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Mrs. Pollifax macht Urlaub

Mrs. Pollifax macht Urlaub

Titel: Mrs. Pollifax macht Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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haben heute nacht verdammt viel mitgemacht, haben Sie wegen Ihrer Schmerzen vielleicht so etwas geträumt?«
»Wegen meiner Schmerzen hatte ich Alpträume, sonst nichts!« erwiderte sie scharf. »Ich wiederhole: Ich glaube, daß Sie Ibrahim im Lager des Scheichs finden werden.«
    »Großer Gott, Herzogin. Wie können Sie so etwas sagen? Wie wollen Sie das wissen?«
    »Er saß mir im Zelt am Lagerfeuer gegenüber«, entgegnete sie nachd enklich, »und starrte mich stirnrunzelnd und verwirrt an, und ich sah ihn an, und dann - ganz plötzlich, wußten wir es beide.«
    »Wußten Sie was?«
    »Ich, daß er der Mann war, der in der Festung an mir vorbeigerannt ist; und er, daß ich die Frau war, die an der Wand gestanden hatte.«
    »Habe ich diesen Mann gesehen?« fragte er heftig.

    Sie schüttelte den Kopf. »Sie waren hinausgegangen, um den
    Sternenhimmel zu bewundern.«
»Aber Sie konnten ihn nicht einmal der Polizei beschreiben!«
sagte er vorwurfsvoll.
»Das konnte ich auch nicht«, gab sie zu. »Wie hätte ich ihnen
denn etwas beschreiben können, das nur ein Eindruck war? Und
doch, auf seltsame Weise - wäre unterbewußt hier das richtige
Wort? - war mir, was ich sah, mehr bewußt, als ich ahnte... Ich
w ußte es.«
» Ausgerechnet im Zelt des Scheichs?«
»Ich nehme an, er war einer der Männer, die seine Leute vor
einem Monat fast verdurstet in der Wüste gefunden haben.« »Aber warum...?«
»Haben Sie schon vergessen, wie nahe wir der
saudiarabischen Grenze sind? Wir erfuhren es heute nacht - oder
war es gestern? Sie selbst sagten an unserem ersten Abend im
Hotel in Amman, vor einem Jahrhundert, wie mir jetzt scheint,
daß Ibrahim möglicherweise diesen Weg nehmen müsse, weil
die irakischjordanische Grenze zu gefährlich sei.«
Farrell starrte sie benommen an. »Mein Gott, Herzogin, wenn
Sie recht haben...« Seine Stimme zitterte. »Ich werde den
ganzen Rückweg zum Lager beten.«
»Ich glaube, damit können Sie gleich anfangen. Von Westen
nähert sich uns eine Staubwolke. Das kann eigentlich nur Awads
Kleinlaster sein.«
Doch sie mußten noch vierzig Minuten warten, bis der Wagen
deutlich zu sehen war, und weitere zehn, bevor er am Fuß der
Erhebung anhielt, auf der das Schloß stand. »Hoffentlich wird
die Fahrt nicht zu holprig«, murmelte Farrell nervös.
»Hanan hat Matratzen versprochen, erinnern Sie sich?«
beruhigte ihn Mrs. Pollifax.
Woran sie allerdings nicht gedacht hatte, war Josefs Jugend
und Stolz. Als er den Hang heraufgestürmt kam, befürchtete sie einen Augenblick, er würde sich, während ein Schwall von Entschuldigungen über seine Lippen sprudelte, vor ihre Füße werfen. Sie befänden sich auf seiner Tour, er wäre für sie verantwortlich, sie seien seine Freunde, und daß ihnen so Schreckliches widerfahren war, sei unerträglich für ihn. Er würde ihnen ihr Geld zurückgeben, er würde... Da unterbrach ihn Hanan tadelnd und erinnerte ihn daran, daß seine beiden
Kunden verletzt waren und Hilfe brauchten.
Als er schließlich verstummte, ermahnte ihn Mrs. Pollifax
lächelnd: »Verderben Sie uns doch eine so willkommene
Rettungsaktion nicht!«
Da wandte sich Josef an Farrell und erklärte ihm mit ebenso
beredter Zunge eifrig, mit welcher Sorgfalt er ihn in das Lager
seines Großvaters zurückbringen würde. Dann half er Farrell
behutsam den Hang hinunter zum Kleinlaster. »Als wäre ich ein
hundertjähriger Tattergreis«, stellte Farrell trocken fest. Es sah aus, als wäre jedes einzelne Kissen aus dem Zelt des
Scheichs, nebst fünf Matratzen, auf die offene Ladefläche des
Wagens gelegt worden. Hanan kümmerte sich darum, daß
Farrell eine einigermaßen bequeme Fahrt haben würde. Mrs.
Pollifax, deren Arm noch in Taimurs gestreifte Seide gewickelt
war, saß vorne neben Josef. So kehrten sie zum Lager zurück,
das sie - Mrs. Pollifax konnte es kaum fassen - erst vor zwölf
Stunden verlassen hatten.

21
    Wieder saßen sie um das Feuer im Zelt des Scheichs, Farrell diesmal allerdings weit unbequemer auf dem niedrigen Tisch mit den Kaffeemaschinen und dem Radio. Ein kleinwüchsiger Beduine namens Bushaq hatte seinen Rücken untersucht und versorgt. Von Hanan erfuhr Mrs. Pollifax, daß er die Befähigung eines Tahibs oder Arztes habe. Dann hatte er ihren Arm ausgewickelt. Sie beobachtete ihn heimlich amüsiert, denn sie hatte noch nie zuvor einen Beduinen mit Brille gesehen, aber sie fand es irgendwie anheimelnd. Er hatte den Arm abgetastet, hier und da gedrückt und dann erklärt - Hanan

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