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Mythor - 032 - Das Orakel von Theran

Mythor - 032 - Das Orakel von Theran

Titel: Mythor - 032 - Das Orakel von Theran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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überzeugt zu sein. Sein Misstrauen gegenüber seinem Helfer blieb.
    Während er mit Luxon und Nyala dem Tempeldiener folgte, dachte er nach. Was ihm am meisten missfiel, war, dass Nyala mit Luxon gemeinsames Spiel machte. Oder war es umgekehrt? Herzog Krudes Tochter tauchte nach so langer Zeit im Süden von Salamos auf – und ausgerechnet in der Begleitung Luxons, der sein Gegenspieler war. Er wollte nicht an einen Zufall glauben.
    Kalathee kam ihm in den Sinn. Sie hatte ihm am Baum des Lebens die reuige Sünderin vorgespielt, nur um Luxon einen Vorsprung auf der Jagd nach Sternenbogen und Mondköcher zu verschaffen. Und er war auf sie hereingefallen! Würde sich dies auf ähnliche Weise nun mit Nyala von Elvinon wiederholen?
    Als habe sie seine Gedanken gehört, legte sie ihm auf einmal die Hand auf die Schulter und sagte: »Ich glaube an dich, Mythor.«
    Sie wirkte so ehrlich und überzeugend, dass Mythor sich fast schämte, ihr zu misstrauen. Aber andererseits kannte er Luxons Wirkung auf Frauen inzwischen und wusste, wozu er sie treiben konnte. Als er seinen Blick tiefer in Nyalas Augen senkte, da glaubte er, so etwas wie Trauer und Mitgefühl darin zu entdecken.
    Tat es ihr im Grunde ihres Herzens leid, dass sie ihn an Luxon zu verraten gedachte?
    Ich darf mir den Kopf nicht mit solchen Gedanken füllen, sagte er sich. Ich muss mich an die tatsächlichen Gegebenheiten halten, um mich im Ernstfall der Gefahren erwehren zu können.
    »Sind wir im Innersten Orakelbezirk?« fragte Luxon.
    »Jawohl, das ist die Orakelstätte«, antwortete Maluk. »Wir befinden uns in dem Wendelgang, der zum Orakel führt. Bald ist es soweit.«
    Bis jetzt waren die örtlichen Gegebenheiten noch genauso wie in der Vision, die Gorel ihm durch die süßlichen Dämpfe bereitet hatte.
    »Warum stellen sich uns Gorels Getreue nicht in den Weg, wenn wir dem Ziel schon so nahe sind?« fragte Mythor.
    »Lassats Wort hat kein geringeres Gewicht als das Gorels«, antwortete Maluk. »Gorel wird seinen Widerstand aufgegeben und sich damit abgefunden haben, dich zum Orakel vorlassen zu müssen.«
    Das klang einleuchtend, dennoch bewahrte sich Mythor seine Zweifel. Er war immer noch der Meinung, dass es ein Ränkespiel um seine Person gab. Aber der Wunsch, das Orakel aufzusuchen und zu befragen, war stärker als der, die Intrige aufzudecken.
    Der Gang, durch den sie schritten, führte immer in eine Richtung im Kreise, und es wurde einem nicht bewusst, dass er sich wie eine Spirale verjüngte. Mythor hatte das Gefühl, dass sie den Mittelpunkt des Orakels schon zweimal umgangen hatten.
    Bis jetzt war ihnen noch niemand begegnet. Kein einziger Orakeldiener hatte sich blicken lassen. Einige Male kamen sie an verschlossenen Räumen vorbei. Als Mythor wissen wollte, was sich hinter den geschlossenen Türen verbarg, antwortete Maluk: »Das sind die Räume, in denen sich die Fragesteller einer letzten geistigen Reinigung und Einkehr zu unterziehen haben, bevor sie vor das Orakel hintreten dürfen. In deinem Fall ist dies jedoch nicht nötig.«
    »Und was ist mit Luxon?« wollte Mythor wissen. »Ihr habt zusammen ein Problem«, sagt Maluk. »Die Antworten, die du bekommst, gelten auch für ihn.«
    Diese Begründung war nicht von der Hand zu weisen. Der Gang endete auf einmal vor einem verschlossenen Tor. Im Schein von Skaraben, die auf den Gesichtern von einem halben Dutzend bewegungslos dastehenden Orakeldienern herumkrabbelten, bemerkte Mythor, wie sie durch Scharten in der Wand beobachtet wurden. Als er den Blick eines Augenpaares hinter einem der Wandschlitze auffing, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Wann war er zuvor schon einem so kalten und stechenden Blick begegnet?
    Zum Vergleich fielen ihm eigentlich nur die Dämonenpriester der Caer mit ihren wesenlosen, wie gläsern wirkenden Gesichtern ein.
    Er schüttelte sich unbehaglich. Als er wieder zu den Wandschlitzen blickte, war dahinter nur Finsternis. Niemand beobachtete ihn mehr von dort.
    Nein, sagte er sich, es ist unmöglich, dass Caer-Priester das Orakel besetzt haben!
    Maluk trat vor das Tor und klopfte mit dem großen, eisernen Ring dagegen. Die dumpfen Laute hallten durch den Raum und pflanzten sich hinter dem Tor fort.
    Die sechs Orakeldiener, deren Gesichter unter den leuchtenden Rücken der Skaraben versteckt waren, rührten sich noch immer nicht. Sie standen wie Statuen da.
    Jetzt wurde in derselben Folge von der anderen Seite gepocht. Nachdem das Pochen verhallt war, schlug

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