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Vom Mensch zum Vampir

Vom Mensch zum Vampir

Titel: Vom Mensch zum Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. Hudspeth
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Vom Mensch zum Vampir - Die Schöpfung des Ardric Donovan
    So hatte sich der kleine Junge mit dem goldenen Haar, das so verdreckt war, dass man die Haarfarbe nur erahnen konnte, das Leben nicht vorgestellt. Völlig alleine gelassen stand er in der Gosse und wurde von den vorbeieilenden Menschen achtlos herumgestoßen, bis er unsanft im Rinnsal landete. Dort mischte sich zum Gestank dahinrottender Essensreste der beißende Geruch von Fäkalien. Ebenso, wie sich das Rinnsal durch die ganze Stadt schlängelte, hing auch der übelriechende Mief überall in der feuchten Luft.

Doch die Leute waren daran gewöhnt. An den Gestank und an die unhygienischen Zustände. Und daran, sich nur um sich selbst zu kümmern. Deshalb schenkten sie auch dem kleinen Kind keinerlei Beachtung, dessen Augen in dem schmutzigen Gesicht wie Bernsteine leuchteten und denen man die Furcht und Hilflosigkeit ansehen konnte. Denn in den Straßen lungerten mehr als genug Waisenkinder umher, die darauf aus waren, von den Marktständen etwas zu Essen zu klauen oder einer unachtsamen Person die Geldbörse zu rauben.

Schnell rappelte er sich wieder auf und versuchte, sich den Dreck von seinen durchnässten Kleidern zu klopfen. Doch es war bereits zu spät. Er war von oben bis unten besudelt und stank nach der Kloake.

Was jedoch niemand wusste: der kleine Junge war kein Waisenkind. Seine Mutter hatte ihn dort einfach abgesetzt und ihm zu verstehen gegeben, dass er auf ihre Rückkehr zu warten habe. Das war nichts Neues für ihn gewesen.

Seit er denken konnte, zogen sie von Stadt zu Stadt und kämpften täglich ums Überleben. Und da die junge und unverheiratete Mutter nirgends eine Anstellung bekam, begann sie irgendwann damit, ihren Körper für wenige Geldstücke zu verkaufen. Jedem Mann, der ihr ein wenig Geld zahlen konnte, bot sie sexuelle Dienstleistungen an, wovon sie sich zumeist trockenes Brot und hin und wieder auch gepökelte Wurst leisten konnte. Ganz selten kam es sogar vor, dass sie genug Geld zusammen hatte, um sich selbst und ihrem jungen Sohn in einer Wirtsstube eine warme Mahlzeit zu kaufen. Doch die Tage, in denen sie in einen Gasthof einkehren, ausreichend essen und sich von langen Fußmärschen und tagelangen Regenschauern ausruhen konnten, wurden immer seltener.

Langsam wurde der kleine Junge unruhig, denn so lange hatte ihn seine Mutter bisher noch nie warten lassen. Normalerweise war sie immer vor Einbruch der Dämmerung von ihrer Arbeit zurückgekehrt. Voller Sorge drückte er sich an eine steinerne Hauswand. Diese konnte ihn zwar nicht vor der Kälte bewahren, die ihm in den Knochen saß, doch zumindest reichte der Dachvorsprung geradeso aus, um ihn vor dem Regen zu schützen, der erbarmungslos und ohne Pause herabprasselte.

Als er sich nach einiger Zeit nicht mehr zu helfen wusste, sackte er an der Hauswand in sich zusammen, schloss seine Augen und ließ seinen Tränen freien Lauf. Einerseits weinte er, weil er seine Mutter vermisste, die die einzige Vertrauensperson in seinem Leben war. Andererseits plagte ihn der Hunger, der ihm Bauchschmerzen verursachte und seinen geschwächten Körper immer wieder in wellenartigen Schüben überfiel, die von Mal zu Mal schlimmer wurden.

Während er leise vor sich hin wimmerte, lauschte er den Klängen um sich herum. Er vernahm das Geräusch von Pferden, wie sie wiehernd mit ihren Hufen auf den unregelmäßig gepflasterten Straßen trabten und hinter sich die schweren Lasten von Kutschen und Karren herzogen, deren hölzerne Räder ratternde Laute von sich gaben.

Er lauschte dem Regen, der auf die Dächer der umliegenden Häuser prasselte und bei längerem Hinhören beinahe wie eine rauschende Melodie aus hohen und tiefen Tönen klang, je nachdem, wo die Regentropfen auftrafen. Und er hörte Schritte, die sich aus der Masse der Menschen absetzten. Sie schienen auf ihn zuzugehen. Es waren Feste und bestimmende Schritte, die vom Steinboden hallten und ihm vertraut vorkamen. Schritte, die sein Herz schneller schlagen ließen.
Als sie nah genug an ihn heran kamen, öffnete er erwartungsvoll seine Augen und wollte seiner Mutter in die Arme springen, doch mitten in der Bewegung hielt er inne. Er plumpste zurück auf den kalten Boden und betrachtete mit großen Augen und offen stehendem Mund die mysteriöse Gestalt, die vor ihm stand und ihn von oben herab anstarrte.

Ein wohl gekleideter Mann, eingehüllt in ein dunkles Cape, mit einem Hut von dem der Regen wie kleine Kristallkugeln abperlte

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