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Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)

Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition)

Titel: Der Paradies-Trick (Kindle Single) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Sie waren zu dritt und erwarteten Delilah an einem viereckigen Holztisch, um sie in die Zange zu nehmen, sobald sie sich setzte. Sie fragte sich, warum es so viele waren. Europäische Verschwendungssucht? Eine Demonstration der Stärke? Die Sicherheit der Überzahl? Wahrscheinlich eine Kombination von allem. Jedenfalls war es nicht alltäglich, dass der Direktor sich persönlich, begleitet von zwei Stellvertretern, in ein sicheres Haus in den Randbezirken von Amsterdam begab.
    Die Männer waren alle sitzen geblieben, obwohl die beiden Sicherheitsleute in Zivilkleidung draußen, die Delilah an ihrem Verhalten und der leichten Ausbuchtung der Uzi Pros unter ihren Jacketts erkannt hatte, sie zweifellos von ihrer Ankunft unterrichtet hatten. Niemand sprach ein Wort, während sie das Wohnzimmer betrat, nicht einmal, als sie auf dem letzten leeren Stuhl am Tisch Platz nahm. Während der Jahre in Paris hatte sich Delilah an Small Talk gewöhnt, daher musste sie sich erst ins Gedächtnis rufen, dass sein Fehlen hier weder Unhöflichkeit noch Herablassung bedeutete. Diese Männer waren Israelis, nicht ohne Grund für ihre Schroffheit bekannt, und darüber hinaus hatten sie ihr halbes Leben beim Militär und im Geheimdienst verbracht. Sie bezweifelte, dass sie mit ihren eigenen Geliebten Small Talk machten, geschweige denn mit einer Undercover-Agentin.
    Dennoch zog sich das Schweigen auffallend in die Länge. Sie wartete und beobachtete. Sie wollte verdammt sein, wenn sie auch nur ein einziges Wort sagte, bevor sie ihr wenigstens erklärten, warum sie hierher beordert worden war.
    »Falls es Sie interessiert, Delilah«, meinte der Direktor endlich, »dieser Schlamassel mit den Saudis: Er wurde beseitigt.«
    Sie fragte sich, warum er Hebräisch sprach. Sie selbst mied die Sprache, wann immer es möglich war, und versuchte, selbst bei einer Einsatzbesprechung nicht aus der Rolle zu fallen. Wollte er sie daran erinnern, wer sie wirklich war, für wen sie arbeitete? Wenigstens benutzte er nicht ihren richtigen Namen. Vielleicht hatte er ihn vergessen.
    Ein paar blonde Strähnen hatten sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst. Sie widerstand der Versuchung, sie sich aus dem Gesicht zu streichen, damit die Geste nicht als Nervosität interpretiert werden konnte. »Sie meinen Farid?«
    »Gibt es noch einen weiteren Saudi-Schlamassel, von dem wir nichts wissen?«
    Farid war ein saudischer Finanzmann, mit dem sie ins Bett gegangen war, um ihn auszuforschen. Es hatte sich als schwierig erwiesen, ihn wieder loszuwerden. Im Gegenteil, er wurde immer besessener von ihr und hatte seine Männer nach Paris geschickt, um ihr wehzutun. Das war ihnen nicht gelungen, doch aus dem krankhaften Blickwinkel ihres ehemaligen Liebhabers betrachtet, handelte es sich nur um eine verpasste Gelegenheit. Sein Motiv blieb.
    »Wie beseitigt?«
    Einer der Stellvertreter lachte leise. »Wie schon? Dauerhaft.«
    Sie trugen alle Kakihosen und blaue Button-down-Hemden. Eine Uniform im Tausch gegen die andere. Delilah fand, sie hätten genauso gut Schilder tragen können, auf denen stand, dass sie Israelis waren. Aber vielleicht war sie ja überkritisch. Die meisten Menschen hätten sie für unauffällige Witwer oder Rentner gehalten, vielleicht auf einer Busreise durch Europa.
    »Wie sind Sie in Riad an ihn herangekommen?«
    »Sind wir nicht«, erwiderte der erste Stellvertreter. »Das war der MI6.«
    »In unserem Auftrag?«
    Darauf nickten sie nur, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    Langsam verstand sie. »Und die Briten wollen eine Gegenleistung.«
    »Natürlich«, sagte der Direktor und schenkte ihr das großväterliche Lächeln, für das er berühmt war. Delilah hatte es immer als unecht und manipulativ empfunden. »Was glauben Sie denn? Dass sie uns einfach so eine Gefälligkeit erweisen? Sie haben uns bei unserem Problem geholfen. Jetzt müssen wir ihnen bei ihrem helfen.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?«
    Der zweite Stellvertreter klopfte auf dem Tisch eine Zigarette aus der Schachtel. »Vielleicht ist es ein wenig beschönigend, das Problem als ›unseres‹ zu beschreiben. In Wirklichkeit waren Sie dafür verantwortlich.«
    Sie bemühte sich, ihre Entrüstung zu unterdrücken. »Ich?«
    Der zweite Stellvertreter zog die Zigarette heraus, steckte sie sich zwischen die Lippen, hielt das Feuerzeug daran, inhalierte tief und stieß eine Wolke graublauen Rauchs aus. Er lehnte sich zurück und musterte Delilah stirnrunzelnd. »Wir haben Ihnen dringend davon

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