Mylady Adelshochzeit 01
Backsteingebäude verfügte lediglich über einen Salon, ein Speisezimmer, einen Salon und vier Schlafzimmer sowie die üblichen Arbeitsräume. Als er vor sechs Jahren sein Zuhause verließ, hatte hier seine Großmutter gelebt, die leider mittlerweile verstorben war. Roland hatte die alte Dame sehr gemocht, die ihm, gegen den Willen seines Vaters, eine Rente hinterlassen hatte. Zwar war die Summe nicht groß, aber immerhin groß genug, um ihm eine gewisse Unabhängigkeit zu sichern. Dafür war er seiner Großmutter sehr dankbar.
Kaum war er vor dem Haus abgestiegen, wurde die Tür aufgerissen, und seine Mutter flog förmlich in seine Arme. „Roland, oh Roland, ich habe gebetet, dass du nach Hause kommst, und nun bist du endlich hier. Lass dich anschauen.“ Sie trat einen Schritt zurück und musterte ihn, doch sie sah nicht mehr den schlanken Jungen, den sie kannte, sondern einen großen, breitschultrigen Mann. „Du hast dich verändert.“
„Ich bin sechs Jahre fortgewesen“, meinte er lächelnd, in dem Wissen, dass er sich nicht nur körperlich verändert hatte. Auch sein Charakter war gereift. Den jungen, hochnäsigen, stolzen Mann, der sich als Sohn eines Earls als etwas Besseres wähnte und sich den Arbeitern auf den Feldern weit überlegen fühlte, gab es nicht mehr. Mittlerweile beurteilte er Menschen nach ihrem Wesen, nicht mehr nach ihrer gesellschaftlichen Position. Er zog es vor, als Major bekannt zu sein, einen Rang, den er sich wahrlich verdient hatte, um zu verhindern, dass man ihm allein aufgrund seines Titels Achtung entgegenbrachte.
„Oh, du weißt ja nicht, wie sehr ich deine Rückkehr herbeigesehnt habe“, meinte seine Mutter, während sie ihm voran ins Haus ging.
Er wandte sich an Travers. „Geh zu den Stallungen und kümmere dich um die Pferde. Ich komme nach, so bald es möglich ist.“
„Hast du meine Briefe erhalten?“, fragte seine Mutter, als er ins Vestibül trat, bevor sie ihm Reitmantel und Hut abnahm. Wie ihm auffiel, hatte sie stark abgenommen, ihr Gesicht war von Sorgenfalten zerfurcht, und es reute ihn, dass wohl auch er für einige dieser Falten verantwortlich war. Ihre blauen Augen indes strahlten, trotz der tiefschwarzen Trauerkleidung, die sie trug, und auf ihren Lippen lag ein herzliches Lächeln, ob der Freude, ihn wieder zu Hause zu wissen. „Ich wunderte mich nämlich, warum du nicht geantwortet hast oder früher gekommen bist.“
Er verzichtete darauf, ihr in Erinnerung zu rufen, dass er auf seine Briefe auch niemals eine Antwort erhalten hatte, während er ihr in den Salon folgte. „Ich befand mich nicht im Hauptquartier, als dein erster Brief eintraf, und so erreichte mich dieser erst zwei Monate danach, nur einen Tag vor der Ankunft deines zweiten Schreibens. Ich kam, so schnell ich konnte, und bedaure sehr, dass ich dennoch zu spät komme.“
„Nimm es nicht zu schwer, nun bist du ja hier. Setz dich doch.“
Roland zog sich einen Stuhl zurecht und ließ sich darauf nieder, in Gedanken ganz von seinen Eindrücken eingenommen: der trostlose Zustand des Herrenhauses, das verwahrlost wirkende Dorf, die arrogante Miss Cartwright und ihre Behauptung, Browhill gehöre nicht mehr zu Amerleigh … „Ich kam am Herrenhaus vorbei“, sagte er. „Es sieht sehr vernachlässigt aus. Was ist geschehen?“
„Oh, das ist eine lange Geschichte. Dein Vater hat nach deiner Abreise jegliche Lebensfreude verloren. Er schien nicht mehr in der Lage, seine Geschäfte zu führen, und so wurde alles im Laufe der Zeit immer schlimmer. Vor zwei Jahren erlitt er einen Herzanfall. Dr. Sumner meinte daraufhin, man dürfe ihn nicht belasten. Ich wollte dir schreiben, um dir davon zu erzählen, doch dein Vater hat es mir verboten. Wir zogen ins Dower House, in der Hoffnung, er würde es hier bequemer haben und zur Ruhe kommen. Das Herrenhaus wollten wir vermieten, indes fand sich kein Interessent. Nach einem weiteren Herzanfall änderte er unverhofft seine Meinung und sagte, er müsse dich sehen.“
„Ich bin untröstlich, dass ich ihn nicht mehr sprechen konnte. Gerne hätte ich mich mit ihm ausgesöhnt. Hat er mir denn je verziehen?“
„Dessen bin ich mir sicher, wenn ich auch immer der Meinung war, dass es nichts zu vergeben gab, außer deiner überstürzten Abreise vielleicht. Hättet ihr vorher noch einmal miteinander gesprochen, hätte er dir möglicherweise zugehört und deine Meinung akzeptiert, oder du hättest die seine angenommen.“
Roland teilte ihre Ansicht zwar
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