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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Teil I - In der Verbannung
     
     
    Kapitel 1. Die Arche
     
    Ich stand am Fenster und sah hinaus. Mein Kopf war leer, und meine Augen sahen nicht, was sich auf ihrer Netzhaut spiegelte. Das Surren der Nanopumpen drang an meine Ohren und teilte mir mit, welche Fortschritte Jennifer bei der Toilette machte. Ich betrachtete die Große Mauer. Wie die nebulöse Struktur der Milchstraße, von der Erde aus gesehen, die einzelnen Sterne nicht mehr erkennen ließ, aus der sie gebildet war, so waren hier die einzelnen Galaxien nicht mehr zu unterscheiden, die die gewaltige Barriere aufbauten. Eine Mauer aus schimmerndem perlmuttfarbenem Licht, die den ganzen nördlichen Horizont einnahm. Unzählige Galaxien wirkten daran mit, diese transparente Membran zu bilden, die den bekannten Kosmos in zwei Kammern teilte. Es war die größte zusammenhängende Struktur im Universum, was aber nichts besagen musste. In den letzten Monaten hatte sich unser Wissen in einer Weise revolutioniert, die kein Mensch mehr für möglich gehalten hatte. Wir hatten uns eingebildet, über den Kosmos bescheid zu wissen, und mussten dann einsehen, dass wir wie Kaulquappen nur das Innere unseres Weihers kannten, und nun, nach einer schmerzlichen Metamorphose mit neuen Organen und Perspektiven ausgestattet, den Kopf ins Freie erhoben und uns staunend im harten Luftreich umsahen. Wir hatten Galaxien entdeckt, die weiter entfernt waren als das Universum alt war, und jeden Tag registrierten unsere Sensoren neue Phänomene, die mit unseren bisherigen Vorstellungen von der Kohärenz des Kosmos nicht in Einklang zu bringen waren. Und dabei waren wir Enkel und Urenkel des Warp-Zeitalters, Sternenfahrer, denen das Parsec dasselbe bedeutete, was einst dem römischen Legionär die milia , der Tausendschritt gewesen war. Wir tranken das Feuer der Sterne, und unsere Schiffe fuhren mit purem Licht.
    Jennifer kam aus der Nasszelle. Ihre nackte Gestalt spiegelte sich in der polarisierenden Scheibe, sodass ihr Körper vor mir im Sternenraum zu schweben schien. Der süße Duft des Zerstäubers, den sie benutzt hatte, verstärkte den angenehmen Schwindel, der mich überkam. Ich wandte mich um und sah ihr in ruhiger Vertrautheit zu, wie sie in das weiße Unterzeug aus sensoriellem Gewebe schlüpfte und die Uniform anzog. Sie bündelte ihr Haar mit einer Hand und fasste es mit einem Ring aus dunklem Elastil zusammen.
    »Bist du soweit?«, fragte sie.
    »Ich warte nur auf dich«, gab ich zurück.
    Die Aufrüstung der Explorer war abgeschlossen. Die erforderlichen Tests hatten wir durchgeführt. Die drei verbliebenen Schiffe der ENTHYMESIS-Klasse hatten ihre volle Warptauglichkeit unter Beweis gestellt. Wir warteten nun auf einen Einsatzbefehl. Allerdings würde dieser, so tief im Deepspace wie wir derzeit operierten, noch auf sich warten lassen. Von den Routineübungen abgesehen, die nur wenige Stunden am Tag einnahmen, konnten wir frei über unsere Zeit verfügen.
    »Dann komm«, sagte Jennifer.
    Sie sprach das Codewort für die Entriegelung der Tür und ging voran. Ich folgte dem Wippen ihres Pferdeschwanzes und weidete mich an den geschmeidigen Bewegungen ihrer schmalen Hüften. Sie war vor ein paar Wochen fünfundvierzig geworden, aber ihr Körper war immer noch der einer trainierten Dreißigjährigen, und geistig verband sie das spontane Temperament einer Jugendlichen mit der Erfahrung einer der besten Pilotinnen der Union und der Weisheit einer Prana-Bindu-Meisterin.
    »Bin gespannt, ob es diesmal klappt«, meinte sie, während sie mit langen Schritten den Gang hinuntermarschierte.
    Seit dem letzten Test war einige Zeit vergangen. Sie hatte Reynolds bei den Berechnungen assistiert. Eigentlich kann nichts mehr schief gehen, hatten sie sich immer wieder gegenseitig vergewissert, aber es blieben doch noch Unwägbarkeiten. Zuviel von dem, was uns bis vor kurzem selbstverständlich geschienen war, hatten wir über Bord werfen müssen.
    »Wir werden sehen«, sagte ich schicksalsergeben.
    Ich hatte mich in letzter Zeit eher an Rogers und Wiszewskys strategischen Überlegungen beteiligt. Von den technischen Details verstand ich nur so viel, wie ich benötigte, um das Kommando über ein Schiff zu führen. Die Berechnungen, die Jennifer mit WO Reynolds und Dr. Frankel durchführte, überstiegen meine mathematischen Fähigkeiten und auch das eher pflichtgemäße Interesse, das ich derlei Dingen entgegenbrachte. Die Fragen, die ich mir stellte, zielten eher darauf ab, wann die neuen

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