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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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und seit ich ihn kenne, habe ich beobachtet, wie sehr seine Sterblichkeit, seine Menschlichkeit leidet.«
    »Ich werde daran denken, aber mir scheint, du willst damit sagen, dass auch Achilles ein Opfer war?«
    »Er ist nicht mehr Achilles. Das wirst du bald mit eigenen Augen sehen.«
    Da es dazu nichts mehr zu sagen gab, konzentrierte Kat sich wieder darauf, mit Odysseus Schritt zu halten, und überlegte, was sie tun konnte, wenn sie Achilles endlich fand – mitten im Schlachtgetümmel, vom Berserker besessen. Sie konnte Jackys Stimme hören, die sie eine verdammte Idiotin schimpfte.
    Und dann erkannte sie, dass es nicht Jackys Stimme war, die ihre Gedanken bedrängte, sondern der Lärm von Männern und Pferden, von Schwertern und Schmerz. Sie arbeiteten sich einen von Olivenbäumen bestandenen Abhang hinauf, Odysseus nahm ihren Ellbogen, um sie zu stützen, und Kat kam stolpernd zum Stehen.
    »Ach du heilige Scheiße!«, platzte sie heraus.
    Vor ihr erstreckten sich die Mauern von Troja, dick und hoch und unbeschreiblich prächtig. Sie waren aus butterfarbenem Kalkstein erbaut, und die Mittagssonne ließ sie in einem weichen, angenehmen Gelbton erstrahlen. Von dort, wo sie standen, konnte man einen Teil der Stadt innerhalb der Mauern erkennen. Das Herzstück war ein anmutiger, von Säulen getragener Palast, der sich links von dem riesigen Tor an der Innenseite der Stadtmauer entlangzog. Wunderschöne Bogenfenster, efeubewachsene und blumengeschmückte Balkone, von denen man auf das Kommen und Gehen von Kaufleuten, Bauern und Bürgern hätte blicken sollen – doch nun schauten die leeren Balkone nur hinunter in ein unglaubliches Chaos.
    »So viele Männer.« Kat staunte, während sie auf die Krieger starrte, die vor den Mauern der Stadt schrien, kämpften und starben. Wie soll ich ihn jemals finden ? Aber ehe sie die Frage aussprechen konnte, ertönte aus dem Zentrum des Schlachtfelds ein grausiges Brüllen, so mächtig, dass es mühelos den Lärm beider Armeen übertönte. »Achilles«, sagte sie leise.
    »Nein, nicht Achilles«, verbesserte Odysseus. »Du hast es nicht mit dem Mann zu tun, sondern mit dem Ungeheuer.«
    »Aber der Mann ist noch immer im Innern des Monsters«, beharrte sie.
    »Vielleicht, aber ich konnte keine Spur von ihm entdecken, als er sich dem Berserker überlassen hat.« Odysseus hielt inne und legte Kat sanft die Hand auf die Schulter. Kat blickte fragend zu ihm empor. »Als der Berserker dabei war, Besitz von ihm zu ergreifen, hat er mir aufgetragen, dir eine Botschaft auszurichten. Achilles hat gesagt, der Traum wäre vorbei und du sollst nach Hause gehen. Es war sein letzter Wunsch – und dass du ihm verzeihst. Überlege es dir noch einmal. Stell dir vor, was es für ihn bedeuten würde, wenn er wüsste, dass er ein zweites Mal die Frau zugrunde gerichtet hat, die er liebt.«
    In Kats Kehle brannten ungeweinte Tränen. Nur zu gut erinnerte sie sich an Achilles’ Bericht darüber, wie der Berserker seine junge Verlobte vergewaltigt und getötet hatte – Odysseus’ Cousine.
    »Ich weiß, das klingt alles sehr logisch«, sagte sie. »Und ich komme dir wahrscheinlich vor, als wäre ich verrückt und stur, aber ich will dir die Wahrheit sagen, Odysseus. Ich komme nicht aus eurer Zeit. Nicht einmal aus eurer Welt. Ich bin eine andere Art Frau, als ihr sie hier kennt. Mir stärken Generationen unabhängiger Denkerinnen und gebildeter Mütter und Schwestern, Töchter und Freundinnen den Rücken. Ich glaube an mich und daran, was die Kraft einer einzelnen Frau bewirken kann. Das gibt mir eine andere Art von Stärke, und Venus, Hera und Athene wussten, dass genau diese Stärke hier gebraucht wird. Ich kann in das Geschehen eingreifen, ich kann es verändern. Ich muss nur auf mich vertrauen und daran glauben, dass auch Achilles mir vertraut.«
    Odysseus hatte ihr aufmerksam zugehört und sie dabei durchdringend gemustert. »Ich möchte gern hoffen, dass du recht hast«, sagte er schließlich.
    »Nenne mich Katrina, das ist mein richtiger Name. Meine Freunde nennen mich Kat.«
    Er lächelte. »Gut, Kat, soll ich dich nun ins Chaos führen?«
    Sie machte einen kleinen Knicks. »Es gibt wenige Männer, mit denen ich lieber gehen würde, werter Herr.«

    Das Schlachtfeld war ganz anders, als Kat es sich vorgestellt hatte. Allein der Geruch war grauenerregend, der Anblick und die Geräusche waren absolut fürchterlich. Als sie den Rand des Kampfgeschehens erreicht hatten, sandte Odysseus einen

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