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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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und Tatenfreude aus. Mit vagem Desinteresse registrierte ich, dass sie begann, ihren Raumanzug anzuziehen. Wollte sie den Rest der Strecke zu Fuß gehen?
    »Komm schon, Liebling«, sagte sie, ein Ausbund an Energie. »Es gibt etwas zu tun für dich!«
    Ich richtete mich auf. Es kam mir vor, als hätte ich mehrere Jahrhunderte auf dieser Bank gesessen.
    »Was hast du vor?«
    Sie schlüpfte in die weißen Stiefel und ratschte die Knöchelmanschetten zu. Dann warf sie sich den Tornister mit den Oxygenpatronen über die Schulter.
    »Beeil dich«, sagte sie. »Ich muss die Atmosphäre ablassen.«
    Das konnte nur bedeuten, dass sie einen Weltraumspaziergang plante. Das Shuttle verfügte über keine Luftschleuse. Ich begann meine Sachen zusammenzusuchen. An Bord des winzigen Schiffes sah es aus wie in einer Studentenbude nach einer Reihe ausgelassener Nächte. Hier lag ein Schuh, dort ein Helm. Wir zogen uns an und prüften gegenseitig Sitz und Dichtigkeit der Visiere, der Handschuhe, der Sauerstoffflaschen.
    »Würdest du die Freundlichkeit haben und mich einweihen«, sagte ich.
    Sie klopfte mir zum Zeichen, dass alles einwandfrei saß, von außen gegen den Helm.
    »Wirst schon sehen«, hörte ich dicht an meinem Ohr.
    Die Automatik nahm die Feinabstimmung vor und schwang sich auf uns ein.
    »Es ist auch bloß so eine Idee«, setzte sie überflüssigerweise hinzu. »Mach dir also keine allzugroßen Hoffnungen ...«
    Ich spürte, wie mein Magen wegsackte. Wenn sie schon einen Plan hatte, warum dann nicht wenigstens einen, der funktionierte?
    Sie betätigte die Pumpen, die die Luft absaugten, und öffnete die Ausstiegsluke. Wir hatten keine Nabelschnur, und unsere Anzüge verfügten über keine eigenen Antriebsdüsen. Die kleinen Korrekturdüsen hatten wir bei der Untersuchung des Museumsschiffes ebenso erschöpft, wie wir die Magazine unserer Strahlenwaffen, mit denen wir zur Not ein bisschen navigieren konnten, während unserer Flucht vor den Sinesern leergeschossen hatten. Wir mussten vorsichtig sein. Eine unbedachte Bewegung konnte uns in den Raum hinauskatapultieren, auf Nimmerwiedersehen. Aber angesichts des bevorstehenden Endes änderte das an der Situation auch nichts mehr.
    Jennifer hatte in der Gerätekammer des Shuttles ein wenig Werkzeug gefunden. Es gab dort auch ein zwanzig Meter langes Elastilkabel, mit dem wir uns nach Bergsteigerart aneinander banden, um notdürftig gesichert zu sein. Dann stiegen wir aus.
    Seit Wochen hatten wir das Shuttle nicht mehr verlassen. Die Leere, die uns umgab, hatten wir nur durch die Scheiben gesehen. Nun, da die rußige Schwärze uns nach allen Richtungen umgab, lähmte sie jede meiner Bewegungen.
    »Uff«, machte ich. »Das bin ich nicht mehr gewohnt.«
    Ich hörte Jennifers Kichern in der Kommunikation. »Bis du okay?«
    »Geht schon«, sagte ich. »Was macht man nicht alles.«
    Wir hangelten uns aus der Luke, kletterten die zerbeulte Flanke des Shuttles hinauf und erreichten das Dach. Jennifer schlang das freie Ende des Kabels um eine der Antennen; das andere hatte sie am Ausstieg befestigt. Wir hingen jetzt an der Leine, die uns einen Radius von wenigen Schritten ermöglichte. Gerade groß genug, um uns auf der Oberseite des Shuttles frei zu bewegen. Ich bat Jennifer ein letztes Mal, mich in ihre Pläne einzuweihen, denn ich wusste nur zu gut, aus jahrzehntelanger leidvoller Erfahrung, dass sie es liebte, mich vor vollendete Tatsachen zu stellen.
    »Also pass auf«, sagte sie. »Diese Regionen sind bar jeder Materie, aber sehr reich an kosmischer Strahlung, wie du selbst sehen kannst.«
    In der Tat liefen die Abschirmungen unserer Anzüge auf 120 Prozent. Unsere Helme waren von blauen Halos umflossen. Als sie die geöffnete Handfläche vor mich hinhielt, schwebte ein züngelndes Elmsfeuer darauf.
    »Wäre doch schade, wenn wir diese Energie nicht nutzen könnten.«
    Ich dachte eine Weile nach, während ich hinter ihr her zum Heck des Shuttles stapfte.
    »Entscheidend wäre«, sagte ich, »wie du das auszulösen beabsichtigst.«
    Sie bückte sich und machte sich an den Sonnensegeln zu schaffen, die während des Fluges eingeklappt auf dem Rücken des Gefährts verankert waren. Dabei versuchte ich mich der Skepsis zu erwehren, die in mir aufstieg. Diese Sonnenkollektoren waren auf sichtbares Licht ausgelegt. Aber die Strahlung, die hier herrschte, lag um etliche Zehnerpotenzen unter diesen Wellenlängen. Und selbst wenn es uns gelang, einen Teil der Strahlungsenergie unseren

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