die Hände in die Luft. «Nein, verdammt, zumindest nicht von hier aus. Dafür ist die Rechnerleistung hier viel zu schwach. Monkeewrench allerdings … Die würden das schon eher hinkriegen, wenn man ihnen die nötigen Informationen zukommen ließe … Und wer weiß?» Er zuckte die Achseln. «Vielleicht hat man das ja schon getan.»
Magozzi grinste. «Gut gemacht, Tommy. Dann lassen wir dich jetzt mal weiterarbeiten.»
Auf dem Weg zurück ins Morddezernat rief Magozzi Agent Dahl an und erzählte ihm gerade so viel, um ihn in Angst und Schrecken zu versetzen, ohne allerdings über das Mobilfunknetz konkrete Informationen preiszugeben. Grace’ Worte von vorgestern klangen ihm noch im Ohr:
Man weiß nie, wer sonst noch zuhört.
Dem Ton seiner Stimme nach zu schließen, würde Dahl sich umgehend auf den Weg machen. Armer Kerl – die nächsten vier Tage würde er nicht viel Schlaf kriegen. Aber warum sollte es ihm besser gehen als ihnen?
Zurück im Großraumbüro plumpste Gino erschöpft auf seinen Stuhl. «L. A., Detroit, Minneapolis. Die stehen alle auf der Liste, Leo, und in jeder dieser drei Städte frosten ein paar tote Terroristen im Kühlraum der Leichenhalle vor sich hin.»
Magozzi nickte. «Da findet irgendwer die Typen, bevor wir sie überhaupt suchen können.»
Gino sah ihn direkt an und spreizte die Finger. «Nicht gerade irgendwer. Vier davon hat Joe Hardy auf dem Gewissen. Und der tote Schütze aus L. A. hat fünf weitere erwischt. Das war auch ein Kriegsveteran, Leo, weißt du noch?»
Magozzi seufzte. «Und ob ich das noch weiß.»
KAPITEL 31
G ino und Magozzi warteten auf einer Bank in der Eingangshalle der City Hall darauf, dass Dahl und Konsorten eintrafen. Gino starrte wie gebannt auf die Glastür – offenbar faszinierte ihn etwas draußen auf den Betonstufen.
«Was gibt’s denn da zu sehen?»
«Ich finde es einfach schön, wie die kleinen Quarzsplitter im Zement in der Sonne glitzern.»
«Red kein Blech.»
«Schon gut. Ich dachte, ich lasse meine Augen ein bisschen ausruhen, während ich mir über diesen ganzen Scheiß das Hirn zermartere. Kriegsveteranen, die Terroristen abknallen, bevor die irgendwelchen Schaden anrichten …»
«Wir wissen doch noch gar nicht sicher, dass es wirklich so ist.»
«Ja, aber mal angenommen, es ist so. Finde ich das dann gut? Falls die das wirklich machen, sind sie technisch gesehen nämlich Mörder. Und Mörder darf ich nicht mögen. Aber andererseits verhindern sie damit vielleicht Terrorangriffe in unserem Land. Was für eine Rolle haben wir also in dem Spiel? Schnappen wir uns die Kriegsveteranen und sperren sie ein, damit die Terroristen anschließend unsere Städte in die Luft jagen? Leo, ich hab eine echte existenzielle Krise.» Gino drehte sich jetzt so, dass er mit dem Rücken zur Tür saß.
«Was machst du?»
«Die Sonne blendet mich. Wieso sitzen wir überhaupt hier unten? Dahl wird ja wohl auch ohne Eskorte zu uns ins Büro finden. Ich komm mir vor, als würde ich mein Date zu Hause abholen.»
«Tapetenwechsel.» Magozzi zuckte die Achseln. «Außerdem finde ich es so schön, wie das Sonnenlicht auf deinem Haar schimmert.»
«Leck mich.»
Draußen hielt jetzt ein grauer Wagen und lud Dahl und zwei weitere Männer in FBI -Windjacken auf den Stufen ab.
Magozzi empfand Respekt für Agent Dahl, weil er den gemeinsamen Einsatz mit dem MPD im Sprengstoffhaus und die anschließende Evakuierung des Viertels so gut gehandhabt hatte. Er hatte ihnen keine Informationen vorenthalten, sich nicht weiter in das Vorgehen der Polizei eingemischt und war dabei freundlich geblieben. Heute allerdings sah er alles andere als
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