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Mythor - 032 - Das Orakel von Theran

Mythor - 032 - Das Orakel von Theran

Titel: Mythor - 032 - Das Orakel von Theran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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waren sie auch von den Todesreitern gehört worden, die im Bann Drudins standen. Und Drudin nahm furchtbare Rache für Nyalas Verrat.
    Ein markerschütternder Schrei. Nyalas Körper krümmte sich, als sich die Schlangenhaut um ihren Körper zusammenzog und sich immer enger um sie schloss. Ihr Gesicht verfiel, wurde alt und runzlig. Ihr schwarzes, volles Haar kräuselte sich und bleichte aus. Das Fleisch ihres Körpers verdorrte. Und dann blickte Mythor in einen Totenschädel ohne Lippen, mit leeren Augenhöhlen.
    »Du kannst ihr nicht mehr helfen, Mythor«, drang Gorels Stimme zu ihm. »So rette wenigstens dich!«
    Mythor ließ sich von dem Orakeldiener fortführen. Er wusste, dass Nyalas schrecklicher Anblick ihn noch lange verfolgen würde.
    Mythor stolperte durch die Reihen der aufgescheuchten Orakel-Trolle. Er sah, wie Gorel ein halbes Dutzend von ihnen auseinandertrieb und etwas aufhob, an dem sie sich zu schaffen machten.
    Es war ein Leder, das Mythor in der Form an eine Pyramide oder an die Umrisse eines Nadelbaums erinnerte – von ähnlichem Aussehen war auch der Baum des Lebens gewesen. Gorel nahm diese Tierhaut an sich und verschwand mit Mythor durch einen Ausgang in der Nische. Andere Orakeldiener schoben eine Steinplatte vor die Öffnung.
    »Du wirst auf einem Weg aus dem Orakel geführt, auf dem du vor Verfolgung sicher bist«, sagte ihm Gorel. »Du bekommst deine Tiere und deine Ausrüstung wohlbehalten und unversehrt. Mehr kann ich jedoch nicht mehr für dich tun. Wenn du willst, kannst du einige Tage bei uns bleiben. Hier bist du sicher.«
    Die Todesreiter Drudins, die nach Nyalas Opfergang nur noch zu dritt waren, würden seine Fährte bestimmt wiederaufnehmen. Und dann war da noch der Vogelreiter Hrobon, der ihm Rache geschworen hatte. Mythor wollte sich dennoch nicht verkriechen.
    »Danke, ich muss weiter«, sagte er zu Gorel. »Ich muss dir auch noch Abbitte dafür leisten, dass ich dir misstraut habe. Aber warum hast du mir nicht vom ersten Augenblick an reinen Wein eingeschenkt?«
    »Eine Gefahr zu ahnen und sie zu kennen, das ist zweierlei«, erwiderte Gorel. »Und nicht jeder ist ein solcher Mundschenk wie du, dessen Redefluss die Ehrlichkeit des Denkens ausdrückt. Wahrheitsliebe ist eine Tugend, sie kann aber auch zu einer Schwäche werden. Doch geh deinen Weg weiter, Mythor! Um ihn dir zu erleichtern, will ich dir dies mitgeben.«
    Gorel überreichte ihm das Leder, an dem sich die Orakel-Trolle zu schaffen gemacht hatten.
    »Was stellt es dar?« fragte Mythor.
    »Es ist die Haut eines Siebenläufers, und das Orakel hat darauf eine Mitteilung geschrieben«, antwortete Gorel. »Du musst sie selbst entziffern.«
    »Wird das Orakel wieder zu sich selbst finden?« fragte Mythor.
    »Wer kann das schon sagen«, meinte Gorel ungewiss. »Aber man darf die Hoffnung nie aufgeben.«
    Der unterirdische Gang endete an einer Treppe. Dort wurden sie von zwei jüngeren Orakeldienern erwartet.
    »Diese Brüder werden dir deinen Besitz zurückgeben und dich bis an die Grenze der Oase begleiten«, sagte Gorel. »Weißt du schon, wohin du dich nun wenden wirst?«
    »Ich habe bei Abmond eine Verabredung beim Koloss von Tillorn«, antwortete Mythor. »Aber ich fürchte, dass ich sie nicht werde einhalten können. Da mir das Orakel nicht die gewünschte Auskunft geben konnte, muss ich sehen, ob ich sie mir andernorts beschaffen kann.«
    »Ich kann dir mit solchen Auskünften leider nicht dienen«, sagte Gorel bedauernd.
    Das war der Abschied.
    Mythor folgte den beiden Orakeldienern nach oben. Er ließ sich seine Ausrüstung geben, sattelte Pandor und ritt los, mit dem Bitterwolf und dem Schneefalken im Gefolge.
    Luxon fiel ihm ein. Er konnte ihm trotz allem nicht böse sein. Er konnte sich um das Schicksal des Sarphanders auch nicht sorgen, denn selbst wenn die Todesreiter Drudins ihn als Köder für ihn verwendet hatten, so besaßen sie nun keinen Einfluss mehr auf ihn. Luxon war kein Sklave dämonischer Mächte gewesen.
    Die Frage, wer von ihnen beiden das Recht hatte, sich als Sohn des Kometen zu bezeichnen, harrte noch der Beantwortung.
    *
    Etwas
    Etwas war voll Kraft und Tatendrang, aber es war ihm nicht gegönnt, sich zu entfalten.
    Etwas benötigte dringend einen Körper.
    Ah, es hatte einen solchen längst auserwählt und es zu seiner Bestimmung gemacht, sich in dessen Besitz zu bringen. Schon zweimal war es ganz nahe seinem Ziel gewesen, doch war es knapp an seiner Verwirklichung gescheitert.
    Doch Etwas

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