Mrs Murphy 03: Mord in Monticello
zunutze machte und ihr ebenfalls entkam.
Die drei Frauen liefen zum Fahrstuhl. Sie fuhren in den fünften Stock, wo sie von einem rothaarigen Polizeibeamten empfangen wurden.
»Tut mir leid, meine Damen, Sie haben hier oben keinen Zutritt.«
»Ach, Sie haben das ganze Stockwerk übernommen?«, herrschte Mim den jungen Beamten an, der zusammenschreckte, da er ahnte, dass noch mehr folgen würde. »Ich zahle Steuern, das heißt, ich komme für Ihren kümmerlichen Lohn auf und …«
Harry nutzte die Gelegenheit, um durch den Flur zu wetzen. Sie kam zu Zimmer 504 und öffnete die Tür. Sie schrie so laut, dass sie vor sich selbst erschrak.
64
»So ein fieser Trick«, beschimpfte Mim den Sheriff, der neben Larrys Bett stand. Zuvor hatten Harry, Miranda und Mim beim Wiedersehen mit ihrem alten Freund Freudentränen vergossen. Sie hatten sogar Larry zum Weinen gebracht. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass er so beliebt war.
»Mrs Sanburne, es musste sein, es ist ein Wettlauf mit der Zeit.«
Mim saß auf dem unbequemen Stuhl, Harry und Miranda standen auf der anderen Seite von Larrys Bett. Miranda wollte die Hand des alten Herrn gar nicht mehr loslassen, bis ein scharfer Blick von Mim es ihr gebot. Da fiel ihr ein, dass Larry und Mim einmal ein Paar gewesen waren.
»Immer noch eifersüchtig«, dachte Miranda bei sich. Larry, in Kissen gebettet, streckte die Hand nach einem Glas Saft aus. Mim reichte es ihm sofort. »Hör zu, Larry, wenn es dir zu anstrengend wird, können wir gehen, und der Sheriff kann uns über alles aufklären. Aber wenn du sprechen kannst …«
Er schlürfte den Saft und gab das Glas zurück an Mim, zu der die Rolle der Krankenschwester nun wirklich überhaupt nicht passte. »Danke, meine Liebe. Ich kann sprechen, wenn Sheriff Shaw es erlaubt.«
Rick gab sich geschlagen und rieb sich seine Geheimratsecken. »Das geht in Ordnung. Ich denke, wenn die Mädels« – er sagte ausdrücklich »Mädels« – »aus Ihrem Munde hören, was passiert ist, werden sie sich vielleicht benehmen.«
»Bestimmt«, tönte es im Chor, aber es klang nicht sehr überzeugend.
»Harry, ich habe die Geschichte Mrs Murphy, Tucker und dem lustigen Paddy zu verdanken.«
Rick schüttelte den Kopf. »Schon wieder Mrs Murphy?«
»Die Tiere haben mich zu der Stelle geführt, wo Jim Craig, der ermordet wurde, bevor Sie geboren wurden, seine Tagebücher versteckt hatte. Er war mein Partner, wie Ihnen vielleicht bekannt ist. Er hat mich in seine Praxis aufgenommen, und ich hätte mit der Zeit einen Anteil erworben – mit erheblichem Rabatt, denn Jim war ein sehr, sehr großzügiger Mensch –, aber dann ist er gestorben, und ich habe die Praxis praktisch geerbt, was mir ein einigermaßen sorgenfreies Leben ermöglichte.« Er sah Mim an.
Mim konnte ihm nicht in die Augen sehen, weshalb sie mit dem Saftglas und dem dicken, biegsamen Trinkhalm spielte.
Larry fuhr fort: »Jim hat von 1912 bis zum Tag seines Todes, dem 5. März 1948, Tagebuch geführt. Ich glaube, dass entweder Colonel Randolph ihn getötet hat oder Wesley, der damals gerade aus der Luftwaffe entlassen war.«
»Aber warum?«, rief Miranda aus.
Larry lehnte seinen weißhaarigen Kopf an das Kissen und atmete tief ein. »Ah, aus ebenso traurigen wie interessanten Gründen. Als das Elektronenmikroskop exaktere Analysen ermöglichte, hat Jim entdeckt, dass Wesley und sein Vater die Anlagen zur Sichelzellenanämie in sich trugen. Sie sind nicht an Leukämie erkrankt – diese Krankheit kann sich ganz unabhängig von der Sichelzellenveranlagung entwickeln –, aber es bedeutete, dass die Nachkommen des Colonels oder Wesleys keine, äh, Farbigen heiraten konnten, ohne befürchten zu müssen, dass sie die Veranlagung weitervererben würden. Wenn nämlich auch die Ehepartner die Anlage in sich trugen, konnte sich bei den Kindern das Vollbild der Krankheit entwickeln, die äußerst schmerzhafte Phasen hat, und es gibt kein Heilmittel. Der Schaden, der durch die Häufung dieser Phasen entsteht, kann zum Tode führen.«
»Oh Gott.« Mim klappte die Kinnlade herunter. »Wesley war, hm, also, er war …«
»Rassist«, beendete Harry für sie den Satz.
»Das ist sehr grob ausgedrückt.« Mim strich das Bettlaken glatt. »Er hatte eine ganz bestimmte Erziehung genossen und konnte mit den Veränderungen nicht fertigwerden. Aber man sollte meinen, als er von der Sichelzellenanämie erfuhr, wäre er gemäßigter geworden.«
»Oder eher schlimmer. Wer ist
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