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Mrs. Pollifax macht Urlaub

Mrs. Pollifax macht Urlaub

Titel: Mrs. Pollifax macht Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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1
    Carstairs saß gähnend an seinem Schreibtisch im CIAGebäude und quälte sich durch einen Geheimbericht voll Statistiken, als Bishop die Tür öffnete und meldete, daß John Sebastian Farrell gern mit ihm sprechen würde.
    Carstairs zuckte überrascht zusammen: » Unser Farrell?« »Früher, ja.«
    »Himmel! Vielleicht können wir ihn überreden... Schicken Sie ihn rein, Bishop!«
    »Nein, Sie können mich nicht überreden zurückzukommen«, sagte Farrell über Bishops Schulter und trat kühn herein, unbekümmert wie eh und je. »Ich brauche eine Information, und außerdem will ich Ihnen eines Ihrer wertvolleren Güter rauben, sozusagen.«
    »Sie machen mir angst«, sagte Carstairs lächelnd. »Verdammt schön, Sie wiederzusehen, Farrell. Ich würde gern glauben, daß Ihre Kunstgalerie in Mexiko anfängt, Sie zu langweilen - ich habe eben auch meine Wunschträume. Aber bitte setzen Sie sich, und ich werde Bishop bitten, Kaffee zu bringen.«
    »Darum habe ich ihn bereits gebeten.« Farrell setzte sich in den Sessel neben dem Schreibtisch. »Ziemlich unverschämt von mir, und ich hätte auch erst anrufen sollen, aber nachdem ich gestern von Mexico City nach New York geflogen bin und heute früh von New York nach...« Er hielt inne, als Bishop zwei Tassen Kaffee auf Carstairs' Schreibtisch stellte. »Danke, Bishop.«
    »Reden Sie schon weiter«, drängte Carstairs.
    Farrell lächelte. »Ich bin hier, um zu fragen, ob Sie von Antun Mahmoud gehört haben. Er gibt in Manhattan irgendeine Zeitung heraus - auf arabisch.«
    Carstairs sah ihn prüfend an, dann erwiderte er knapp: »Ja, aber es wundert mich, daß Sie von ihm gehört haben.« »Ist er zuverlässig? Kann man ihm trauen?«
Carstairs kniff die Augen zusammen. »Ich möchte zuerst
    wissen, wie Sie von ihm gehört haben.«
»So geheim, hmmm?« murmelte Farrell sichtlich erfreut.
»Das erklärt, was ich für einen schlimmen Fall von Paranoia
hielt.«
Carstairs sagte scharf: »Sie sind dem Mann begegnet?« »Ja, gestern abend in Manhattan. Ich rief sofort nach meiner
Ankunft die Nummer an, die er mir gegeben hatte.«
»Wenn Sie vielleicht die Güte hätten, mich einzuweihen,
worum es hier geht...«
Farrell sagte nur: »Es betrifft Dib Assen.«
»Dib Assen«, wiederholte Carstairs erstaunt. »Stimmt, Sie
und er waren Freunde. Ich las von seinem Tod, vor etwa einem
Monat, richtig? ›IRAKISCHER SCHRIFTSTELLER UND
DISSIDENT STARB IM GEFÄNGNIS‹.«
Farrell nickte. »Ich kannte ihn seit Jahren, seit er an der
Columbia Universität Vorlesungen über islamische Kultur,
Kunst und Literatur hielt. Wir blieben in Verbindung, und ich
habe weiß Gott versucht, ihn dazu zu bewegen, in die Staaten
auszuwandern, bevor es zu spät sein würde. Er lachte nur. Aber
zumindest habe ich ihm das Versprechen abgerungen, es mich
wissen zu lassen, wenn ich ihm auf irgendeine Weise helfen
könnte.«
Carstairs zog die Brauen hoch. »Und?«
Farrell sagte leise: »Es gibt ein Manuskript, das er vor seiner
Verhaftung in ein sicheres Versteck gebracht hat. Einer seiner
Freunde im Irak versprach ihm, es aus dem Land zu schmuggeln
und dafür zu sorgen, daß ich es bekomme, nur ich persönlich,
falls er sterben würde. Ich sollte es zu seinem Verleger
bringen.«
»Ich verstehe«, murmelte Carstairs.
»Der Freund heißt Ibrahim - kein Familienname -, und diese
Leute in Manhattan setzten sich mit mir Verbindung - dieser
Antun Mahmoud -, um mir auszurichten, daß Ibrahim hoffte,
Insha' Allah, mich in Amman in Jordanien zwischen dem 10.
und 13. Oktober zu treffen. Und heute ist der 7. Oktober.« Carstairs pfiff durch die Lippen. »Das läßt Ihnen nicht viel
Zeit.«
»Nein«, bestätigte Farrell, »aber Sie können sich vorstellen,
wie schwierig es für ihn sein muß, den Irak zu verlassen.
Vermutlich hat er es also bereits geschafft.«
»Wahrscheinlich«, pflichtete ihm Carstairs bei. »Und Sie
wollen jetzt wissen, ob man diesen Leuten in New York trauen
kann.«
»Unbedingt. Wenn Sie wüßten, welchem Verhör mich dieser
Antun Mahmoud unterzo gen hat, ganz zu schweigen davon,
wohin er mich verschleppt hat! Der gottverlassenste Ort auf der
Welt. Außerdem habe ich ihm eine beachtliche Summe gegeben,
damit er alles in die Wege leiten kann.«
Carstairs lächelte. »O ja, er ist durchaus vertrauenswürdig...
Ich sage Ihnen nicht, welches Amt er vor seiner Flucht im Irak
bekleidete, nur daß er wichtig genug ist, um immer noch eine
Bedrohung für Bagdad zu sein. Seit er in die Staaten kam,
wurden bereits

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