MYLADY HOCHZEITSBAND Band 01
ein Orchester Tanzweisen, wenngleich die Musik in der Geräuschkulisse der vielen Gespräche unterging. Freunde begrüßten Freunde, jeder erkundigte sich neugierig beim anderen, ob er den Earl schon gesehen habe.
„Ich hatte recht“, sagte Lady Brandon triumphierend zu Charlotte. „Lord Amerleigh wird die Partie der Saison. Sieh nur, selbst Dorothea Manton hat sich wie ein Pfau herausgeputzt, als ob das etwas nützt, sie ist nun wirklich kein junger Backfisch mehr. Und falls Mrs. Barnard glaubt, er wird ihre graue Maus von Tochter auch nur eines Blickes würdigen, dann ist sie noch dümmer, als ich annahm. Unsere Martha hat von allen weitaus die besten Chancen, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen.“
Charlotte ersparte sich jeden Kommentar, zudem war sie selbst viel zu beschäftigt, sich umzusehen. Falls Seine Lordschaft tatsächlich Ausschau nach einer Braut mit einer ansehnlichen Mitgift halten sollte, würde er sie hier wohl kaum finden. Dorothea Mantons Eltern genossen zwar Ansehen, lebten jedoch über ihre Verhältnisse. Auch die sicherlich stattliche Mitgift von Faith Trent würde wohl kaum ausreichen, falls man damit Amerleigh Hall zu renovieren gedachte. Charlotte lächelte insgeheim, denn außer ihr verfügte kaum einer der Anwesenden über die finanziellen Mittel, dieses Vorhaben zu finanzieren. Und sie war die Einzige, die ihre Netze nicht nach ihm auswerfen würde.
Plötzlich wurde es still im Saal, alle schauten gebannt zur Tür, an der Roland Temple Earl of Amerleigh stand.
Er trug einen schwarzen Abendfrack, dessen Förmlichkeit von einer hellblauen, bestickten Weste und einem schneeweißen, kunstvoll gebundenen Krawattentuch gemildert wurde. Seine dunklen Locken waren im Stil der neuesten Mode frisiert. Niemand konnte abstreiten, dass er eine eindrucksvolle Erscheinung war. Sein blendendes Aussehen, sein fesselndes Wesen ließ die Damen einstimmig aufseufzen. Wäre Charlotte für seinen Charme empfänglich gewesen, hätte wahrscheinlich auch sie weiche Knie bekommen und vergessen, dass sie Feinde waren.
Lady Brandon eilte zu ihm und geleitete ihn nach einer überschwänglichen Begrüßung durch den Saal, um ihn ihren Gästen vorzustellen.
Lächelnd folgte er ihr von Gast zu Gast, überzeugt davon, dass jeder von Rang und Namen in der Grafschaft Shropshire sich für ihn in Schale geworfen und in diesen Raum begeben hatte. Er wünschte, sie wären gekommen, weil seine Rückkehr sie tatsächlich freute, doch er wusste, all diese Leute waren bloß aus reiner Neugierde hier. Sie wollten sehen, ob er etwas Unerhörtes tat und damit ihre schlimmsten Erwartungen bestätigte. Und sollte er diese Erwartungen enttäuschen, sollte er sich enthaltsam, bescheiden und höflich zeigen, würde jede Mutter einer ledigen Tochter alle Register ziehen, damit er dieser seine Aufmerksamkeit schenkte.
Gequält lächelnd beugte er sich über Dorothea Gilfords Hand, worauf das arme Mädchen bis in die Spitzen ihres mausbraunen Haars errötete. Dabei hatte sein Lächeln nicht einmal ihr gegolten, sondern der Tatsache, dass er so dumm gewesen war, sich zu dieser Gesellschaft überreden zu lassen. Rasch ging er weiter und bemerkte, dass er als Nächstes Miss Cartwright begrüßen sollte. Gewohnt, sie in zweckmäßiger Kleidung zu sehen und sie sich als Wildfang vorzustellen, war er völlig verblüfft über ihr verändertes Aussehen und sah sich gezwungen, seinen anfänglichen Eindruck von ihr zu revidieren – sie war ganz gewiss nicht reizlos. Vor ihm stand eine wunderschöne Frau, deren hinreißende Figur von einer eleganten bernsteinfarbenen Robe betont wurde. Selbst ihr widerspenstiges Haar war gebändigt und in griechischem Stil frisiert. Galant verbeugte er sich. „Guten Abend, Miss Cartwright.“
„Guten Abend, Mylord.“ Sie war sich seiner Wirkung auf ihn durchaus bewusst, und während sie leicht vor ihm knickste, verspürte sie ob seiner merklichen Verblüffung ein wunderbares Gefühl tiefer Genugtuung. Sie würde ihn schon lehren, sie eine graue, reizlose Maus und eine wilde Range zu nennen!
Zu gerne hätte er verweilt, doch Lady Brandon eilte schon auf die nächsten Gäste zu, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Erst als er seine Runde durch den ganzen Saal beendet hatte, sämtliche jungen Damen angelächelt, die Hände der Matronen geküsst und sich vor deren Gatten verbeugt hatte, konnte er ein wenig entspannen, wenn auch nur kurz.
Das Orchester spielte einen Ländler, und er sah
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