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Mythor - 109 - Der Götterbote

Mythor - 109 - Der Götterbote

Titel: Mythor - 109 - Der Götterbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terrid Peter
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Und das soll ich für ein Gespinst aus Märchen und Sagen opfern, für den Traum eines anderen?«
    Sie wandte sich ab. Die Gesichter von Gerze und Verica, die der gleichen Zaubermutter dienten, verrieten deutlich, daß sie genauso dachten und empfanden wie Toteka.
    »Nunive? Parda?«

    *

    »Wer bist du?« fragte Mythor noch einmal, als habe er die Antwort nicht gehört. In seinem Innern lebten noch die zuletzt gesehenen Bilder. Sadagar, der sich von ihm abwandte. Nottr, der die Waffe gegen ihn zog.
    »Cryton«, sagte der Gefragte noch einmal. »Ausgesandt, dich auf die Probe zu stellen und dich in ein anderes Leben zu führen.«
    »Wie sollte das aussehen?«
    »Auch das kann ich dir zeigen. Sieh, Mythor, Sohn des Kometen.«
*
    Es tat unglaublich gut. Die Waffe lag ruhig in der Hand, auch die anderen Geräte waren zur Stelle. Alles war gerüstet für den großen, entscheidenden Kampf mit den Mächten der Finsternis.
    Mythor spürte, wie Kraft ihn durchströmte. Stärker hatte er sich niemals gefühlt. Er spürte diese Kraft im ganzen Körper, jede Faser schien vollgesogen damit.
    Alles stand ihm zur Verfügung, alle Waffen des Lichtboten gehörten ihm. Das Einhorn war da, der Bitterwolf gehorchte jedem Wink, und über den Häuptern zog der Schneefalke seine Bahnen.
    Außer Sichtweite, aber gewiß zur Stelle, die Freunde und Gefährten. Kämpfer wie er selbst, unerschrocken, hoch über normales Maß hinaus gewandt, kühn und siegesgewiß.
    Halbgötter wurden sie von den Sterblichen genannt. Wahrhaftig, das waren sie, und er, Mythor, war einer von ihnen.
    Seltsam klein und unscheinbar schien die Welt zu seinen Füßen. Mythor fühlte sich, als würde er mit jedem Atemzug, den er tat, größer und kräftiger. Und jeder Atemzug war zugleich ein Seufzer der Erleichterung. Alles hatte er abgestreift, was ihn klein und niedrig machen konnte, niemals wieder würde er hinabtauchen müssen in ein Leben, das – wie er nun wußte – kurz, finster und schmutzig war, erfüllt von kleinen, alltäglichen Widerwärtigkeiten.
    Mythor stieß einen lauten Seufzer aus.
    Er war mit sich zufrieden.
    »Das habe ich anzubieten, Sohn des Kometen«, sagte Cryton. »Willst du dieses Leben tatsächlich wegwerfen. Willst du für immer verstrickt sein in die Mühsal dieses Lebens, den kleinlichen Ärger, den jeder Tag bringt, umgeben von Menschen, die dich ohnehin nur zu einem Teil verstehen? Sie können deine Größe nicht sehen, sie sind selbst viel zu klein und unscheinbar dazu.«
    Mythor schloß die Augen.
    Ein furchtbarer Kampf tobte in ihm. Er glaubte Siebentag – Cryton, verbesserte er sich. War es das wirklich wert?
    Mythor wog die Vorteile und die Nachteile ab. Er kam zu keinem Ergebnis.
    Auf der einen Seite die gewaltige Größe des künftigen Lebens, auf der anderen Seite die Erinnerung an die Stunden mit den Gefährten. Was wog schwerer?
    Die Waagschale neigte sich zur einen, dann zur anderen Seite. Mythor grübelte und dachte nach, er zermarterte sich das Hirn – und er kam zu keinem Ergebnis.
    Er nahm wahr, daß er schwitzte. Feine Tropfen standen auf seiner Stirn, seine Bauchmuskeln zogen sich krampfhaft zusammen. In seiner Kehle saß ein Kloß, der ihm den Atem nahm.
    Immer stärker wurde dieser Krampf, und dann setzte ein Ziehen am Hinterkopf ein, das sich von Augenblick zu Augenblick stärker bemerkbar machte. Der Druck auf den Schädel schwoll an. Mythor stöhnte auf.
    Er wußte, daß dies der Augenblick der Entscheidung war. Sie ließ sich nicht aufschieben. Hier und jetzt hatte er seine Wahl zu treffen, und sie fiel ihm entsetzlich schwer.
    Er konnte es am ganzen Leib spüren. Die verspannten Muskeln schmerzten, der Rücken schien bretthart geworden zu sein, die Füße zuckten. Der Atem ging flach, fast keuchend. Das Hämmern in den Schläfen, über den Augen, quälte ihn.
    Wie sollte er sich entscheiden? Welche Wahl war richtig? Noch einmal, gegen den ansteigenden Körperschmerz, wog Mythor die Argumente ab. Es wurde dadurch nicht besser.
    Er spürte, wie eine grenzenlose Traurigkeit ihn ergriff. Tränen erschienen in seinen Augen, rollten ihm über die Wangen. Der Unterkiefer zitterte.
    Mit aller innerer Kraft kämpfte Mythor die Traurigkeit zurück. Es war jetzt nicht der Zeitpunkt dafür. Er mußte nachdenken, eine Entscheidung treffen.
    Das Gefühl kehrte zurück. Mythor war kaum mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Immer heftiger wühlten aufgeputschte Gefühle in ihm, die seinen Verstand

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