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Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6

Titel: Montgomery u Stapleton 03 - Chromosom 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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antwortete.
    »Ja. Das könnte ein Problem sein.«
    »Sie meinen, bei einer Autopsie könnte alles herauskommen?«
    »Möglicherweise«, erwiderte Kevin. »Ich halte es zwar nicht für wahrscheinlich, aber es wäre durchaus möglich.«
    »Das Wort ›möglich‹ mag ich überhaupt nicht«, entgegnete Taylor und beendete das Gespräch. Dann rief er noch einmal die Telefonistin von GenSys an und teilte ihr mit, daß er umgehend mit Dr. Raymond Lyons sprechen wolle. Er betonte, daß es sich um einen Notfall handele.
     
    New York City
     
    »Entschuldigen Sie bitte«, flüsterte der Kellner. Er war von links an Dr. Lyons herangetreten und hatte so lange gewartet, bis der Arzt seine Unterhaltung mit seiner jungen blonden Assistentin Darlene Polson, die zugleich seine derzeitige Geliebte war, für einen Moment unterbrach. Mit seinem vollen, ergrauenden Haar und seiner konservativen Kleidung war der Doktor der Inbegriff eines Seifenopern-Arztes. Er war Anfang Fünfzig, groß, sonnengebräunt, beneidenswert schlank und sah auf angenehme Weise gepflegt und vornehm aus.
    »Entschuldigen Sie bitte die Störung«, wiederholte der Kellner. »Aber Sie werden dringend am Telefon verlangt. Es handelt sich um einen Notfall. Darf ich Ihnen unser schnurloses Telefon bringen, oder möchten Sie lieber den Apparat im Flur benutzen?«
    Mit seinen blauen Augen musterte Raymond erst die freundliche, aber eher langweilige Darlene und sah dann den aufmerksamen Kellner an, dessen einwandfreies Verhalten die hohe Service-Bewertung des Restaurants Aureole in Zagats Restaurant-Führer durchaus rechtfertigte. Raymond sah nicht besonders glücklich aus.
    »Sollte ich dem Anrufer vielleicht ausrichten, daß Sie im Augenblick nicht ans Telefon kommen können?« schlug der Kellner vor.
    »Nein«, erwiderte Raymond. »Bringen Sie mir den schnurlosen Apparat.« Er hatte keine Ahnung, wer in aller Welt auf die Idee kommen konnte, ihn wegen eines Notfalls anzurufen. Raymond hatte schon lange nicht mehr als Arzt praktiziert. Nachdem man ihn verurteilt hatte, weil er fast zwölf Jahre lang die staatliche Krankenversicherung Medicare betrogen hatte, hatte man ihm die Lizenz entzogen.
    »Hallo?« meldete sich Raymond in ängstlicher Erwartung.
    »Hier ist Taylor Cabot. Wir haben ein Problem.« Raymond fuhr zusammen. Auf seiner Stirn bildeten sich unzählige Runzeln.
    Taylor klärte ihn kurz über die Ermordung und die bevorstehende Autopsie von Carlo Franconi auf und berichtete ihm auch von seinem Telefonat mit Kevin Marshall.
    »Diese Angelegenheit ist Ihr Problem«, kam Taylor gereizt zum Ende. »Und ich warne Sie: Wenn man sich das gesamte Projekt vor Augen hält, ist das hier ein kleiner Fisch. Falls es Ärger gibt, lasse ich das ganze Unternehmen platzen. Ich will auf keinen Fall schlechte Publicity. Also regeln Sie die Sache!«
    »Aber was soll ich denn tun?« platzte Raymond heraus.
    »Offen gestanden - ich habe keine Ahnung«, erwiderte Taylor. »Aber Sie sollten sich etwas einfallen lassen, und das am besten verdammt schnell.«
    »Von meiner Warte aus könnte es kaum besser laufen«, versuchte Raymond Taylor zu beruhigen. »Ich habe heute erst mit einer Ärztin in L. A. gesprochen, die jede Menge Filmstars und reiche Geschäftsleute von der Westküste behandelt. Sie ist daran interessiert, auch in Kalifornien eine Dependance einzurichten.«
    »Sie scheinen mich nicht verstanden zu haben«, entgegnete Taylor. »Es wird nirgends auch nur irgendeine verdammte Dependance geben, wenn das Problem mit Franconi nicht gelöst wird. Also machen Sie sich an die Arbeit! Ich würde sagen, Sie haben etwa zwölf Stunden Zeit.«
    Das Klicken, mit dem die Leitung unterbrochen wurde, ließ Raymonds Kopf zur Seite zucken. Er starrte das Telefon an, als sei der Apparat für die abrupte Beendigung des Gesprächs verantwortlich. Der Kellner, der in angemessener Entfernung gewartet hatte, kam an den Tisch, nahm das Telefon entgegen und entfernte sich wieder.
    »Ärger?« fragte Darlene.
    »O Gott!« stöhnte Raymond und kaute nervös auf seinem Daumennagel herum. Was er gerade gehört hatte, bedeutete mehr als Ärger. Möglicherweise stand sogar eine Katastrophe bevor. Seine vielfältigen Versuche, seine Zulassung zurückzugewinnen, waren irgendwo im Sumpf des Justizsystems steckengeblieben; daher war sein derzeitiger Job alles, was er hatte. Zudem hatten sich die Dinge erst kürzlich für ihn zum Guten gewendet. Es hatte ihn fünf Jahre gekostet, dahin zu kommen, wo er

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