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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Herzschmerzhauptstadt der Welt. Ich bin schon jenseits von fünfundzwanzig, aber Gottseidank noch nicht dreißig. Mein Gesicht ist mehr als anständig — strahlend grüne Augen, sahnige Haut und duftige rote Locken. Es könnte etwas weniger von meiner Figur geben, aber es könnte auch weniger Aggression auf unserer Welt geben, und da fühlt sich auch niemand besonders veranlaßt, etwas dagegen zu unternehmen. Treulose Ehemänner ausfindig zu machen ist mein Broterwerb. Killer dingfest zu machen ist mein Dessert. Heute hatte ich noch keine Pläne, was das Abendessen anging.
    Alex, mit seinen neunundzwanzig absolut knuffig, ging mit mir durch das herrschende Chaos zur Forty-third Street. Wir luden den Ballen Khat in unserem Büro ab. Ich fragte ihn, ob er mit mir einen Happen essen gehen wollte, aber er antwortete, er hätte sich mit einer Studentin von der New York University, die er in letzter Zeit häufiger traf, verabredet. Er weigerte sich, mir ihren Namen zu nennen — wahrscheinlich fürchtete er, daß ich mich auf irgendeine unschuldige, harmlose Art über sie lustig machen würde. Ich versuchte, Alex davon zu überzeugen, seine Verabredung abzusagen und mit mir einsamem Herzen den Abend zu verbringen. Ich schlug ihm sogar vor, ihn zu einem Hotdog einzuladen, ein bislang noch nie dagewesenes Angebot meinerseits. Er erwiderte: »Du meinst, ich soll meiner Freundin klarmachen, daß ich unsere Dinnerverabredung absagen muß, damit ich den Abend mit meiner schönen Ex-Freundin verbringen kann, mit der ich schon den ganzen Tag zusammen war? « Da hatte er natürlich ein gutes Argument. Wir haben mal zusammengewohnt. Als Paar. Das war Vorjahren. Genauer gesagt, vor zwei Jahren. Nach der Theorie über die Halbwertzeit von Beziehungen, die ich dem »Heartbreak Handbook« entnommen habe (manchmal kaufe ich Bücher sehr impulsiv), hätte ich die Sache vor ungefähr anderthalb Jahren verwinden müssen. Gerade so um die Zeit, in der ich Max zum ersten Mal gesehen habe. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Im Büro gönnte Alex mir eine fast schon zu lange Umarmung inklusive fünf Sekunden Rückenstreicheln. Dann machten wir uns beide auf den Weg. Da ich sonst nichts zu tun hatte, zog ich in Richtung U-Bahn auf der Forty-second Street, wo die D-Line fährt, um nach Hause zu gehen. Das Problem war nur, daß ich gerade einen potentiellen olympischen Helden dazu gebracht hatte, sich fast in die Hosen zu machen, und meine Hochstimmung durch die vielen ausgeschütteten Endorphine war noch lange nicht am Abklingen. Ich hatte Energie. Kraft. Ein Siegestaumel berauschte mich. Ich hatte mich noch nicht einmal dafür anstrengen müssen. Und nun hatte ich nichts Besseres zu tun, als nach Hause zu gehen. Allein. (Maestro, Einsatz der Violinen bitte.)
    Obwohl ich es schon längst sein gelassen habe, einen Mangel an Dates mit dem Status einer Verliererin gleichzusetzen, würde ich doch lügen, wenn ich behauptete, mit jener Situation glücklich gewesen zu sein. Die Natur fühlte mit mir, und der Himmel fing an, auf die Stadt herunterzutränen. Als ich zum Eingang der Subway kam, goß es bereits in Strömen. Die abgewetzten Sohlen meiner Doc Martens machten auf dem rutschigen Bürgersteig Aquaplaningkunststückchen. Ich fragte mich, ob ich mein Badezimmerfenster geschlossen hatte. Ich fragte mich, ob ich den Herd abgestellt hatte. Und außerdem konnte ich mich nicht daran erinnern, ob ich Otis gefüttert hatte, meine knuddelige schwarze Katze. Ich mußte mich allerdings nicht lange fragen, ob ich es diesen aus den Fingern gesogenen Sorgen erlaubte, mir als Rechtfertigung dafür zu dienen, daß ich an einem Freitagabend allein nach Hause ging. Gerade an dem Morgen hatte ich meine ausgiebige Dusche mit einem dickmachenden Frühstück gerechtfertigt. Nicht alle Menschen haben immer heißes Wasser zur Verfügung. Ich fragte mich, ob es wohl sein könnte, daß ich zu oft versuche, Dinge zu rechtfertigen.
    Mein Zug in Richtung Sixth Avenue fuhr gerade ein, als ich auf den Bahnsteig trat, was ich prompt als Mitteilung durch ein höheres Wesen in terpretierte, daß ich auf dem rechten Weg sei. Ich stieg ein. Schwer und langsam ruckelte die U-Bahn aus dem Bahnhof. Nach den ersten Stops in der Stadt wurde der Zug, je näher er an Brooklyn kam, schneller. Die schaukelnde Bewegung beruhigte mich. Ich schloß die Augen und ließ meinen Kopf gegen ein Plakat für plastische Chirurgie zu Sonderpreisen sinken. An der Innenseite meiner Augenlider formte

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