Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 131 - Der goldene Strom

Mythor - 131 - Der goldene Strom

Titel: Mythor - 131 - Der goldene Strom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Paul
Vom Netzwerk:
verschwand, nahm Sadagar den Gang, der zum Kommandostand im Bug führte.
    Von draußen war das Heulen eines Sturms zu hören, die Fliegende Stadt schlingerte ein wenig. Sadagar mußte sich an der Wand abstützen, bevor er die Tür zur Brücke öffnete.
    Sein erster Blick galt den beiden Bugfenstern, die die Augen im Widderkopf bildeten; aber durch die wogenden Schleier der Düsterzone war nichts zu erkennen.
    Aus den Augenwinkeln nahm er Caerylls schwach leuchtende Umrisse durch die Wand aus Lebenskristallen wahr. Und er registrierte es wie nebenbei, daß Mythor bewegungslos auf dem runden Steuertisch mit dem Siebenstern lag. Die acht pyramidenförmigen DRAGOMAE-Kristalle lagen zu irgendeinem Gebilde geordnet vor ihm, das Steuerpendel drehte sich unruhig über seinem Kopf.
    Aus den Lebenskristallen kam ein langgezogenes Stöhnen. Aber Sadagar ließ sich davon nicht ablenken. Er merkte auf einmal, daß mit Mythor irgend etwas nicht stimmte. Er hatte die Arme auf den Tisch gestützt, die Hände waren verkrallt. Es war eine unnatürliche Haltung, denn der Kopf lag zu tief zwischen den Schultern, so als werde er gewaltsam auf den Steuertisch gedrückt.
    »Mythor!«
    Sadagar eilte zu dem Freund und blickte in ein fratzenhaft verzerrtes Gesicht mit blicklosen, hervorquellenden Augen. Sadagar versuchte, Mythors Kopf zu heben, aber es ging nicht, denn eine unsichtbare Kraft drückte dagegen.
    »Mythor! Was ist mit dir! Gib mir ein Zeichen!«
    Mythor regte sich nicht, sein Körper schien sich nur noch mehr zu verkrampfen. Da erkannte Sadagar, daß die starren Augen auf die Zauberkristalle gerichtet waren. Mit der Faust schlug er gegen das Gebilde, so daß die acht Kristalle auseinanderstoben.
    Aus Mythors Kehle kam ein gurgelnder Laut. Er bäumte sich auf, sank langsam in sich zusammen und lag dann in dem Sitz, als sei er völlig erschöpft.
    »Alles in Ordnung?« fragte Sadagar.
    »Danke…« Mythor brachte ein schwaches Lächeln zusammen. Er flüsterte: »Es war nicht weiter schlimm. Es hätte uns nie in seine Gewalt bekommen.«
    »Wovon redest du?«
    Mythor hob die Rechte und deutete nach vorne.
    Sadagar folgte der Richtung mit den Augen. Da sah er durch die Bugfenster, wie die düsteren Nebelschwaden auf einmal aufrissen und den Blick auf eine steile, schroffe Wand freigaben.
    Carlumen hielt geradewegs darauf zu!
    »Caeryll, ändere sofort den Kurs!« schrie Sadagar entsetzt. Aber Caeryll rührte sich in den Lebenskristallen nicht. »Wenn wir nicht abdrehen, werden wir an diesem Hindernis zerschellen.«
    Sadagar spürte einen leichten Druck von Mythors Hand auf seinem Arm. Es schien, als wolle er ihn mit dieser Geste beruhigen, ihm signalisieren, daß kein Grund zur Besorgnis bestünde.
    Aber die Fliegende Stadt hielt weiterhin auf das Hindernis zu und näherte sich ihm mit großer Geschwindigkeit.
    »Das ist die Schattenzone!« rief Sadagar. »Aber sie ist an dieser Stelle unpassierbar. Caeryll, du mußt den Kurs ändern!«
    Sie waren schon so nahe, daß Sadagar die Risse und ausgezackten Erhebungen in dem felsenharten Wall sehen konnte. Ein Zusammenstoß schien unvermeidlich zu sein. Noch drei oder vier Atemzüge, noch zwei…
    Plötzlich wurde der Bug von Carlumen durch eine unsichtbare Kraft angehoben. Die zerklüftete Steilwand glitt darunter hinweg, als die Fliegende Stadt den Widderkopf fast senkrecht in die Höhe richtete.
    Gerettet! dachte Sadagar. Aber er hatte sich zu früh gefreut. Noch war die Gefahr nicht gebannt. Plötzlich erscholl ein Dröhnen, als Carlumen mit dem Kiel den kristallharten Untergrund berührte. Durch die Fliegende Stadt liefen bebenartige Erschütterungen. Doch statt daß die Fahrt dadurch gebremst wurde, wurde sie immer rasender.
    Sadagar konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten, vor seinen Augen verschwamm alles, das Dröhnen in seinen Ohren schwoll zu einem hohen Kreischen an.
    Und dann verstummten alle Geräusche, und Stille kehrte ein. Sadagar meinte zuerst zu schweben, aber auf einmal hatte er das Gefühl, daß er kopfstehe.
    »Kleiner Nadomir, steh uns bei!« rief er unwillkürlich aus, als er erkannte, daß Carlumen, wie vom Katapult geschleudert, von dem Untergrund abgehoben hatte und sich im freien Raum überschlug.
    Sadagar stand wirklich für die Dauer eines Atemzuges kopf, doch noch bevor er zur Decke hinunterstürzen konnte, drehte sich die Fliegende Stadt wiederum herum, so daß das Oben und Unten wieder stimmte.
    Sadagar taumelte und stützte sich am Steuertisch ab. Da

Weitere Kostenlose Bücher