Mythor - 124 - Zeichen des Lichts
Schritte entgegen, zögerte jedoch, als sie vor ihm zurückwichen. Mythor setzte nach und trieb ihn mit dem Gläsernen Schwert vor sich her.
»Da habt ihr euren Anführer«, rief er ihnen zu.
Larboo heulte wie ein Wolf. Er taumelte vorwärts, immer auf der Flucht vor der gläsernen Klinge Altons. Er fiel hin, brüllte vor Wut und Haß, raffte sich wieder auf und stapfte weiter durch das träge dahinfließende Wasser.
»Kämpft!« schrie er seinen Leuten zu. »Aeda ist eine Verräterin. Jetzt führe ich euch an.«
Mythor blieb stehen, als Larboo seine Männer erreicht hatte. Rückwärts gehend zog er sich auf die andere Seite des Flusses zurück. Er sah, wie sich der Kreis der Männer, die sich zuerst furchtsam zurückgezogen hatten, enger um Larboo schloß. Der Dämon in ihm tobte und schrie, und das rüttelte die Männer wach. Sie hatten den Besessenen, in dem sie für kurze Zeit ihren neuen Anführer gesehen hatten, umringt – und nun hoben sie die Waffen gegen ihn.
Ein furchtbarer Schrei hallte über die Flußlandschaft.
Mythor wandte sich ab. Er sah, daß Odam und seine drei Krieger wieder zu ihnen gestoßen waren.
»Nichts wie weg von hier«, sagte der Sohn des Kometen. »Wer weiß, ob es sich dieses Räubergesindel nicht noch anders überlegt.«
Sie bestiegen ihre Tokuane und setzten ihren Weg in nördlicher Richtung fort.
»Aeda!« hörten sie einen der Räuber rufen. »Aeda, warum läßt du uns im Stich.«
Die Nykerierin zügelte ihren Tokuan, legte die Hände wie einen Trichter an den Mund und rief zurück:
»Aeda, die Rote, gibt es nicht mehr.
Ich will nur noch eine Nykerierin sein – Aeda, die Steinfrau! «
Sie schloß zu den anderen auf und drängte ihren Tokuan zwischen Sadagar und Necron. Mythor stellte mit einem Seitenblick fest, daß Tobar, der Tatase nicht von Necrons Seite wich. Das behagte ihm nicht recht, wie ihm so manches andere nicht gefiel, das sich abzuzeichnen begann, seit die drei Nykerier zusammengefunden hatten.
Aber bei aller Rivalität, die die drei aus einem anderen, glücklicheren Leben in diese Zeit herübergenommen hatten, gab es etwas, das sie zu einer festverschworenen Gemeinschaft machte: Die Aufgabe, den Dämon Catrox zur Strecke zu bringen und mit dieser Tat ihr Volk von großem Ungemach zu befreien. Die Samtjacken und Messergurte, die sie einheitlich trugen, waren zusätzlich ein äußerliches Merkmal ihrer Zusammengehörigkeit. Tobar unterschied sich schon allein dadurch von ihnen. Sie hatten ihn nur in ihren Bund aufgenommen, weil der Dämon Catrox über seine Heimat Tata herrschte und sie sich von ihm wichtige Informationen erhofften; sie nutzten ihn aus.
Mythor verurteilte Sadagar nicht dafür, daß er sich von ihm absonderte, er fand es nur schade um ihrer alten Freundschaft willen.
*
Sie ritten bis zum Einbruch der Nacht durch, die hier, so nahe der Schattenzone, ganz plötzlich und ohne Dämmerung kam. Ihr Lager schlugen sie absichtlich in der Nähe eines einzelnen Yarls auf, der in einer Senke äste. Der Rückenpanzer des Yarls war frei bis auf ein bescheidenes Häuschen, das dem Yarl-Führer als Unterkunft diente. Das verriet wenigstens, daß es sich um kein Wildtier handelte. Vermutlich gehörte der Yarl einem Fänger, der ihn erst vor kurzem gebändigt hatte.
Es war eine wolkenlose Nacht, die dünne Sichel des Neumonds stand eine Handbreit über der schwarzen Wand der Düsterzone, aber zusammen mit den Sternen spendete er genügend Licht, daß man sich in dem unwegsamen Gelände zurechtfinden konnte.
Mythor bat Odam, ihn zu dem Yarl zu begleiten, um von dem Besitzer einige Auskünfte einzuholen. Bisher hatten sie noch keinen Kontakt zu den Nordlyrern gehabt. Als sie tags zuvor an einem einsamen Gehöft haltgemacht hatten, mußten sie erfahren, daß die Nordlyrer vor Fremden eine Scheu besaßen, die schon an Feindseligkeit grenzte. Aus dem Innern des Hauptgebäudes hatte ihnen eine Männerstimme zugerufen: »Verschwindet, Fremde!« Zu sehen hatten sie niemanden bekommen, und so mußten sie unverrichteter Dinge weiterziehen.
»Du bist noch schweigsamer als früher, Odam«, sagte Mythor auf dem Weg zu dem Yarl und betrachtete Odams Silhouette vor dem Sternenzelt. Die bizarren Umrisse seines Schlackenhelmes erweckten fast den Eindruck, als trage er eine Burg zwischen den Schultern.
»Ich habe alles gesagt«, antwortete Odam einsilbig.
Ja, Odam, den er vor über eineinhalb Jahren bei der Übergabe seiner Braut, Prinzessin Shezad, kennenlernte,
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