MoR 04 - Caesars Frauen
Göttern für diese Gnade —, aber wir sind aus einem ähnlichen Holz geschnitzt. Nur daß ich bei weitem intelligenter bin als du, Cato.« Sie machte ein Geräusch, das an das Schnurren einer Katze erinnerte. »Ich bin bei weitem intelligenter als alle meine Halbbrüder.«
Dieser dritte Pfeil hatte ihn bis ins Mark getroffen. Cato erstarrte, ballte die feingliedrigen Hände zu Fäusten. »Ich ertrage deine Boshaftigkeit, wenn du sie gegen mich richtest, Servilia, aber nicht, wenn Caepio ihr Ziel ist!« donnerte er los. »Unterlasse gefälligst diese Verleumdungen! Caepio ist dein richtiger Bruder, nicht meiner! Ich wollte, er wäre es. Ich liebe ihn mehr als jeden anderen auf dieser Welt. Und ich werde nicht dulden, daß er diffamiert wird, schon gar nicht von dir!«
»Sieh doch in den Spiegel, Cato. Ganz Rom kennt die Wahrheit.«
»Meine Mutter war eine halbe Rutilierin — von dieser Seite der Familie hat Caepio seine Haarfarbe!«
»Unsinn! Die Rutilier sind weizenblond, und von ihnen hat niemand die Nase eines Cato Salonianus.« Servilia schnaubte verächtlich. »Ihr seid Äpfel vom selben Baum, Cato, und so dick wie Apfelmus wart ihr euer Leben lang miteinander. Da gibt es nichts abzustreiten — Caepio ist dein richtiger Bruder, nicht meiner!«
Cato erhob sich. »Du bist eine böse Frau, Servilia.«
Sie gähnte demonstrativ. »Du hast die Schlacht verloren, Cato. Auf Wiedersehen und hoffentlich nicht so bald.«
Schon im Begriff, den Raum zu verlassen, schleuderte er ihr seinen Abschiedsgruß ins Gesicht: »Am Ende siege ich ja doch, Servilia. Ich siege immer!«
»Du müßtest mich töten, um zu siegen! Aber du wirst vor mir sterben.«
Danach mußte sie sich mit einem anderen der Männer beschäftigen, die in ihrem Leben eine Rolle spielten — mit ihrem Gatten Decimus Junius Silanus. Cato hatte ihn recht zutreffend als magenkranke Memme charakterisiert, das mußte sie zugeben. Was auch immer der Grund dafür sein mochte, er mußte sich ständig übergeben, und zweifellos war er ein schüchterner, resignierter, ziemlich nichtssagender Mann. Er gehört zu den Männern, dachte sie — während sie zusah, wie er in seinem Essen herumstocherte —, die alles, was sie zu bieten haben, offen zur Schau stellen: ein schönes Gesicht und nichts dahinter. Ganz anders war das bei jenem anderen gutaussehenden Gesicht, dem Gesicht des Julius Caesar. Caesar... Er hatte es ihr angetan. Einen Moment lang glaubte sie, ihm auch gut gefallen zu haben, aber dann war die Zunge mit ihr durchgegangen und sie hatte ihn brüskiert. Wie habe ich bloß vergessen können, daß er ein Julier ist? dachte sie verärgert. Auch eine Patrizierin, eine Servilia wie sie, durfte sich nicht in die persönlichen Angelegenheiten eines Juliers mischen...
Die beiden Mädchen, die sie Silanus geboren hatte, saßen mit am Tisch, und wie immer hänselten sie Brutus (denn für ihre Begriffe war Brutus ein Kümmerling). Junia war ein bißchen jünger als Caesars Julia, sieben Jahre alt, und Junilla wurde bald sechs. Beide hatten mittelbraunes Haar und waren außerordentlich hübsch; keine Gefahr, daß sie ihren späteren Ehemännern nicht gefallen könnten! Schönheit und eine fette Mitgift waren eine unwiderstehliche Kombination. Sie waren jedoch beide schon den Erben zweier großer Familien versprochen. Nur Brutus war noch nicht verlobt, auch wenn er keinen Zweifel daran gelassen hatte, wer seine Auserwählte war: die kleine Julia. Ein sonderbarer Junge — verliebte sich in ein Kind. Sie gestand es sich nicht gern ein, aber heute abend war sie nicht in der Stimmung, sich etwas vorzumachen: Manchmal war Brutus ihr ein Rätsel. Warum bestand er so hartnäckig darauf, sich wie ein Intellektueller zu gebärden? Wenn er diese Marotte nicht bald ablegte, würde aus seiner politischen Karriere nichts werden. Wenn Intellektuelle nicht, wie Caesar, auch Lorbeeren auf dem Schlachtfeld einheimsten oder große Erfolge vor Gericht zu verzeichnen hatten, wie Cicero, wurden sie schnell zur Zielscheibe des Spottes. Brutus war weder so robust noch so flexibel und gewandt wie ein Caesar oder ein Cicero. Vielleicht war es ganz gut, daß er Caesars Schwiegersohn werden würde. Etwas von dieser magischen Energie, diesem Charme würde, mußte auf ihn abfärben. Caesar...
Caesar schickte ihr am folgenden Tag die Nachricht, daß er sie gern privat empfangen würde: in seinen Räumen am unteren Vicus Patricii, im zweiten Stock des Mietshauses, das zwischen der
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