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Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Mord in Mombasa: Thriller (German Edition)

Titel: Mord in Mombasa: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Brownlee
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»Ich befürchte, jetzt ist der Moment gekommen, an dem ich dir kwaheri sagen muss.«
    George beobachtete, wie er die weiße Metallleiter hinabkletterte. Die teure Kamera hatte er in einer gepolsterten Schultertasche verstaut, die über seinen breiten Rücken baumelte. Mit wackligen, tastenden Schritten stieg er die Treppe hinunter und setzte sich schließlich in das schaukelnde Schnellboot. Dann drehte er sich um und lächelte sein verwirrt dreinblickendes Besatzungsmitglied an.
    »Es macht dir doch nichts aus, oder? Aber ich bin sicher, du kannst selbst weiterfahren, stimmt’s, George? Das wird dir bestimmt Spaß machen. Und du kennst dieses verdammte Riff doch wie deine Westentasche.«
    George nickte stumm.
    »Ach, das hätte ich fast vergessen.« Der Boss wühlte in den Taschen seiner Shorts und warf George einen Zehndollarschein zu. »Den Rest bekommst du dann an Land.« Er grinste. »Dann kannst du mir ein Bier kaufen, ja? Vielleicht ein paar Mädchen. Jede Menge hübsche manyanga für Georgie Boy, was?«
    Dann sagte der Boss etwas zu dem Lenker des Schnellboots, und die mächtigen Motoren erwachten hustend zum Leben. George beobachtete, wie das Boot einen trägen Bogen beschrieb und sich von der Martha B entfernte. Das Heck grub sich ins schäumende Wasser, als die Turbos griffen und das Boot mit gewaltigem Schub aufs Festland zuhielt, das man in der Ferne erkennen konnte.
    George zuckte mit den Schultern. Fünfhundert Dollar und keine Fragen. Er starrte auf den Zehndollarschein in seiner Hand, dann schob er ihn unter seine Kappe und kletterte die Leiter zur Brücke hoch. Selbstverständlich hatte er früher schon mal auf den Brücken solcher Sportboote gestanden. Aber immer neben dem Skipper. Schiffsjungen hatten am Steuerrad oder den Bedienelementen nichts zu suchen, außer sie genossen das volle Vertrauen des Skippers.
    Als er noch Schiffsjunge gewesen war, hatte ihm niemand sein volles Vertrauen geschenkt, dachte George bitter.
    Trotzdem hatte er immer gut zugesehen. Er wusste, wie man ein Boot lenkte, wie man Gas gab und die Motoren tuckern ließ – zwar war er nicht ganz sicher, wie der Kompass funktionierte, doch er kannte jede noch so kleine Bucht an der Küste. George setzte sich auf den gepolsterten Sitz und seufzte zufrieden.
    Fünfhundert Dollar. Ja, bald würde er auch so auftreten können wie Mr. Kili in Mombasa. Vielleicht würde er eines Tages sogar sein eigenes Boot haben. Ja, das wäre toll. Das würde seinem kleinen Benjamin gefallen.
    Er streckte die Hand zur Konsole und drückte auf den Startknopf.

    Der Boss war schon einen guten Kilometer entfernt, als die Martha B in einem riesigen Feuerball explodierte. Er zuckte auf seinem Sitz im Heck des dahinrasenden Schnellboots zusammen. Holzsplitter und Bruchstücke des Bootes wurden mit einer ölig-schwarzen, pilzförmigen Wolke gen Himmel geschleudert, hingen einen Moment träge in der Luft und regneten dann in einer Serie kleiner Platscher auf den Ozean herab. Schließlich verzog sich der Qualm bis auf eine letzte dünne Rauchschwade, und zum Schluss war auch sie verschwunden. Vom Boot war weit und breit keine Spur mehr zu sehen.
    » Kwaheri , George«, murmelte der Boss, während das Schnellboot einen Bogen Richtung Süden beschrieb. »Kwaheri.«

2
    S eit den Wahlen Ende 2007 und dem anschließenden Beinahe-Bürgerkrieg waren Ernies in diesem Teil Kenias selten geworden. Zu viele Morde. Hier passierten einfach viel zu krasse Sachen . Aber selten war nicht gleichbedeutend mit ausgestorben – und glücklicherweise gab es immer noch ein paar Revolverhelden, die in aller Entschlossenheit demonstrierten, dass sie sich von den Eingeborenen mit ihren Macheten und den Polizisten mit ihren Schlagstöcken und halbautomatischen Waffen ihren Spaß ganz sicher nicht verderben lassen würden.
    »Verfluchte Scheiße! Nicht schon wieder!«
    Auf der Brücke der Yellowfin seufzte Jake Moore tief auf und schaltete die Motoren seines Zehnmeterbootes aus. Er musste sich ganz fest auf den Gedanken konzentrieren, dass in schweren Zeiten wie diesen die Ernies und ihr Geld das Einzige waren, was sein Boot – und damit ihn – über Wasser hielt.
    »Mr. Jake! Mr. Jake!«
    »Schon gut, Sammy«, sagte er, nahm die Beine vom Armaturenbrett und rutschte von seinem Sitz. »Ich hab’s schon gehört.«
    Sein Akzent entlarvte ihn als Engländer, und der leicht nordöstliche Einschlag verriet, dass seine Wurzeln in Northumberland lagen. Auf jeden Fall sah er

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