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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Gedanken wieder erwacht. »Gaius Marius wird bei mir speisen, Neffe.«
    Drusus verbeugte sich und ging in Richtung Clivus Palatinus weiter. Hinter Marius und Rutilius Rufus tauchte die wenig einnehmende Gestalt des jungen Quintus Servilius Caepio auf. Caepio war Drusus’ bester Freund, und er beeilte sich, Drusus einzuholen.
    »Diese Freundschaft gefällt mir nicht.« Rutilius Rufus sah den beiden jungen Männern nach.
    »Warum nicht?«
    »Die Familie Servillus Caepio ist sehr vornehm und sagenhaft reich, aber bei ihnen paart sich ein kleiner Verstand mit einer großen Einbildung. Meinem Neffen scheinen die Unterwürfigkeit und die Schmeicheleien des jungen Caepio mehr zu bedeuten als die Freundschaft seiner anderen Altersgenossen. Schade. Denn ich fürchte, Gaius Marius, daß der junge Drusus sich überschätzt, wenn er sich nur an Caepios Ergebenheit orientiert.«

Später in derselben Woche besuchte Marius seinen Freund Rutilius Rufus noch einmal. Rutilius war beim Packen.
    »Panaitios liegt im Sterben«, sagte er mit Tränen in den Augen.
    »Oh, das tut mir leid! Wo lebt er? Wirst du rechtzeitig zu ihm kommen?«
    »Ich hoffe es. Er lebt in Tarsus. Offenbar hat er nach mir verlangt. Stell dir das vor: Von all den Römern, die er unterrichtet hat, will er ausgerechnet mich sehen!«
    Marius sah ihn freundlich an. »Wundert dich das? Schließlich warst du sein bester Schüler.«
    »Nein, nein«, sagte Rutilius abwesend.
    »Ich will dich jetzt nicht länger stören, Publius Rutilius.«
    »Unsinn.« Rutilius Rufus führte Marius in sein Arbeitszimmer, das ein einziges Chaos war. Auf allen Tischen stapelten sich Buchrollen, die meisten nur halb aufgerollt, einige vom Tisch auf den Boden hängend - Kaskaden kostbaren ägyptischen Papiers.
    »Laß uns in den Garten gehen«, sagte Marius. Es schien ihm unmöglich, in diesem Durcheinander ein ruhiges Gespräch zu führen, obwohl er sicher war, daß Rutilius Rufus bei Bedarf jede beliebige Buchrolle sofort finden würde.
    »Woran schreibst du gerade?« fragte er. Sein Blick war auf eine lange Rolle gefallen, die zur Hälfte mit Rutilius Rufus’ gestochener Handschrift bedeckt war.
    »Dazu wollte ich dir später noch ein paar Fragen stellen«, antwortete Rutilius, während er seinen Besucher in den Garten führte.
    »Ich arbeite an einem Handbuch der Kriegführung. Wir haben uns doch neulich über die unfähigen Feldherren unterhalten. Ich dachte mir, daß endlich einmal ein kompetenter Mann ein hilfreiches Buch über Kriegführung schreiben sollte. In den ersten Teilen geht es um Logistik und Planung, jetzt bin ich bei Taktik und Strategie. Darüber kannst du mir sicher einiges sagen.«
    »Ich stehe dir jederzeit zur Verfügung.« Marius setzte sich auf eine Holzbank. Der Garten war sehr klein und ohne Sonnenlicht. »Hat dich Metellus Schweinebacke wieder einmal besucht?«
    »Er war erst heute morgen hier.« Rutilius ließ sich ebenfalls nieder.
    »Mich hat er heute morgen auch besucht.«
    »Unser Freund Schweinebacke hat sich überhaupt nicht verändert.« Rutilius Rufus lachte. »Wenn ich hier einen Schweinestall hätte, ich hätte ihn auf der Stelle hineingeworfen.«
    »Das kann ich dir zwar nachfühlen, aber wir sollten uns lieber zurückhalten. Was wollte er?«
    »Er will für das Konsulat kandidieren.«
    »Wenn überhaupt Wahlen stattfinden! Wie kommen diese beiden Narren nur auf die Idee, sich noch einmal als Volkstribunen aufstellen zu lassen? Das ist schon den Gracchen schlecht bekommen.«
    »Das dürfte die Wahlen der Zenturien und die Wahlen der Plebs eigentlich nicht beeinflussen«, meinte Rutilius Rufus.
    »Aber es wird sie beeinflussen! Unsere beiden Wiederbewerber werden ihre Kollegen dazu bringen, gegen jede Wahl ein Veto einzulegen. Du weißt doch, wie die Volkstribunen sind - wenn sie einmal Blut gerochen haben, kann sie niemand mehr aufhalten.«
    Rutilius mußte lachen. »Ich sollte ja eigentlich wissen, wie Volkstribunen sind! Ich war einer der schlimmsten. Und du warst nicht besser, Gaius Marius!«
    »Na ja... «
    »Die Wahlen werden stattfinden, mach dir keine Sorgen«, sagte Rutilius Rufus gelassen. »Ich vermute, daß die Volkstribunen vier Tage vor den Iden des Dezember gewählt werden. Alle anderen Wahlen werden gleich nach den Iden stattfinden.«
    »Und Metellus Schweinebacke wird Konsul werden«, sagte Marius.
    Rutilius Rufus beugte sich vor. »Er weiß etwas.«
    »Ich glaube, du hast recht, alter Freund. Er weiß etwas, das wir nicht wissen.

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