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Monster (German Edition)

Monster (German Edition)

Titel: Monster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Maack
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den Teppich, ein Scharren und wieder dieses Geräusch auf der Treppe. Jetzt ist Benjamin hellwach.
    Dum.
    Er sollte einfach aufstehen und nachschauen, was es ist.
    Dum.
    Es spricht ja nichts dagegen. Einbrecher können es nicht sein. Die würden wohl kaum zwei Nächte hintereinander kommen, ohne etwas mitzunehmen.
    Dum.
    Vielleicht machen Stephan und Kathrin einen Witz. Vielleicht wollen sie schauen, ob er ein Feigling ist.
    Dum.
    Sei kein Baby.
    Dum.
    Alles Mögliche könnte so ein Geräusch verursachen. Eine Vase, die vom Tisch auf den Teppich fällt, ein Besen, der beim Fegen gegen die Wand stößt.
    Dum.
    Sei kein Baby.
    Dum.
    Vermutlich sind es einfach die Geräusche des Hauses. Nichts Ungewöhnliches bei so alten Bauten, dass das Gebälk beim Wechsel zwischen Tag und Nacht, zwischen Wärme und Kälte, arbeitet.
    Dum.
    Das Gebälk arbeitet. Das ist sehr gut. Eine sehr professionelle Formulierung. Eine gute, erwachsene Begründung.
    Dum.
    Sei kein Baby.
    Dum.
    Benjamin legt sich ganz flach in das Bett. Presst seinen Körper so dicht auf die harte Matratze, dass er kaum mehr einen Umriss unter der Decke hinterlässt.
    Dum.
    ...
    Dum.
    ...
    Dum.
    ...
     
    4
    Benjamin steht im Türrahmen.
    Kathrin wirft ihren Kopf nach hinten. Sie schlägt die Hand vor den Mund. Sie reibt sich Tränen aus den Augen. Stephans Brustkorb bewegt sich ruckartig. Seine Schultern zucken. In kleinen Stößen presst er Luft aus seinen Lungen. Die beiden lachen. Dann sehen sie Benjamin.
    »Oh, guten Morgen. Bist du auch endlich wach?« Kathrin wischt sich die Augen mit einem Papiertuch von der Küchenrolle.
    »Guten Morgen.«
    »Deine Wäsche ist schon fertig. Ich hab sie gestern Abend noch in den Trockner geworfen. Ich hab sogar dein T-Shirt gebügelt. Na? Wer ist die treue Hausfrau?«
    »Danke dir. Tut mir leid, dass ich so viele Umstände mache.«
    »Ach, schon vergessen. Setz dich und iss mit uns. Hast du Pläne für heute?«
    »Wieder eine kleine ... Expedition in die Wildnis?« Stephan sieht ihn aus den Augenwinkeln an.
    »Sei nicht gemein, Stephan.«
    »Nein, lieber nicht. Ich wollte nur ein paar Sachen im Dorf besorgen.«
    »Lass uns doch danach ... ein bisschen ... zusammen fernsehen. Kathrin ... muss in die Stadt ... fahren. Wir Männer ... glotzen gemeinsam Zeichentrick ... serien.«
     
    »Wissen Sie, ich möchte einfach nur vorbereitet sein.«
    »Worauf denn?«
    »Sie wissen schon. Auf alles, was in diesen Bergen so, na ja, lauert. Regen, Sturm, Hochmoore, plötzliche Temperaturstürze, Steinschlag. Gibt es so etwas wie Notsender zum Mitnehmen, mit denen man im Falle eines Falles Hilfe rufen könnte?«
    »Haben Sie ein Handy?«
    »Ja, warum?«
    Der alte Mann steht in der Mitte seines Sportgeschäfts und sieht Benjamin aus müden Augen an. Er trägt eine Trachtenhose, die den Blick auf zwei muskulöse Waden freigibt, unter deren Haut sich bei jeder Bewegung blaugrüne Adern winden.
    »Warten Sie hier. Ich glaube, wir haben noch ein paar Wintersachen aus dem letzten Jahr.« Er geht hinter den Tresen, verschwindet hinter einem dicken Vorhang. Kartons rumpeln. »Es gibt kein böses Wetter, nur die falsche Kleidung«, hatte Benjamin auf dem Weg ins Dorf immer wieder zum Rhythmus seiner Schritte wiederholt.
    Nach einer halben Stunde liegen eine etwas zu große, viel zu gelbe Daunenjacke, eine atmungsaktive Regenhose in Tarnfarben, ein Rucksack und Wanderstiefel mit Goretex-Futter auf der Theke. Der Verkäufer atmet schwer und schielt genervt auf den größeren Stapel von Sachen, den er wieder hinten verstauen muss.
    »Brauche ich noch etwas?«
    »Sehen Sie, es kommt drauf an«, sagt der Alte, »ob Sie nur ein paar Stunden wandern oder für immer in den Wäldern verschwinden wollen.«
    Benjamin legt seine EC-Karte auf den Tisch. Der Verkäufer zieht sie durch das Lesegerät. Einmal. Zweimal.
    »Funktioniert nicht«, sagt er und schaut Benjamin an wie einen Trickbetrüger.
    »Versuchen Sie es bitte noch einmal.«
    »Hier. Sehen Sie doch. Keine Chance. Ist Ihr Millionengewinn wohl noch im Lottoladen, was?«
    »Okay, dann versuchen Sie die hier.« Benjamin schiebt seine Kreditkarte über den Tresen.
    Mit drei großen Tüten geht Benjamin den Kiesweg zum Haus hoch. Er will gerade die Tür öffnen, überlegt kurz und versteckt die Sachen hinter dem Beifahrersitz seines Autos.
    »Hey, setz dich. Die Astro-Dinos ... verteidigen gerade ihr ... geheimes Haupt ... quartier.«
    Auf dem Bildschirm rollen sich zwei Dinosaurier in Uniformen über den

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