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Mythor - 032 - Das Orakel von Theran

Mythor - 032 - Das Orakel von Theran

Titel: Mythor - 032 - Das Orakel von Theran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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aus der Orakelhalle, und Dunkelheit breitete sich wieder aus. »Komm!«
    Die Orakeldiener nahmen ihn erneut in die Mitte und führten ihn den Spiralgang zurück, durch den Irrgarten und zur Pforte, die aus dem Orakel hinausführte.
    Mythor war von dem eben Erlebten noch viel zu benommen, um einen klaren Gedanken fassen zu können. Er versuchte, sich die Antwort des Orakels ins Gedächtnis zu rufen und das Gehörte zu überdenken. Doch da stellte er entsetzt fest, dass er keine Erinnerung mehr daran hatte. Er hatte die Antwort des Orakels vergessen! Panik erfasste ihn. Er wollte den Orakeldienern klarmachen, was mit seinem Gedächtnis passiert war. Er hatte es verloren, es war wie ausgelöscht. Er wollte es hinausschreien, aber sein Mund war versiegelt. Er brachte keinen Ton über die Lippen.
    Was war mit ihm geschehen?
     Die sieben Orakeldiener schienen nichts von seinem Zustand zu bemerken. Sie hielten die Köpfe gesenkt, hatten die Augen auf den Boden gerichtet, schritten zielstrebig dem Ausgang zu, ohne nach links und rechts zu blicken.
    Sieben Orakeldiener?
    Es waren doch nur sechs gewesen, das wusste er ganz bestimmt. Irgend etwas war da nicht in Ordnung. Mythor wusste selbst nicht, warum er der Zahl der Orakeldiener solche Bedeutung beimaß.
    Er betrachtete sie eingehender. Da hob einer von ihnen den Kopf und grinste Mythor an. Es war Luxon. Mythor blieb vor Überraschung stehen. Die anderen Orakeldiener gingen weiter, nur Luxon blieb ebenfalls zurück. Als die Orakeldiener durch ein Tor gegangen waren, schlug Luxon es hinter ihnen zu und verriegelte es.
    »Folge mir, mein gutgläubiger, getäuschter Freund«, sagte er lachend zu Mythor und eilte in die entgegengesetzte Richtung voraus.
    Mythor folgte ihm.
    *
    Mythor war, als erwache er aus einem Traum. Er fand sich in dem Irrgarten unter freiem Himmel wieder, und das war die Wirklichkeit. Aber alles, was davor lag, erschien ihm nun unwirklich und fremd.
    Es war Tag, und Mythor konnte das Orakelgebäude zum erstenmal in seiner ganzen Größe sehen. Es war etwas mehr als turmhoch, hatte einen breiten Sockel und verjüngte sich nach oben stufenförmig. Es war ein Rundbau und ähnlich wie ein Schneckenhaus angeordnet, in Form einer Spirale. Die niedrigste Stufe bildete zugleich den äußersten Ring und wand sich nach innen zu auch in die Höhe, bis die Spirale in die mittlere Turmerhebung mündete.
    »Komm schon, du Sohn des Kometen«, drängte Luxon. Er sagte es mit solchem Spott, dass Mythor Zorn in sich aufsteigen fühlte.
    War alles, was er vorher erlebt hatte, wirklich nur ein Traum gewesen? Er war nun geneigt zu glauben, dass Gorel mit ihm gar nicht im Orakel gewesen war. Mythor spürte noch den süßlichen Geruch in der Nase, der seine Sinne benebelt hatte.
    Luxon eilte zielstrebig durch den Irrgarten. Er schien sich hier gut auszukennen.
    »Wohin bringst du mich?« rief Mythor ihm nach.
    Luxon gab keine Antwort. Er kam zu einem Gebüsch und drang in dieses ein. Als Mythor ihm folgte, kam er zu einer Schachtöffnung. »Da hinunter müssen wir«, sagte Luxon. »Und wohin führt dieser Schacht?«
    »In ein weitverzweigtes Netz von Tunneln«, erklärte Luxon. »Unter dem Orakel gibt es viele Geheimgänge. Ich habe einige erforscht. Aber stell jetzt keine Fragen mehr, klettere hinunter.«
    »Du zuerst«, sagte Mythor.
    Luxon zuckte mit den Achseln und verschwand im Schacht. Mythor folgte ihm über eine hölzerne Leiter. Er zählte zwanzig Sprossen, bevor seine Füße wieder festen Boden berührten.
    »Gib mir die Hand«, verlangte Luxon. »Du würdest dich hier sonst hoffnungslos verirren.«
    Mythor spürte den festen Griff seiner Hand und gehorchte dem Zug. Während sie durch die Finsternis gingen, mal nach links und dann wieder nach rechts abbogen, erklärte Luxon: »Ich habe in der Oase einen ehemaligen Orakeldiener kennengelernt. Er hat sich irgend etwas zuschulden kommen lassen und wurde daher ausgestoßen. Es fiel mir nicht schwer, seinen Groll gegen das Orakel zu schüren und ihn dazu zu bringen, mir einen Zugang zu den unterirdischen Geheimgängen zu zeigen. Auf diese Weise gelangte ich hinein und kam gerade noch zurecht, um dich vor der Ausweisung zu bewahren.«
    »Ich war fest überzeugt, beim Orakel gewesen zu sein es befragt zu haben«, sagte Mythor. Luxon lachte. »Man hat dich hereingelegt. Ich habe inzwischen einiges über die Tricks der Orakeldiener erfahren. Sie benebeln die Sinne mancher Bittsteller und machen ihnen weis, dass sie sie ans

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