Mylady Adelshochzeit 01
Lächeln hakte sie Stephen unter, an dessen anderem Arm schon Sarah hing, die ihm ehrfürchtig zuflüsterte: „Ich danke Ihnen sehr für die Einladung. Wie beeindruckend alles hier ist!“
„Lady Gerrards Gatte starb vor fünf Jahren und hinterließ ihr ein beträchtliches Vermögen“, erklärte Stephen. „Aber sie hat auch eine Menge einflussreicher Freunde.“ Grüßend nickte er Sir Jason und seiner Gemahlin zu, die gerade eintraten. „Ah, und diese gehören dazu.“
Erfreut rief Emily: „Sarah, schau, Helen ist hier! Sagen wir ihr Guten Abend.“
Kaum hatten sie das Paar begrüßt, wurden Emilys Blicke unwiderstehlich zur Tür gezogen. Eingerahmt von den Türflügeln stand ein hochgewachsener dunkelhaariger Gentleman, der, wie sie zugeben musste, in seinem eleganten Abendanzug umwerfend aussah. Sie erkannte ihn natürlich sofort; was sie jedoch schlucken und fortblicken ließ, war nicht sein unverwandt auf ihr haftender Blick, sondern die Tatsache, dass seine Anwesenheit ein leichtes Flattern in ihrem Magen auslöste.
Als er sich der Gruppe zugesellte, zog Helen ihren Gatten mit einem listigen Blick auf Emilys erhitzte Wangen mit sich fort und erklärte, sie müssten den Musiksalon aufsuchen, während Sarah resolut den ein wenig widerstrebenden Stephen einhakte und ihn hinter dem Paar her dirigierte.
Mark, unversehens mit Emily allein, schaute auf ein von goldglänzenden Locken gekröntes Haupt nieder. Mit belegter Stimme fragte er: „Ist mir vergeben?“
„Nein, Mr. Hunter, leider nicht“, entgegnete Emily steif. Unsicher glättete sie die langen Spitzenhandschuhe über ihren schlanken Armen und wollte sich abwenden.
„Vielleicht betrachten Sie mich mit freundlicheren Augen, wenn ich Ihnen sage, dass ich Neues über Tarquin weiß?“
Sie schaute erwartungsvoll zu ihm auf, musste aber die Hände fest ineinander verschlingen, um deren Zittern zu unterdrücken. „Stimmt das, oder wollen Sie mich mit dieser Ausrede nur zum Bleiben bewegen?“
„Warum möchten Sie keinen Moment mit mir allein sein, Emily?“, fragte er sanft. „Fürchten Sie, ich könnte Sie in Lady Gerrards Salon küssen?“
Sie errötete und blitzte ihn zornig an. „Mitnichten, Sir, in Gesellschaft wahren Sie das Betragen eines echten Gentlemans, denke ich. Und im Übrigen – warum sollten Sie sich die Mühe machen, wenn Sie doch wissen, dass Sie wieder enttäuscht werden.“
Mark lachte leise. „Ah … das sticht Sie immer noch, was? Erwähnte ich nicht, dass, was ich sagte, ein Kompliment war? Dabei fällt mir ein – Sie müssen mir noch erklären, warum Ihnen dieses Kompliment nicht gefiel.“
Emilys Herz begann heftig zu klopfen. Sie wusste genau, was er meinte, und war nicht gewillt, darauf einzugehen. Um das Thema zu wechseln, sagte sie schnell und ein wenig vorwurfsvoll: „Ich ahnte nicht, dass ich Sie heute Abend hier treffen würde.“
„Ihnen wäre wohl lieber, wenn ich nicht hier wäre.“
„Sie überschätzen sich, Sir, es ist mir gleich“, erwiderte sie kühl.
Mark schaute ihr fest in die Augen, bis sie verlegen den Blick abwandte. Sehr sanft sagte er: „Ah, wenn das so ist, werde ich wieder gehen, denn ich kam einzig Ihretwegen her.“ Damit nickte er kurz, wandte sich ab und ging zur Tür.
Gekränkt und verärgert, bohrte sie ihren Blick in seinen breiten Rücken. Ging er doch tatsächlich! Ohne ihr zu sagen, was er herausgefunden hatte! Verärgert biss sie sich auf die Lippe. Sie hatte sich zu sehr von den Gefühlen irritieren lassen, die dieser verflixte Mann in ihr auslöste!
Vage nahm sie wahr, dass fast alle Gäste den Musiksalon aufgesucht hatten, und schon drangen leise Töne an ihr Ohr. Unsicher schaute sie diesem aufreizenden Menschen hinterher, der jeden Moment fort sein konnte.
Tief sog sie den Atem ein, dann eilte sie ihm entschlossen nach. „Mr. Hunter!“ Bestimmt hatte er sie gehört, trotzdem ignorierte er sie einfach. Während ihr Tränen der Wut in die Augen schossen, packte sie seinen Ellenbogen und stolperte ein wenig, als er sich jäh umwandte.
„Ich kann nicht glauben, dass Sie einfach davongehen, ohne mir Ihre Neuigkeiten mitzuteilen!“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Sie lassen sich zu leicht in Ihrem Stolz verletzen, Sir.“
„Ist das eine Entschuldigung?“, fragte er, ihren Blick suchend.
Eigentlich hätte sie eine selbstgefällige Miene erwartet, weil er sie dazu gebracht hatte, ihm nachzulaufen, doch er wirkte nur sehr
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